Davide Ronfetto - Enlightening Nights, Darkening Days
Luminol Records (2023)
(8 Stücke, 53:08 Minuten Spielzeit)

Davide Ronfetto ist ein professioneller Musiker, Komponist und Lehrer, der in einem kleinen Bergdorf im Nordwesten Italiens geboren und aufgewachsen ist. Zwar handelt es sich bei „Enlightening Nights, Darkening Days“ um Davides erstes Soloalbum, doch ist er kein Neuling im Musikgeschäft. Er war Mitglied der Band Rustfield und hat darüber hinaus auch schon mit anderen Musikern zusammengespielt.


Ronfetto sagt über das Album: „Enlightening Nights, Darkening Days“ ist ein Wendepunkt für mich. Ich wollte etwas Eigenes schaffen, das mich besser repräsentiert, das intimer und persönlicher ist, auch in den Texten. Im Laufe der Jahre habe ich mich aus verschiedenen Gründen von aggressiveren Genres entfernt und versucht, einen Raum zu finden, in dem ich etwas erzählen kann, sogar über mich selbst. Die Farben der Gitarren, des Mellotrons, der Orgeln und des Klaviers, die Gesangsharmonien, all das sind Sprachen, die schon in anderen Projekten teilweise vorhanden, aber immer ein bisschen zweitrangig waren. Jetzt sind sie der narrative Plot, der alle Songs verbindet.

Meine Entscheidung, fast ausschließlich Bassgitarre zu spielen, hat verschiedene Gründe. Mir wurde klar, dass die Gitarre nicht mehr zu mir gehört, wenn auch nur am Rande. Ich erkannte auch, dass die instrumentale Sprache, die ich mir angeeignet hatte, nicht das war, was ich für dieses Projekt wollte. Andererseits zwang mich ein Problem mit einer Hand dazu, meine gesamte Technik und meine Positionen zu überprüfen und alternative Lösungen zu finden. Auch aus der Veränderung der Technik und der Herangehensweise ist diese Platte entstanden. Der andere Sprung ins Ungewisse war der Gesang. Ich habe schon immer gesungen, seit ich ein Kind war, war Teil verschiedener Chöre, A-Capella-Gruppen, habe sogar Chöre geleitet, aber nie wirklich solo gesungen. Aber ich dachte, wenn ich sagen muss, was ich in mir trage, kann ich nicht anders, als es mit meiner Stimme zu sagen.

Bei den acht Stücken auf „Enlightening Nights, Darkening Days“, auf denen er neben dem Gesang auch Bass gespielt hat, holte er sich Unterstützung von Bassist Colin Edwin (ex- Porcupine Tree und O.R.k), Heather Findlay (u. a. Odin Dragonfly, Ayreon), Edmondo Romano (PFM, New Trolls), Keyboarderin Elisa Montaldo (Motus Laevus, Il Tempio Delle Clessidre, VLY) sowie mit Schlagzeuger Omar Maiorano und dem Gitarristen Gabriele Tiezzi weitere langjährige Freunde aus der italienischen Musikszene.

Die Zusammenarbeit mit Heather und Colin war nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein menschliches Vergnügen. Sie sind zwei fantastische Menschen, sympathisch und mit einer ganz eigenen musikalischen Identität. Ich freue mich, dass sie mitgemacht haben. Elisa hat einen fantastischen Job gemacht und ist seit den ersten Entwürfen der Songs in das Projekt eingebunden. Sie hat immer aus der Ferne gearbeitet. Edmondo und ich sind bei unserem zweiten Projekt, und er weiß genau, wie er das, was mir vorschwebt, in Musik umsetzen kann. Es sind fantastische Musiker wie Gabriele und Omar, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite und das Glück habe, sie als Freunde bezeichnen zu können.

Gestartet wird mit dem 5:06minütigen „Night City Lights“. Gitarre und Gesang verbreiten gleich ein sehr proggiges Ambiente. Das Stück dockt an Prog der 70’er wie auch an Neo-Prog an. Nach nicht ganz einer Minute bringt das Schlagwerk mehr Druck ins Spiel und das Stück entwickelt sich zu einem mitreißenden Song. Herrlich auch das Keyboardsolo, das ein wenig an Rick Wakeman erinnert. Das ist ein klasse Einstieg in dieses Progalbum.

Dem folgt das 6:17minütige „Absent“, das mit mysteriösen Keyboardklängen beginnt, sich dann zu einem sanften Song mit herrlichen Mellotronklängen mausert. Eine Progballade, die zum Ende hin an Dynamik gewinnt. Im 5:48minütigen „Under The Rain“ kommt dann Gastbassist Colin Edwin (ex-Porcupine Tree) zum Einsatz. Das druckvolle Stück erinnert vor allem in den ersten, druckvollen Momenten an Porcupine Tree, wechselt dann aber in einen sehr atmosphärischen Part, sobald der Gesang einsetzt. Erst im Mittelteil lassen die Musiker wieder alle Zügel los um mit Druck erneut einen Kontrapunkt zu setzen.

Mit zehn Minuten Spielzeit ist „Four Notes Of Shame“ das längste Stück des Albums. Hier startet Davide mit einer Pianopassage, an die sich Neo-proggige und teils kraftvolle Passagen anschließen. Der Hauptteil ist aber wieder sehr sanft und melodiös angelegt. Wie bei einem guten Longtrack üblich, finden sich in diesem Stück Struktur-, Melodie- und Rhythmuswechsel. Mit Akustikgitarre und Piano startet dann das 7:34minütige, balladeske „Love Moan“, das stilistisch gen Italo-Prog weist.

Im abschließenden, verträumten, 6:37minütigen „Hidden Glade“ tritt dann Heather Findlay neben Davide ans Mikro. Ihre sanfte Stimme passt sich perfekt dem Song an. Beide Stimmen passen dabei sehr gut zusammen.

Die Songs auf Davide Ronfetto’s Album „Enlightening Nights, Darkening Days“ bewegen sich im Stile des 70’er Jahre Prog und Neo-Prog. Alles ist sehr harmonisch und ohne Ecken und Kanten eingespielt. Da steht das Wohlgefühl an erster Stelle. Damit erfindet Davide zwar den Progrock nicht neu, hat aber eine sehr angenehm ins Ohr gehende Scheibe eingespielt.

Stephan Schelle, Februar 2023

   

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