Crytsal Palace - Reset

Crytsal Palace - Reset
Eigenvertrieb / www.crystalpalace.de (2010)
(8 Stücke, 60:58 Minuten Spielzeit)

Crystal Palace ist eine Berliner Band, die sich seit Jahren im Progressive- / Artrock-Bereich tummelt. Die vier Jungs, das sind Jürgen Hegner (Gitarren), Frank Köhler (Keyboards), Feliks Weber (Schlagzeug) und Jens. U Strutz (Gesang, Bass) jagen, wie sie selbst sagen, keinen Modetrends hinterher, sondern machen seit Jahren ihr eigenes Ding, das sich nun Anfang 2010 in ihrem Album „Reset“ niederschlägt.


An dem Album haben sie zwei Jahre gewerkelt und ich kann hier schon mal vorwegnehmen, dass sich die Zeit gelohnt hat, denn die Songs, die mal druckvoll Hardrock mäßig dann wieder proggig verspielt und romantisch angelegt sind, haben den Fokus auf melodische Formen und weniger auf knüppeltharte Strukturen gelegt. Auch wenn sich Crystal Palace im Progmetal beheimatet fühlen, so ist die Härte, mit der sie ans Werk gehen, doch eher moderat. Mal hört man schon im Opener „The Darkest Hour“ Anleihen von Bands wie Porcupine Tree heraus, dann wiederum hab ich das Gefühl als sei auch eine Spur Martigan mit an Bord.

Gleiches gilt für „Sons Of God“, das auch sehr schnell ins Ohr geht und bei dem die Gitarren und der mehrstimmige Gesang im Vordergrund stehen. Einige Passagen kommen mir bekannt vor, ohne dass ich jetzt aber sagen würde, dass Crystal Palace bei anderen abgekupfert haben. Sie machen aus den unterschiedlichen Zutaten ein eigenes, wohlschmeckendes Gericht. Eingestreute Samples wie eine Sirene unterstützen das politische Thema, bei dem es um die Anschläge des 11. September 2001 geht. In diesen Track haben die Jungs auch Stimmen der Opfer und Angehörigern mit einbezogen.

Mit Sitarklängen kommt dann in „The Human Stain“ etwas psychedelische, aber trotz allem rockig rüber. Ein sehr schöner Track, der ebenfalls durch eine eingängige Melodieführung sowie einige Soli glänzt. „Drowning On Dry Land“ grooved sehr schön ab. Ein Song bei dem die Füße nicht ruhig bleiben wollen. Es folgt das balladeske „Distant Shores“ mit herrlich nach amerikanischer Westcoast Manier agierenden Gitarreneinlagen. Unter die Haut geht das mit unterschiedlichen Rhythmen versehene „Break My Wings“, das mit vielen Nuancen versehen ist und einen hohen Spannungsbogen aufweist. Im Verlauf des Stückes wird auch der Druck variiert, so wie es sich für einen guten Longtrack mit nahezu zehn Minuten gehört. Das melancholische und nachdenkliche „Cinescope Dreams“ beschließt das Album. Der fast arienhafte Gesang am Ende des Songs verstärkt die Intensität des Stückes noch einmal.

„Reset“ ist ein gelungenes Art- bzw. Progressive-Rock-Album geworden, bei dem man gerne wieder die Repeat-Taste drückt. Wer auf die melodische Variante dieser Spielart steht, der bekommt ein solides gutes Werk geboten.

Stephan Schelle, März 2010

   

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