Brian Auger & The Trinity – Befour Brian Auger’s Oblivion Express – Oblivion Express

Brian Auger & The Trinity – Befour
Brian Auger’s Oblivion Express – Oblivion Express
Yellow / SPV (1970 / 2009)
(17 Stücke, 97:10 Minuten Spielzeit)

Brian Auger gehört zu den wichtigsten Künstlern des Rock/Jazz. Bekannt wurde er als Jazzpianist, Organist (mit seiner Hammond B3), Bandleader und Studiomusiker sowie durch seine Zusammenarbeit mit Szenegrößen wie Rod Stewart, Julie Driscoll oder Eric Burdon. Und nicht nur Rock- und Jazzfreunde gehörten zu seinen Bewunderern, auch hoch dekorierte Musiker wie Herbie Hancock zollten ihm ihre Ehrerbietung.


Das SPV-Sublabel yellow hebt derzeit die Schätze dieses Ausnahmepianisten und bereitet sie in sehr ansprechendem Sound- und Verpackungsgewand auf. Am 12.06.2009 erscheinen zwei Doppel-CDs, die die Phase zwischen 1970 und 1972 beleuchten.

Die Alben „Befour“ und „Oblivion Express“ wurden auf einer DoppelCD zusammengefasst und stellen Auger’s Alben Nr. fünf und sechs dar. Ähnlich wie bei den Klaus Schulze Releases tragen die CDs eine Nummerierung, was die Archivierung sehr vereinfacht. Mit Julie Driscoll zusammen agierte Brian unter dem Namen Brian Auger & The Trinity und hatte mit dem 1969’er Album „Streetnoise“ bereits einige Beachtung in der Szene gefunden. Driscoll stieg jedoch aus und Brian machte unter dem Namen weiter und veröffentlichte als nächstes das Album „Befour“, das Teil dieser DoCD-Veröffentlichung ist. Brian holte für die Aufnahmen Gitarrist Garry Winston Boyle (mit ihm hatte er bereits sein Debütalbum aufgenommen) sowie Bassist Dave Ambrose in die neue Formation zurück.

Von den sieben Stücken des Originalalbums stammt lediglich eine Komposition aus Brians Feder. Die restlichen Stücke werden von Brian und seinen Mannen in einem ganz eigenen Stil interpretiert, darunter mit „Pavane“ und „Adagio Per Archi E Organo“ zwei klassische Stücke.

Mit dem Jazzrocktitel „I Want You Take You Higher“ startet die CD. Und in diesem Stück zeigt sich bereits die außerordentliche Spielweise von Brian, denn die Orgel ist allgegenwärtig. Das folgende, aus dem Jahr 1887 vom französischen Komponisten Gabriel Fauré stammende „Pavane“, entfaltet eine eigenartige Faszination, die zwischen Klassik, Rock und Jazz hin- und herpendelt. Herbie Hancock’s „Maiden Voyage“ enthält eine funkig/bluesige Gitarre, „Listen Here“ besticht durch seine Rhythmusstruktur (das Stück wurde mit zwei Bassisten und vier Schlagzeugern aufgenommen) und Transparenz, die einen zwischen die Musiker katapultiert (ein unglaublicher Sound), während „Adagio Per Archi E Organo“ des italienischen Komponisten Albinoni wieder einen klassischen Touch in das Album bringt. Diese Melodie kennen wahrscheinlich die meisten, ohne den Titel zu kennen.

Mit dem eingängigen „Just You Just Me“ endet das Album. Der CD hat man aber weitere drei Bonustracks spendiert, darunter eine Demoversion von „Pavane“, mit „Rain Forest Talking“ (oder „Rain Forest Calling“ – hier gibt es zwei Schreibweisen zwischen Booklet und Cover) eine reine Querflötennummer, die zwischen Folklore, Jazz und Jethro Tull pendelt und mit „Fire In The Mind“ ein Piano bestimmtes Stück, das wie aus einer verräucherten Bar stammen könnte.

Disc Nummer 2 enthält dann das Album „Oblivion Express“. Noch im Jahr von „Befour“ löste Brian die Band Trinity auf und nannte sich fortan Brian Auger’s Oblivion Express. Während desselben Jahres folgte mit dem selbst betitelten Album das Folgewerk zu „Befour“. Auch wenn das Album mit der Coverversion von John McLaughlin’s „Dragon Song“ beginnt, verlagerte sich Brian Auger nun auf Eigenkompositionen. Zusammen mit Gitarrist Jim Mullen, Bassist Barry Dean und Schlagzeuger Robbie McIntosh stellte er das neue Quartett dar.

Gleich im Opener „Dragon Song“ lässt Brian seinen Fingern wieder freien Lauf, die nur so über die Tasten fliegen. Das hat was Ekstatisches. Da wirkt dann das folgende - mehr als elfminütige - „Total Eclipse“ wie eine Oase der Entspannung, denn nach dem hektischen Anfang kann man bei dieser Nummer erst einmal wieder runter kommen. Während dieser Longtrack recht spacig klingt, geht Brian auf den folgenden Stücken wieder diese Fusion aus Rock und Jazz ein, die heute zwar etwas nostalgisch klingt, aber immer noch faszinierend wirkt.

Als Bonus wurde dieser CD eine Liveversion von „Dragon Song“ spendiert, die im Februar 1972 in Reutlingen mitgeschnitten wurde. Allerdings fällt dieser Track soundtechnisch hinter den Studioversionen erheblich ab, zeigt dafür aber welche Livequalität dieses Stück besitzt.

SPV hat die beiden Alben in vorbildlicher Form restauriert, ohne den Sound steril klingen zu lassen. Heute entfalten sich die Stücke in ganz neuem Glanz und zeigen, wie zeitlos Auger’s Musik gewesen ist. Dieses Re-Release ist wirklich sehr zu empfehlen, vor allem denjenigen, die auf Jazzrock der 70’er stehen.

Stephan Schelle, Juni 2009

   

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