Die gestiefelten Zwerge – Zallelujah!
 

Die gestiefelten Zwerge – Zallelujah!
Eigenproduktion www.die-gestiefelten-zwerge.de (2009)
(17 Stücke, 56:34 Minuten Spielzeit)

Mit „Zallelujah!“ kommt eine CD auf den Markt, die lupenreinen Deutschrock mit lustigen Texten verbindet. Aus der Düsseldorfer Deutschrock-Band Landplage, zu denen im Jahr 2001 Bassist Andreas „Schwamy“ Schwamborn und Keyboarder Jörg „Mocki“ Mokros (letzterer war auch bei Musixx And The Crazyy Hornzz und Toni Moff Mollo’s Post-Grobschnitt-Band Razzia an den Keyboards zu hören war) stießen, ging nach ihrer Auflösung die Gruppe Die gestiefelten Zwerge hervor. Die beiden oben genannten machten mit ihren Landplagekollegen Burkhard Schulz (Schlagzeug) und Andreas Baumert (Gitarren) unter dem neuen Namen weiter. 


Als Marschroute legten sie deutsche Rockmusik mit humorvollen Texten und kreativer Bühnenshow, die aus bunter Deko und schrillen Kostümen bestehen sollte, fest. Bereits im Jahr 2003 kam ihr gleichnamiges Debütalbum in Form eine PromoCD heraus, auf das nach sechs Jahren nun der Nachfolger „Zallelujah!“ folgt. Da ich das Debüt nicht kenne, beschränke ich mich hier auf diese neue Veröffentlichung, die im Spätsommer 2009 erscheint.

Das erste, was auffällt, ist das im Comicstil gehaltene 12seitige Booklet, dessen Zeichnungen schon sehr humorvoll gestaltet sind. Und dieser Spaß spiegelt sich dann auch in den Texten von Songs wie „Alles Schlampen außer Mutti …“, „Klugscheißer“, „Hamster“ und weiteren Titel wider.

Musikalisch wird erdiger Rock, der auch mal schlagerhaft, dann wieder recht proggig (in Richtung Pink Floyd oder IQ), im nächsten Moment nach Krautrock klingt, geboten.

Los geht es mit dem 1:39minütigen humorvollen Einspieler „Am Anfang war das ‚Z’“, das eine Art musikalisches Hörspiel darstellt und an die Bibel angelehnt die Story der gestiefelten Zwerge erzählt, die vom Herrn als seine vier Erzbengel zur Rettung auf die Erde gesandt werden. Als Zeichen gab er ihnen das „Z“. Mit unterschiedlichen Stimmlagen werden hier verschiedene Charaktere gesprochen. Von diesem Opener geht es dann nahtlos in den ersten Song „HiHo …“ über, in dem sich die Zwerge vorstellen. Das geht musikalisch im Hardrock-Stil der 70’er über die Bühne. Während die Musik perfekt aus den Boxen kommt, wird hier deutlich, dass der Gesang ein kleiner Schwachpunkt der Band ist (alle vier sind übrigens am Mikro zuhören), da er etwas gedrückt rüberkommt, trotzdem aber einen gewissen Charme hat.

Es folgt „Klugscheißer“, dass mit einer sehr lustigen Einspielung beginnt und musikalisch eine Mixtur aus Melodic-/Classikrock und Hardrock á la Deep Purple und AC/DC (man höre den Gitarrenriff) darstellt und mit sehr schönen eingestreuten Perkussion versehen ist. Ein toller Song. „B-B-B-Baby“ ist ein Rocksong, der wie eine Mischung aus Classicrock, Franz K und Spider Murphy Gang anmutet. In „Drei kleine Schnitte“, das wieder wie ein 70’er Classicrock-Titel beginnt, finden sich in der Mitte tolle Soli (darunter eine proggige Gitarrenvariante von Michael Jacksons „Beat It“) und Passagen, die an Prog der Marke IQ oder Pendragon erinnern. Ein sehr abwechslungsreicher Song.

„Clara“ klingt wie NDW/Schlager, während „Alles Schlampen außer Mutti …“ wieder Deutschrock mit proggig/krautrockiges Passagen verbindet (er wird nach dem Intro mit proggigen Gitarrenriffs der Marke IQ eingeleitet), die mich an Martigan erinnern und „Schokolade“ ein Song im NDW-Stil von Geier-Sturzflug ist. „Mädchen“ ist eine Art Rock ’N’ Roll / Swing / Bebop, der gesanglich eine Spur Erste Allgemeine Verunsicherung hat und „Tiertod“ hat was von Rammstein (vor allem vom Gesangsstil), ohne dass der Song aber die brachiale Urgewalt des „Originals“ aufweist (echt klasse gemacht).

In „Der Prophet“ kann sich Mocki zunächst Keyboardmäßig im Stile von Moody Blues austoben, dann aber ändert sich der Stil und es entwickelt sich ein Song der auch aus der „Rocky Horror Picture Show“ hätte sein können. In „Hamster“ fragt sich die Band, „was passiert, wenn ein Hamster in der Mikrowelle spielt?“ und mit dem Titelsong endet das Album dann proggig/krautrockmäßig. Für den guten Sound hat übrigens der Hagener Soundmagier Eroc gesorgt.

Diese Eigenproduktion bietet für 10,00 Euro plus Porto und Verpackung eine große Portion humorvollen Deutschrock, der musikalisch eine Menge an guter Songs bietet, die einfach nur Spaß machen und darüber hinaus eine Reihe von Anleihen an andere Gruppen aufweist. Ich bin sehr gespannt, wie die Jungs dieses Spaßfeeling auf der Bühne live rüberbringen. Die vier scheinen ihre Vorlieben für die unterschiedlichsten Musikstile in die Songs eingebunden zu haben, das macht die Scheibe sehr abwechslungsreich und bietet für jeden Geschmack das Richtige. Und für einen Zehner ist die Scheibe auch noch sehr preiswert. Wer mehr wissen will, der kann sich über die Homepage www.die-gestiefelten-zwerge.de informieren.

Stephan Schelle, September 2009

   

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