Devin Townsend - Synchestra
 

The Devin Townsend Band - Synchestra
InsideOut/SPV (2006)
(14 Stücke, 65:28 Minuten Spielzeit)

Eröffnet wird das überraschend eingängig gewordene Album des kanadischen Gitaristen Devin Townsend von einer akustischen Gitarre, die ruhige Akkorde zu einer sanften Stimme bietet. Das ganze entwickelt sich zu einer wundervollen, sehr voll arrangierten Ballade, die den Hörer in dieses ungewöhnliche und schöne Album hineinzieht. Begleitet von Naturgeräuschen und Kinderlachen geht es mit einer Art Gitarrenouvertüre weiter, zunächst akustisch, dann schwermetallisch, aber stets melodisch. „Triumph“ geht mit Stimme und kratzenden Gitarrensounds daraus hervor und entwickelt sich zu einem sehr emotionalen Rocksong, arrangiert aus den Gitarrenakkorden, schwebenden Keys und der Stimme.


Dann werden wir in eine Polka aus Orgel und Gitarrensounds geworfen. „Babysong“ dürfte wohl der untypischste Song sein, und doch gefällt er, weil er so wuchtig und melodisch ist. In den eher akustischen Zwischenparts fühlt man sich an XTC oder gar an die seligen Beatles erinnert. Auch „Vampolka“ ist sehr ungewöhnlich, ein Interlude das seltsam fernöstlich mit Surfanklängen daher kommt. „Vampira“ hingegen ist ein Heavysong, der auch sehr melodisch ist, aber wohl noch am typischsten für Devin sein könnte. Doch dann überraschen schon wieder hymnische Klänge, eine entfernte Gitarre und entrückte Gesänge, die uns in „Mental Tan“ ziehen. Doch die zwei Minuten Ruhe sind trügerisch, denn Gitarrenstürme ziehen uns in den (Heavy)Rocker „Gaia“, der dunkel ist, aber mit mächtigen Perkussionen und straightem Schlagzeug sehr treibend ist. Schöne Gitarrensolis und Harmoniegesänge veredeln diesen Rocker.

Ein stumpfes Schlagzeug, eine seltsame Gitarre und schräge Gesänge eröffnen das mystische „Pixllate“. Die Gitarren werden dumpf und schwermetallisch, aber die Stimmung bleibt seltsam. Später donnert ein schweres Gitarrengewitter und eine Frauenstimme wirkt als Kontrast zu den aufkommenden Deathmetalgrinds. Bombastsich! Auch „Judgemant“ beginnt mit Heavygitarren, die jedoch im Hintergrund hallen, im Vordergrund liegen der Gesang und die sphärischen Keyboards, dann brechen die Gitarren durch, aber der Schwebezustand bleibt erhalten, bis dann Bass, Schlagzeug und Gitarren straffer werden und fiese Grinds einsetzen, die sich ein Gefecht mit dem Gesang liefern. Klingt mächtig und bitterböse, endet aber wieder hymnisch und ist gut dosiert. Das aus diesen Gitarrenklängen entstehende „A Simple Lullaby“ besteht aus eben diesen hallenden Gitarrenschleifen und Stimmensounds. Daraus entsteht ein sehr kraftvolles Stück Gitarrenmusik, das zwischen Pink Floyd und Heavy Metal hin und herwiegt.

Nach den letzten mitunter schwermetallisch und finster klingenden Tracks bricht mit „Sunset“ der Himmel wieder auf. Eine schöne Gitarre, ein freundlicher Rhythmus, weiche Keyboards bieten den Grund für ein toll arrangiertes Stück Rockmusik. „Notes For Africa“ stampft dann noch mal richtig los, begleitet von hymnisch jubilierenden Gitarren wird es richtig euphorisch. Die Chorusgesänge muten dann auch afrikanisch an. So wird ein sehr außergewöhnliches Album beschlossen mit wilden Rhythmen und schräg schönen Gitarrenklängen. Dann folgen wieder die Naturgeräusche vom Anfang, und wer etwas wartet bekommt noch einen zusätzlichen, nicht auf dem Cover erwähnten Track geboten.

Der Devin Townend Band ist ein außergewöhnliches Rockalbum gelungen, in dem unwahrscheinlich viele unterschiedliche Einflüsse zu einem sehr homogenen und auch eingängigen Album zusammengeführt werden. „Synchestra“ hat hohen Unterhaltungswert und wird auch vielen Hördurchgängen standhalten, da es immer was Neues zu entdecken gibt.

Wolfgang Kabsch

   

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