David Bowie – Zeit! 77 - 79

David Bowie – Zeit! 77 - 79
EMI (2013)
(51 Stücke, 200:18 Minuten Spielzeit)

Nach den „goldenen Jahren“, in denen David Bowie einige Hits zu verzeichnen hatte, verschlug es den Briten in der letzten Dekade der 70’er Jahre in die zweigeteilte deutsche Stadt Berlin. In dieser Zeit ließ sich Bowie nicht nur vom musikalischen Zeitgeist, der die Großstadt durchzog beeinflussen, auch Brian Eno eröffnete ihm neue Klangstrukturen, die durch elektronische Gerätschaften erzeugt wurden. Und nicht zuletzt die gemeinsame Zeit die er mit Iggy Pop in Berlin verbrachte, hatte weiteren Einfluss auf seine drei Studioalben, die Ende der 70’er erschienen und die „Berlin-Trilogie“ darstellen.


Genau diese drei Studioalben sowie das Livealbum „Stage“ aus dem Jahr 1978 erscheinen Anfang Mai gemeinsam bei EMI in einer Pappbox. Die insgesamt fünf CDs umfassende Box trägt den Namen „Zeit! 77 - 79“. Die CDs sind jeweils in Jewelcases verpackt und haben allesamt ein mehrseitiges Booklet. Die Studioalben liegen in der remasterten Fassung aus dem Jahr 1999 vor und enthalten keine Bonustracks. Beim Livealbum „Stage“ handelt es sich um die 2005’er Version.

Nach dem erfolgreichen „Station To Station“ wirkte das erste „Berliner“ Album „Low“ noch synthetischer und experimenteller. Das Werk warf mit „Sounds And Visions“ aber einen veritablen Hit ab. Dieser stand im Kontrast zu einigen düster wirkenden Elektroniktiteln und von Punk und Wave angehauchten Nummern. Somit erfand sich Bowie wieder neu. In England brachte es „Low“ aber immerhin auf Platz 2 der Albumcharts und ist damit das erfolgreichste aus dieser Trilogie.

Das zweite Album „Heroes“ konnte den Erfolg von „Low“ fast erreichen, platzierte es sich doch auf den dritten Rang der britischen Albumcharts. Und mit dem Titelstück enthielt es einen sehr markanten und erfolgreichen Song, der zum Evergreen wurde und auch heute noch im Radio zu finden ist. Stilistisch führte Bowie seinen Weg, den er mit „Low“ begonnen hatte auch auf „Heroes“ weiter fort. Auch hier finden sich (auf der damaligen LP auf der A-Seite Songs und auf der B-Seite Instrumentaltitel) unterschiedliche Stücke. Die Instrumentals sind wieder recht synthetisch/elektronisch gehalten - der Einfluss von Brian Eno kommt hier besonders zur Geltung. Teils wirken Stücke wie „Sense Of Doubt“ recht düster oder ambient wie in „Moss Garden“.

Als drittes Studioalbum findet sich dann noch „Lodger“ im Paket, das weniger elektronisch ausgefallen ist, wie die zwei Vorgängeralben. Insgesamt wirkt die Platte auch wesentlich eingängiger, melodiöser und kommerzieller. Mit „D.J.“ und „Boys Keep Swinging“ waren aber nur kleinere Charterfolge auf dem Album enthalten.

Neben diesen drei Studioalben gibt es dann noch die DoppelCD „Stage“, die während Bowie’s 78’er Welttournee mitgeschnitten wurde. Neben Liverversionen von Stücken der Alben „Low“ und „Heroes“ finden sich auch Hits wie „Fame“ und „Station To Station“ sowie Klassiker der Marke „Ziggy Stardust“ im Liverepertoire wieder. Diese Livescheibe rundet das schöne Paket ab. Einziger Kritikpunkt: es hätten auch einige Bonustitel auf den Silberlingen Platz gehabt.

Wer die Alben der „Berliner Ära“ des britischen Ausnahmemusiker David Bowie nicht hat, der bekommt mit diesem Paket alle diese Alben zu einem recht günstigen Preis. Die EinzelCDs sind dabei in JewelCases (also wie die Einzelstücke auch) verpackt und in einem Pappschuber zusammengefasst. Da keine Bonusstücke enthalten sind und sich die Veröffentlichung auf die remasterten Versionen der Jahre 1999 und 2005 beschränken, ist dieses Paket auch weniger an den Fan, als mehr an den Rockfreund adressiert, der die Alben noch nicht in seinem Plattenschrank hat. Sehr lohnenswert.

Stephan Schelle, Mai 2013

   

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