Crystal Breed – The Place Unknown

Crystal Breed – The Place Unknown
LTYH Records / www.crystalbreed.com (2011)
(9 Stücke, 57:37 Minuten Spielzeit)

Die aus Hannover stammende Band Crystal Breed gründete sich bereits im Jahr 2008 und hatte im Jahr 2009 eine limitierte Promo-EP unter dem eigenen Namen am Start Auf ihr befanden sich drei Stücke, die als Kostprobe für ein kommendes Album dienen sollten. Im Herbst 2011 ist es nun endlich soweit und mit „The Place Unknown“ kommt das Debütalbum des Hannoveraner Quartetts auf den Markt.


Die Band besteht aus den Musikern Niklas Turmann (Gesang, Gitarren), Corvin Bahn (Keyboards, Gesang), Michael Schugardt (Bass) und Thorsten Harnitz (Schlagzeug). Vor allem die beiden erstgenannten sollten Deutschrockfans ein Begriff sein, sind sie doch auf dem aktuellen Peter Panka's Jane-Album „Kuxan Suum“ vertreten und gehören zum derzeitigen LineUp der Band.

Neben den drei Songs ihrer EP („Floating On Waves“, „Worshiper“ und „Move“) finden sich noch sechs weitere Stücke auf dem Album, das eingängige Refrains mit intelligenten Arrangements, kraftvollen Chören, virtuosen Soli, treibenden Beats, bombastischen Sounds und harten Riffs verbindet.

Das, was der Pressetext verkündet bekommt der Hörer auch, denn die vier jungen Musiker schaffen es den Spirit der 70'er und 80'er in den verschiedensten musikalischen Varianten mit dem Sound des neuen Jahrtausends zu verbinden. Dabei mischen sie Krautrock mit Hardrock, AOR, Progressive Rock und garnieren das Ganze mit symphonischen Klängen und herrlichen Satzgesängen. Weit entfernen sie sich dabei nicht von Bands wie Porcupine Tree & Co. und schließen bereits mit ihrem Debüt zu deutschen Bands wie Sylvan oder RPWL aber auch im internationalen Bereich zu Arena, Porcupine Tree, etc. auf, auch wenn sie stilistisch nicht ganz auf deren Ebene liegen (vor allem nicht bei RPWL).

Mit dem hinreißenden und druckvollen „Lies“, bei dem sich die Gitarrenwände und die Keyboards die Waage halten, eröffnen die Hannoveraner ihr Album. Hier liegen Sanftheit und Härte genau in der richtigen Mischung vor. Mit diesem Stück eröffnen sie dem Hörer ihr musikalisches Universum und haben eigentlich schon alles richtig gemacht.

Etwas folkig wird es dann beim folgenden „Floating On Waves“, das durch die Akustikgitarren besticht. Dazu wird eine exzellente Gesangstimme gesetzt. Im Refrain werden dann die E-Gitarren-Wände wieder hochgefahren. Auch hier spielt die Band mit sanften und druckvollen Passagen, die den Song hochgradig spannend halten. Die 70'er kommen dann im Titelsong hervor, denn Niklas haut hier seine Gitarrenlicks wie in den guten alten Zeiten raus. Und Thorsten treibt den Song mit seiner Schlagarbeit unaufhörlich voran. Hier kommen erstmals die herrlichen Satzgesänge zum Einsatz. Die Melodie setzt sich sofort im Ohr fest und im Mittelteil gibt es gar noch eine beatleske Passage.

Zart und verletzlich kommt dann „Move“ aus den Boxen. Hier kommen zunächst nur Gesang und Akustikgitarre zum Einsatz. Im weiteren Verlauf wird daraus aber eine Rockballade. Sehr gut gefällt mir auch das E-Gitarren-Solo. Und in diesem Stück klingt dann Niklas Gitarrenspiel an einigen Stellen nach Brian May (Queen).

Einige Gastmusiker hat sich die Band auch noch ins Studio geholt und so kommt ein Brass Ensemble im Stück „Rockstar Wannabe“ zum Einsatz. Die Bläser werden aber nur akzentuiert eingesetzt, so dass das Stück nicht überfrachtet wirkt, sondern eine eigene Note bekommt. Toller treibender Rocksong.

Mit „No Turning Back“ kommt dann ein weiteres Highlight des Albums. Mit einem Pianointro startend, beginnt dieses wunderbare Stück, das sich sofort unter die Haut schiebt. Niklas und Corvin agieren hier gesanglich ausgesprochen gut zusammen, so dass sie wie in einem Duett zusammen singen. Bei diesem Stück kommen mir auch wieder Vergleiche zu Porcupine Tree & Co. in den Sinn. Als besondere Würze haben sie diesem hinreißenden Track ein Streicherquartett spendiert, das dem Song noch mehr Intensität verleiht.

Etwas jazzig, bluesig und krautig wird es dann in „Back T'Your Mum“. Einige Passagen erinnern an Deep Purple, andere wiederum sind jazzig verspielt und rockig zugleich. Es folgt der intensive und fesselnde Longtrack „Worshiper“ mit seinen herrlichen Melodielinien. Den Abschluss bildet dann das wiederum balladeske, verträumte „Words Of Silence“.

„The Place Unknown“ ist ein tolles Debütalbum der Hannoveraner Band Crystal Breed, das sie gleich in die Höhen der Art- und Progrockschiene katapultiert. Es macht einfach Spaß dieser Band zuzuhören, denn man spürt wie sich alle - gleichberechtigt - traumwandlerisch bei den einzelnen Stücken zu bewegen wissen. Darüber hinaus sind die Stücke hoch melodisch und weisen eine atmosphärische Dichte auf. Eine CD, die ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Dezember 2011

   

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