DeeExpus – King Of Number 33

DeeExpus – King Of Number 33
earmusic / edel (2012)
(5 Stücke, 53:12 Minuten Spielzeit)

„King Of Number 33“ ist bereits das zweite Album der britischen Progressive Rock Formation DeeExpus um ihren Mastermind Andy Ditchfield. Nach dem 2008’er Debütalbum „Halfway Home“ erscheint ihr Zweitling am 23.03.2012. Das Album wurde in der Besetzung Andy Ditchfield (Gitarre, Keyboards, Gesang), Tony Wright (Gesang), Mark Kelly (Keyboards), Steve Wright (Gitarre), John Dawson (Bass) und Henry Rogers (Schlagzeug) eingespielt.


Wem bei der Besetzung der Name Mark Kelly aufgefallen ist, der hat richtig hingeschaut, denn hierbei handelt es sich um keinen geringeren als den Marillion-Keyboarder. Es war nur eine Frage der Zeit, bis DeeExpus-Mastermind Andy Ditchfield und Marillion-Keyboarder Mark Kelly aufeinander treffen mussten. Im Oktober 2011 entschied sich Mark Kelly bei DeeExpus einzusteigen. Nachdem sich Marks Hauptband Marillion in den letzten Jahren mehr und mehr Richtung Art-Rock entwickelt hat, kehrt der Keyboarder mit DeeExpus zu seinen NEO-Prog-Wurzeln zurück. „DeeExpus ist das erste Projekt seit 1994, an dem ich außerhalb von Marillion arbeite“, sagt der Musiker. „Es war eine großartige Erfahrung, mit der Band „King Of Number 33“ aufzunehmen und ich freue mich sehr, dass earMUSIC dieses Album weltweit veröffentlicht; so bekommt es die Aufmerksamkeit, die es verdient.“

Auch wenn der CD-Player zehn Stücke anzeigt, so sind es doch nur fünf Tracks, denn das Herzstück, das fast 27minütige Titelstück, ist in sechs Parts unterteilt, die alle einzeln angewählt werden können. Die CD startet aber mit dem fast siebenminütigen „Me And My Downfall“. Dieser erste Song geht gleich gut ins Ohr, denn die proggige Melodie und die sehr einfühlsame Gesangsstimme von Tony schmeicheln dem Hörer. Gewürzt wird das Ganze durch knackige Hardrock-/Metalriffs im Refrain. Das klingt nach modernem Prog-Rock. Ein schönes Gitarrensolo im Mittelteil gibt es noch als Zugabe.

Es folgt das zarte und zerbrechlich wirkende „Maybe September“, das durch atmosphärische Sounds und eine Pianomelodie bestimmt wird. Im zweiten Teil sorgen dann Gitarren und Schlagwerk wieder für einen rockigen Progsound. In diesem Stück darf dann Mark an seinen Keyboards mit einem Solo glänzen bzw. geht in ein Zwiegespräch mit der E-Gitarre. Wer 70’er-Jahre Prog mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Eine Kinderstimme und eine Spieluhr leiten in den Instrumentaltitel „Marty And The Magic Moose“ ein. Hier klingen die Keyboardsounds eine Spur nach Wave. Doch sobald die Heavy Gitarren und das Schlagzeug einsetzen, haben wir es mit einem knackigen Rocksong zu tun. Ruhige, sanfte Passagen wechseln sich mit treibenden, druckvollen ab, so dass ein hoher Spannungsbogen erzeugt wird.

Das folgende Titelstück beschreibt den Niedergang eines lokalen Exzentrikers aus Sänger Tony Wrights Kindheit, angefangen von der Besessenheit des Irren für Linienbusse bis zu seiner Manie für die Könige und Königinnen von England. Das Stück ist wie eine Geschichte mit unterschiedlichen Sounds, Geräuschen und einer erzählerischen Stimme aufgebaut, was diesen Longtrack sehr stimmig macht. Die einzelnen Parts sind aber so strukturiert, dass sie auch allein funktionieren. Gerade in diesem Longtrack zeigt sich die typische Spielart von Mark Kelly, der ein ums andere Mal mit herrlichen Soloeinlagen glänzt (die anderen Mitglieder allerdings glänzen hier aber auch).

Den Abschluss bildet dann das mehr als siebenminütige „Memo“ bei dem als Gastmusiker Nik Kershaw den Gesangspart übernimmt. Wer kennt nicht mehr seinen Hit „Wouldn’t It Be Good“? Nach wenigen Momenten hat man seine Stimme erkannt, die eine andere Stimmlage wie Tony aufweist. Dieser Song mit Nik am Mikro passt sich aber sehr gut ins Gesamtkonzept des Albums ein und wirkt nicht störend, ganz im Gegenteil. Der Song, der zwischen Progrock und Popnummer hin- und herpendelt, schraubt sich ebenfalls schnell in die Gehörgänge.

Ich kenne zwar das Debütalbum von DeeExpus nicht, jedoch überzeugt mich ihr zweites Album auf ganzer Länge. Sehr schöne Melodien, die teilweise unter die Haut gehen, wechseln sich mit knackigen Rhythmen ab. Und auch „Memo“ mit Nik Kershaw am Mikrophon macht eine ausgesprochen gute Figur. Alle Progressive-Rockfans (und Marillion-Fans sowieso) sollten sich dieses Album zulegen.

Stephan Schelle, März 2012

   

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