Dwiki Dharmawan
– Hari Ketiga Dwiki Dharmawan gehört zu den begabtesten und gefeiertsten Musikerpersönlichkeiten Indonesiens: ein Multi-Genre-Keyboarder, ein erfahrener Komponist und Produzent und ein gewissenhafter Friedensaktivist, der sich gleichermaßen für den Erhalt der Umwelt einsetzt. So beschreibt sich der indonesische Musiker auf seiner Internetseite selbst. Er ist bereits seit 30 Jahren tätig und veröffentlichte Ende 2020 sein neuestes Album „Hari Ketiga“ beim MoonJune-Label. |
||||
Aufgenommen
wurde das Album am 17. Mai 2017 (dem 55. Geburtstag von Labelchef Leonardo
Pavkovic) an den magischen Schauplätzen von La Casamurada in Spanien.
„Hari Ketiga“ wird von Leonardo selbst als eines der besten Alben
angesehen, die jemals auf MoonJune Records veröffentlicht wurden. Die
ausführlichen Linernotes im 28seitigen Booklet von Hari Ketiga präsentieren
sich als Logbuch einer Reise von der Erde zum Mond und darüber hinaus, um
mit Musik aus fernen Planetensystemen in Kontakt zu treten. Unterteilt
ist das Album in neun Akte, von denen die ersten drei mit Laufzeiten von
13:49 bis 34:02 Minuten Spielzeit den ersten Silberling füllen. Die
zweite CD beinhaltet dann die weiteren sechs Parts mit Laufzeiten zwischen
6:52 und 19:23 Minuten Länge. Gestartet
wird auf der Erde mit dem 28:22minütigen „Act I Earth“. Zunächst ist
eine sanfte, akzentuiert gespielte Pianomelodie zu hören, in die sich
helle Cymbal-Klänge mischen. Nach nicht ganz zwei Minuten kommt dann
neben Schlagzeug auch Gesang hinzu, der in italienischer Sprache gesungen
wird. Jetzt wird eine schöne Atmosphäre aufgebaut, die zwischendurch
durch schräge Klänge unterbrochen wird. Jazzig wird es dann nach einigen
Minuten, ohne aber den harmonischen Fluss zu unterbrechen. Sanfte ruhige
Momente treffen auf herrliche Melodiebögen, spacige fast hymnische
Passagen und jazzig/experimentelle Klänge. So fügt Dwiki im letzten
Drittel ein treibendes Pianosolo hinzu, das teils eruptiv ausbricht. Dies
führt dann aber wieder in eine sehr akzentuiert gespielte Pianopassage
mit elektronischen Effekten, die an Science Fiction-Soundtracks erinnern,
in denen sich ein Raumschiff in den Weiten des Alls verliert. Weiter
geht es mit dem 34minütigen „Act II The Man“, das mit sphärischen,
elektronischen Sounds und Piano sowie Stimmeffekten beginnt. Das hat was
mystisches, vor allem wenn dann die düsteren Gitarrensounds aufkommen.
Auch hier kommen wieder Stimmen auf, dieses Mal aber in Englisch
gesprochen. Die Band wechselt im Verlauf immer wieder die Sprache. In
diesem Stück kommen einige sehr jazzig/experimentelle Passagen auf, die
teils etwas verstörend wirken. Das liegt vor allem auch an dem
gekreischten Gesang. Dann wechselt die Band wiederum zu akzentuierten
Passagen und stimmlichen Sounds, die an Theatermusik denken lassen. Als
drittes kommt dann das 13:49minütige „Act III The Event Horizon“ an
die Reihe, das sich von einer sehr harmonischen Seite zeigt. Im weiteren
Verlauf kommen dann auch jazzig gespielte Passagen hinzu. Der Fokus liegt
hier aber auf der Melodie/Harmonie. Die
zweite CD beinhaltet dann die Acts IV bis IX, die alle den Charakter
dieser Reise durchs Universum musikalisch umsetzen. Vom 19:23minütigen
„The Loneliness Of Universe“, das streckenweise durch seine
elektronischen Klänge sehr sphärisch wirkt, dann aber auch treibende,
fast eruptive, jazzrockige Passagen aufweist, bis zum abschließenden
11:24minütigen „The Memory Of Things“, das über weite Strecken vom
Pianosound bestimmt wird, reicht dieser zweite Silberling. „Hari
Ketiga“, mit dem uns der indonesische Tastenvirtuose Dwiki Dharmawan auf
eine musikalische Reise mitnimmt, ist ein spannendes Werk aus dem Hause
MoonJune Records. Die Protagonisten Dharmawan, Savoldelli, Reuter und
Sirkis agieren traumwandlerisch und erzeugen so eine geheimnisvolle
Stimmung. Dabei wechseln sie von sehr melodiösen bis hin zu
experimentellen und sehr jazzigen Passagen. Für Jazzfreunde ist das ein
wahres ein Fest. Aber auch nicht Jazzbegeisterte finden in diesem Album
sehr schöne Momente. Stephan Schelle, März 2021 |
||||