Copernicus – Victim Of The Sky

Copernicus – Victim Of The Sky
MoonJune Records (1987/2012)
(10 Stücke, 41:34 Minuten Spielzeit)

Copernicus zählt wahrlich zu den Acts, die nicht leicht zu konsumieren sind. Moonjune Records veröffentlicht im Frühjahr 2012 mit „Victim Of The Sky“ ein Album der Avantgardeformation, dessen Musik bereits 1984 und 1985 live im Studio entstanden ist. „Victim Of The Sky“ ist im Jahr 1986 auf Vinyl herausgekommen, erscheint aber jetzt erstmals auf CD.


Die CD beginnt mit dem etwas über einminütigen „Lies!“, das wie eine Lesung klingt, denn zu Copernicus Sprache sind nur vereinzelte Instrumente zu hören, die sich rhythmisch unter die Worte mischen. Das ist Avantgarde pur. Der erste richtige Track folgt dann mit „The Wanderer“. Das Stück ist für die Sachen, die ich bisher von Copernicus gehört habe, recht melodisch. Copernicus singt hier und erzählt oder schreit seinen Text mal nicht heraus. Dazu liegt im Hintergrund eine Melodie, die den Song recht sanft - wenn auch etwas monoton - erscheinen lässt.

Elektronische Sounds kommen dann beim Titelstück hervor. Der Rhythmus nimmt einen sofort mit, denn er hat eine hypnotische Wirkung, die wirklich fesseln kann. Darauf setzt Copernicus seinen typischen theatralischen Sprechgesang. Bis kurz vor dem Ende ist es ein klasse Song, der dann aber in einen Monolog Copernicus (ohne Instrumentierung) gipfelt.

„White From Black“ bietet elektronische Klanglandschaften, auf denen dann wieder Copernicus seine Texte spricht. Zwischendurch gibt es avantgardistische Rockfragmente. Ein total rhythmischer Track, der ein wenig an Punk erinnert ist „Not Him Again!“. Die Band spielt hier so, als würde sie jeden Moment den Verstand verlieren. Auch variiert die Stimmlage, so als hätte man nachträglich im Studio an der Geschwindigkeit der Aufnahme gedreht. Das klingt schon recht abgedreht.

Und dann kommt aus diesem Wirrwarr plötzlich ein Reggae mit dem Stück „Desperate“, der recht melodisch daher kommt. Das liegt wohl auch daran, dass Larry Kirwan den Song singt und Copernicus nur stellenweise seine Texte in den Song hineinschubst. „In Terms Of Money“ ist ein Stück“, das über weite Strecken ohne Gesang auskommt bzw. dieser sich lediglich im Hintergrund ständig wiederholt, allerdings auch so recht merkwürdig klingt. Man hat immer das Gefühl als würde was fehlen, da sich die Instrumente im Hintergrund wie eine Untermalung verhalten.

„Bacteria“ ist wieder so ein schräger Track, wie ich ihn von den anderen Scheiben der Band auch kenne. Das wirkt alles recht heftig, denn Copernicus geht hier wieder völlig aus sich raus, während die Musiker ihre Instrumente nur spärlich mit einigen Klangtupfern einbringen. Ähnlich anstrengend ist „The Lament Of Joe Apples“, das eigentlich aus einem Monolog von Copernius besteht. Instrumente werden nur Tropfenförmig in dieses Szenario eingebunden. Das kann über die Länge von 9:42 Minuten schon ganz schön schwierig für den Hörer werden. Die CD endet dann mit dem knapp einminütigen „Victim Reprise“.

Auch diese Veröffentlichung von Copernicus ist harter Stoff für die Gehörgänge und nicht leicht zu verarbeiten. Das Label selbst ordnet die CD in das Genre Avant Rock ein und liegt damit auch nicht verkehrt. Wer also das Außergewöhnliche sucht, der sollte hier mal reinhören. Für den normalen Rockfan ist dies sicher zu harter Stoff.

Stephan Schelle, Mai 2012

   

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