Cosmic Ground – Cosmic Ground

Cosmic Ground – Cosmic Ground
Eigenvertrieb
(http://cosmicground.bandcamp.com) (2014)
(4 Stücke, 78:19 Minuten Spielzeit)

Hinter dem Pseudonym Cosmic Ground verbirgt sich der Keyboarder Dirk Jan Müller, der in den letzten 22 Jahren mit der Band Electric Orange im Bereich Psychedelic/Krautrock/Electronic unterwegs war. Während er bei Electric Orange mit weiteren Musikern agierte, ist er auf Cosmic Ground im Alleingang unterwegs. Herausgekommen ist das selbst betitelte Debütalbum, das sich im Umfeld der elektronischen Musik bewegt. Von Krautrock ist hier nichts zu spüren aber seine psychedelischen Vorlieben kann er dann doch nicht ganz verbergen.


Vier Stücke mit Laufzeiten zwischen 14 und 33 Minuten hat Dirk Jan Müller komponiert und mit analogen Gerätschaften eingespielt. Ganz bewusst hat er auf MIDI und Sampling verzichtet und nur analoge Synthesizer, Modulsysteme und Orgeln sowie weitere historische Keyboards eingesetzt. Damit wollte er den wärmeren Klang der analogen Synthies für seine Musik nutzen.

Die Musik auf dem Debütalbum ist äußerst ambient, spacig und oft durch treibende Sequenzerlinien bestimmt. Dabei geht er zwar sehr harmonisch vor, erzeugt aber mit seinen Klängen vorwiegend Skulpturen und Stimmungen. Das hat ebenfalls viel von Soundtrack-Musik und sphärischen Klangwelten.

Das 14minütige „Legacy“ eröffnet das Album. Mystische Klangformen durchziehen den Raum und sorgen so für eine eigenartige, spannungsgeladene Stimmung. Ich stelle mir bei dieser Musik Bilder einer unterirdischen Höhle (Kathedrale) vor, durch die ein Lichtkegel streift und so nach und nach die Einzelheiten sichtbar macht. Nach gut sechs Minuten setzt dann ein pumpender Sequenzerrhythmus ein, der an britische Acts wie Radio Massacre International, Redshift oder Airsculpture erinnert. Fortan wird das Stück von diesen Rhythmen bestimmt.

Es folgt das 16:23minütige „Deadlock“, das auch zunächst recht bedrohliche Klänge bereit hält. Nach gut einer Minute kommen Orgelklänge hinzu, die eine sakrale Stimmung in den Track bringen. Dieses Mal kommen schon nach gut vier Minuten die Sequenzerrhythmen auf und schieben sich immer weiter in den Vordergrund. Das Stück hat jetzt das Flair der „Berliner Schule“. Wer Sequenzer orientierte Musik mag, der liegt mit diesem Stück genau richtig.

Herzstück der CD ist das 33:24minütige „Ground“. Mit einem fetten Synthiesound dessen Klang (ein Ton) zunächst variiert wird, beginnt der Longtrack. Auch hier kommt schnell die Sequenzer wieder zum Zuge. Im ersten Drittel sorgt Dirk Jan Müller für treibende Klanglandschaften, die aber von einigen etwas düsteren Klangformationen abgelöst werden. Die Variationen sind unterschiedlich, aber auch in einigen Passagen recht düster geraten.

Mit dem 14:18minütigen „The Plague“ endet dann die CD. Dirk Jan Müller kreiert hier recht düster wirkende Drones, die wieder gut zu einem Science Fiction- oder Horror-Film passen würden.

Mit Cosmic Ground geht der deutsche Keyboarder Dirk Jan Müller erstmals Solowege im Bereich der elektronischen Musik. Songstrukturen sucht man hier vergeblich, vielmehr sind es Klangebilde die Müller wie ein Maler erstellt. Am Besten ist er meines Erachtens immer dann, wenn er die Sequenzer an die Front schickt. Wer auf mystische und manchmal auch etwas düstere Elektronikdrones steht der sollte hier unbedingt mehr als ein Ohr riskieren. Auch Freunde der Sequenzer orientierten Musik kommen in einigen Passagen zu ihrem Recht. Ein spannendes Werk.

Stephan Schelle, April 2014

   

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