Curfew Meets Isgaard – The Trip

Curfew Meets Isgaard – The Trip
FlatEarthMusic / RoughTrade (2011)
(12 Stücke, 53:25 Minuten Spielzeit)

Auf dem am 20. Mai 2011 erscheinenden Album Curfew Meets Isgaard, kurz CMI, gehen das Ambient-, Chill-Out-, Trip-Hop-Projekt Curfew und die deutsche Sängerin Isgaard eine Kollaboration ein. Die letzten Alben von Curfew („Inside“) und Isgaard („Wooden Houses“) kamen beide im Jahr 2008 auf den Markt. Isgaard Produzent Jens Lück und Curfew Mastermind Sönke Prigge trafen sich im Sommer 2010 im Art of Music Studio, Hamburg, spielten sich gegenseitig die Alben vor und waren schlichtweg begeistert. Sofort entstand die Idee einer Zusammenarbeit für ein brandneues Album, das nicht einfach Isgaard oder Curfew sein sollte, sondern eine Mischung beider Stile mit Isgaard als Frontfrau.


Herausgekommen ist das Album „The Trip“. Nachdem Sönke nach England gezogen war, hatte sich seine Musik deutlich in elektronische Richtung verändert, vielleicht weil er in vielen Bands als Keyboarder tätig war und eine ganze Sammlung von Synthesizern und Samplern besitzt. Seine Einflüsse sind u. a. Kraftwerk, Massive Attack, Tangerine Dream und, ja, tatsächlich: Genesis.

Jens hat eine große Affinität zu klassischer Musik und experimentellem Pop. Dabei faszinieren ihn immer wieder majestätische Streicherarrangements durchsetzt mit Weltmusik-Elementen. Durch seine Ausbildung als klassischer Pianist und später als Rock-/Pop-Drummer hat er seinen eigenen Stil entwickelt. Seine stärksten Einflüsse sind Peter Gabriel, Pink Floyd, Anton Bruckner. Er hat auch als Produzent und Komponist an zahlreichen Alben und Filmmusiken mitgewirkt.

Musikalisch gehen auf diesem Album Isgaard (Gesang), Sönke Prigge (Keyboards, Gitarren, Bass) und Jens Lück (Keyboards, Schlagzeug, Backgroundgesang) ans Werk. Sie werden noch bei vier Songs von Jan Petersen (er ist Gitarrist bei der deutschen Band Sylvan) an der Gitarre unterstützt.

Los geht es mit dem Titelstück, das zeigt, in welche Richtung es auf dem Album geht. Trippige Rhythmen starten in diesen ersten Track. Das ist intelligent gemachte Popmusik, die schnell gefangen nimmt. Klingt der Beginn durch Isgaards zarte Stimme noch nach ihrem Solowerk, so ändert sich dies nach einigen Momenten, wenn der Sound druckvoller und voluminöser wird. Irgendwie hat die Struktur des Songs etwas von Kate Bush.

Es folgt mit „Snowflakes In June“ die erste Singleauskopplung aus der CD in der Albumversion (dieser Song ist als Bonus noch im Single Edit ans Ende der CD gestellt). Der Song startet mit Piano und Keyboardsounds, auf die Isgaard ihre feenhafte Stimme setzt. Das erinnert zunächst noch an ihr Soloalbum oder ihre Zusammenarbeit mit Christopher von Deylen aka Schiller. Sehr gut gefallen mir der vielschichtige Gesang in diesem Stück sowie die Melodie und der treibende Rhythmus. Ein Song der sich sofort im Ohr festsetzt und nicht so leicht wieder entschwinden will. Das Highlight des Albums.

Ganz anders stellt sich „Miss Fate“ dar, eine wunderbare Ballade mit Akustikgitarre untermalt. In diesem Stück wirkt Isgaards Stimme unglaublich zerbrechlich. In „Waves“ wird es dann wieder elektronischer. Stilistisch werden Ambient, traditionelle Elektronik und tanzbare Rhythmen miteinander zu einer loungartigen Melange vereint. Isgaard weicht in diesem Stück streckenweise von ihrem zarten Gesang ab und klingt mehr wie eine Rocksängerin ohne allerdings harte Züge anzunehmen. Das gefällt mir sehr gut.

Mit 7:18 Minuten Spielzeit ist „2011 (And Now The Ice Is Melting Under My Feet)“ der längste Song des Albums. Dieser beginnt zunächst sehr ambient und geht unter anderem in einen recht klassisch wirkenden Teil über. Es folgt ein balladesker Part, der recht hymnische Züge annimmt, um im späteren Verlauf sehr rhythmisch zu werden. Das klingt nach Soundtrack oder Kopfkino. Mit Opernhaftem Gesang und einer einfühlsamen Melodie geht es dann in „Turn Around“ weiter. Electropop gibt es in „Wo bist du“, einer Nummer in der Isgaard – entgegen dem Titel - Französisch singt. Recht rockig wirkt „At Night“ (ein Titel der aus dem Album heraussticht), während „Time“ mit seinem an Peter Gabriel erinnernden Rhythmus wieder unter die Haut geht. Die Stimmsamples am Anfang und am Ende von „Time“ geben dem Stück noch einmal etwas ganz Besonderes.

Eine weitere Akustik-Gitarren-Ballade kommt mit „Precious World“, bei der sich Isgaards Stimme unterstützt von den Gitarrenklangbildern unter die Haut schiebt. Dann kommt mit „Words“ noch mal eine von Elektroniksounds bestimmte Popnummer. Als letzten Track gibt es dann noch den Single Edit von „Snowflakes In June“.

Mit CMI ist eine sehr schöne Kollaboration gelungen. Der ambiente, chillige Sound von Curfew aka Sönke Prigge trifft auf die markante Stimme von Isgaard und bildet eine perfekte Einheit. Ein Album mit tollen Songs, die irgendwo zwischen Pop, Elektronik, Klassik und Rock pendeln.

Stephan Schelle, Mai 2011

   

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