Clowns + Helden - Live

Clowns + Helden - Live
Sireena Records / Fenn Music (1985 / 2008)
(12 Stücke, 56:09 Minuten Spielzeit)

Wer kennt nicht die Band Clowns + Helden, hatten sie doch in den 80’ern mit ihrer Single „Ich liebe Dich“ einen Hit gelandet, der die Radiostationen im Land rauf und runter lief. Dass diese Band aber nicht nur auf diesen einen Song zu reduzieren ist, zeigt die Wiederveröffentlichung ihres 85’er Albums „Live“ mit dem die Band, die zu diesem Zeitpunkt als Trio bestand und mit den Gastmusikern Robert Schön Posaune Gero und Trompete unterwegs war, vor ihrer Entdeckung stand. Aufgenommen wurde das Konzert 1985 im Rieckhof in Hamburg-Harburg.


Sireena Records hat die Aufnahmen restauriert und bringt dieses Album am 04.08.2008 erstmals auf CD heraus. Neben den zehn Livestücken finden sich als Bonus die beiden Titel „Countdown“ und „Hellwach“ auf der CD, die es bisher nur auf einer MaxiSingle, die Clowns + Helden 1985 in einer Auflage von 500 Stück in Eigenregie herausbrachten, gab. Somit ist diese CD auch ein Sammlerstück für Freunde des Deutschrock.

Die beiden Sänger Carsten Pape und Wolfgang Jensen, dazu Keyboarder Bernd Westermann, das war das Grundgerüst von Clowns + Helden. Dazu gesellten sich auf der Bühne noch einige Gastmusiker. Neben den deutschen Rock-/Popsongs waren es auch die humorvollen Einlagen von Carsten und Wolfgang, die ihre Konzerte so unterhaltsam machten. Hiervon kann man sich in Auszügen auf dem Album nun selbst überzeugen.

Das kurze Intro „Fackelzug der Helden 1“ (Perkussion und Erzähltext) leitet zu dem Konzertmitschnitt über, der mit dem Reggaeartigen „Risiko“ beginnt. Irgendwo zwischen elektronisch orientiertem Deutschrock und Neue Deutsche Welle (NDW) ist der Sound angelegt. Durch die Nutzung eines Außenmikro’s, das die Zuschauerreaktionen eingefangen hat, kommt auch Liveatmosphäre auf.

Das folgende „Besser“, mit seiner sehr schönen eingängigen Melodie, zeigt schon das Potenzial, das in den beiden Stimmen von Carsten und Wolfgang steckt. Allerdings klingen sie, aufgrund des Livesounds, noch sehr rau und ungeschliffen, was der Atmosphäre aber sichtlich gut tut. Carsten verstand es durch Pantomimeneinlagen und humorvolle Texte das Publikum zu fesseln. Beim Hören möchte man gern auch ein Bild haben, denn die Zuschauerreaktion, wie zu Beginn von „Verdammt“, kann man so nur schlecht einordnen. „Verdammt“ ist im Übrigen ein in erzählender Form gehaltener Song, bei dem Carsten schon fast theatralisch zu Werke geht.

Es folgt „So wie sie ist“ mit einem clapping-hands-Rhythmus, wie er damals zu Discozeiten üblich war. Das Teil ist tanzbar, aber wiederum nicht so geschliffen wie ein Discosong. Dann folgt die Urversion von „Ich liebe Dich“, die mit einer kurzen Comedy-Einlage beginnt. Dann kommt das Intro zum Song und die beiden leiten mit ihrer Comedy den Song ein bei dem das Publikum gleich ordentlich mitgeht. Das war damals, bevor der Song bekannt wurde, schon ein Knaller. Es folgen noch das funkige „Willi Peter Stoll“, das stellenweise an Falco erinnernde „London“ und mit „Clowns und Helden zum Geläut“ wieder ein erzählendes Stück, mit viel Perkussion und zum Ende hin mit elektronischen Glocken versehen. Dann beschießt „Fackelzug der Helden 2“ den Livemitschnitt.

Als Bonus gibt es die Maxi „Countdown“/„Hellwach“. Hier merkt man den Unterschied zum Livemitschnitt, denn die beiden Stücke sind klanglich wesentlich mehr aufpoliert. Rhythmisch beginnend kommen bei „Countdown“ einige Blasinstrumente hinzu und der Rhythmus steigert sich noch mal bis Carstens Gesang einsetzt und von den Synthies begleitet wird. Das klingt nach Elektropop. Da kann man sich vorstellen, dass dieser Song in den 80’ern oft im Radio lief. „Hellwach“ ist von ganz anderem Kaliber. Eine sanfte Melodie aus dem Synthie ist die Grundlage für diesen melancholischen Song, bei dem Carsten eine Geschichte erzählt. Dieser recht ruhige Beginn steigert sich zur Mitte hin in einen sehr rhythmischen Song, der ordentlich abgeht.

Mit „Live“ von Clowns + Helden ist Sireen Records wieder eine gute Wiederveröffentlichung gelungen, die eine Band zeigt, die noch Ecken und Kanten hat und noch nicht so geschliffen klingt, wie auf späteren Produktionen, als die Majors die Hände mit im Spiel hatten.

Stephan Schelle, August 2008

   

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