Chronatic Quartet - Patchwork
Record Jet / Edel (2020)

(9 Stücke, 57:40 Minuten Spielzeit)

Rock oder Pop mit Klassik zu verbinden ist nicht neu, aber die Art und Weise wie es das Chronatic Quartet auf ihrem Debütalbum angegangen sind, ist überzeugend. Die vier Musiker aus dem Saarland und Nordrhein-Westfalen sind Tobias Paulus (Violine), Marco T. Alleata (Bass), Benedikt ter Braak (Piano) und Jan Friedrich (Schlagzeug) und machen bereits seit gut zehn Jahren zusammen Musik. Zu Beginn noch unter dem Namen Fourtissimo. Im Jahr 2018 erfolgte dann ein „Relaunch“ als Chronatic Quartet.


Sie selbst bezeichnen ihren Stil als „Classic Rocks Pop“, und das fasst die Elemente ihrer Musik auch ganz gut zusammen. Ihr Debütalbum, das den passenden Titel „Patchworks“ trägt, bietet neun Instrumentalstücke, die jeweils aus einer Mischung bekannter klassischer Stücke sowie Rock- und Popsongs bestehen. Aber auch Soundtrackmusik findet sich in den Stücken wieder.

Gleich mit dem Opener „Toccata Impossible“ (hier zeigen sich schon die Wortspielereien in den Titeln der einzelnen Stücke) hatten sie mich schon auf ihrer Seite. Dieser erste Track verbindet auf gekonnte Weise den Soundtrack des Hollywoodstreifens „Mission Impossible“ (hier das „Main Theme“), Johann Sebastian Bach’s „Toccata und Fuge in d-Moll“, den Titelsong des Bond-Filmes „Skyfall“, Antonio Vivaldi’s „Die vier Jahreszeiten“ und das bekannte „James Bond Theme“. Als Bond-Fan war ich sofort in ihrem Klangkosmos gefangen. Einfach toll gemacht.

Wie dieser Opener, so kombinieren die Vier bei den weiteren acht Stücken Rock-, Pop, Operette und Klassik zu einem sehr wohlschmeckenden neuen Gebilde. So verschmelzen sie in „Rondo Mondiale“ eine Klaviersonate von Mozart mit Toto’s „Africa“ und Status Quo’s „Rocking All Over The World“. In „Runnaway Bach“ vermischen sie dann eine Violinensonate von Johann Sebastian Bach mit Survivor’s Hit „Eye Of The Tiger“ (bekannt aus dem „Rocky“-Film), Giacomo Rossini’s „Ouverture“ aus „Der Barbier von Sevilla“ und Bon Jovi’s „Runaway“.

Queen haben auf ihren Alben immer wieder theatralische und an der Klassik orientierte Stücke veröffentlicht. Kein Wunder, dass sich die Vier Musiker auch hier bedient haben. In „Queen Carmen“ dockt sich George Bizet’s „Ouverture“ aus „Carmen“ an Queen’s „Don’t Stop Me Now“, Pablo de Sarasate’s „Carmen Fantasy Op. 25“ und – Queen’s „We Are The Champions“ an. Wer jetzt Queen’s großen Hit „Bohemian Rhapsody“ vermisst hat, keine Angst, der kommt im letzten Track „Hungarian Rhapsody“ an die Reihe, zusammen mit „Hedwig’s Theme“ aus dem Film „Harry Potter“ und J. Brahms „Ungarischer Tanz Nr. 5“.

Das sich die Jungs aber nicht auf Musik der 70’er und 80’er Jahre beschränkt haben, zeigt sich in „Disco Waltz“. Hier findet eine Battle zwischen Johann Strauss „An der schönen blauen Donau“, Bruno Mars’ „Treasure“ und Daft Punk’s „Lucky“ statt, bei der die Punkte an das Chronatic Quartet gehen. Diese Beispiele zeigen die Kombinationsfreude der Band, die in den einzelnen Stücken mit sehr viel Spielfreude und Spaß zur Sache gegangen sind.

„Patchwork“ des deutschen Chronatic Quartet ist eine sehr gelungene Melange aus Klassik, Operette, Pop, Rock und Soundtrack. Die Art und Weise wie die Vier an die Sache herangegangen sind, ist klasse und macht wirklich Spaß. Für den aufgeschlossenen Musikliebhaber sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, Mai 2020

   

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