Breidablik - Alduorka
Apollon Rekords (2021)

(6 Stück, 47:39 Minuten Spielzeit)

„Alduorka“ ist das bereits fünfte Album der im norwegischen Bergen beheimateten Band Breidablik. Für mich der erste Kontakt zu der norwegischen Band, die sich im musikalischen Umfeld von progressiver Elektronik und Ambient-Musik bewegt. Zum aktuellen Line-up gehören MortenBirkeland Nielsen an Synthesizern und Gitarren, Håkon Oftung (Jordsjø, Elds Mark, Tusmørke) an der Gitarre und Trond Gjellum (Panzerpappa, Suburban Savages, Electrond und Mythopoeic Mind) am Schlagzeug. Der langjährige Freund von Breidablik, V’ganðr (Helheim, Taake, ex-Aeternus, und viele mehr), hat einen Gastauftritt an der Bassgitarre auf „Alduorka“.


Da ich die frühen Alben der Band nicht kenne hier zunächst einige Infos aus dem Pressetext: Das neueste Werk der Band, die jetzt bei Apollon Records Prog unter Vertrag steht, ist noch reichhaltiger und vielseitiger als seine Vorgänger und setzt Synthesizer, Gitarre, Flöte und Schlagzeug gekonnt ein. „Alduorka“ ist ein Konzeptalbum über Wellen, hier verstanden als „ein plötzliches Auftreten oder eine Zunahme eines Phänomens, Gefühls oder einer Emotion“. Der Titel „Alduorka“ stammt aus dem Färöischen und kann mit „Wellenenergie“ übersetzt werden. In sechs abwechslungsreichen Tracks erforscht „Alduorka“ verschiedene Facetten von Wellen durch Klänge und Emotionen.

Die Musik von Breidablik ist inspiriert von der elektronischen Musik der Berliner Schule (z.B. Tangerine Dream, Klaus Schulze, Michael Hoenig), wenn auch mit einem zeitgenössischen musikalischen Ausdruck. Breidabliks Musik ist instrumental und basiert hauptsächlich auf analogen Synthesizern, obwohl auch akustische und elektrische Gitarren sowie Flöten und Perkussion einen wichtigen Teil der Musik ausmachen. Die Stücke wirken dabei sehr cineastisch.

Mit dem längsten Stück des Albums, dem 20:52minütigen „Alda“ startet die Band in ihr neues Album. Perlende Synthiesounds erwarten hier die Hörer. Diese ziehen sich repetitiv durch das Stück. Darauf legen Breidablik dann herrliche Synth-Flächen und Harmonien, die sich nur langsam entwickeln und somit ihre Nähe zur „Berliner Schule“ zeigen. Nach gut sechs Minuten ebben die perlenden Klänge ab und werden von rauschenden Sounds abgelöst, in die sich einige Flötenähnliche Klänge mischen. Daraus entwickeln sich dann schwebende Passagen, die dann ab Minute Zwölf in eine melodische, von Synthie und Gitarre getragene Passage wechseln. Hier klingt die Band in der Tat wie eine Mischung aus Tangerine Dream und Ashra bzw. Manuel Goettsching mit leicht progressivem Einschlag.

Danach geht es mit dem 3:25minütigen „Orka I“ weiter. Ruhige Synthflächen leiten in dieses Stück, das dann durch herrliche Arpeggios und Schlagzeug ein wenig rockiger daherkommt. Hier kommt mir dann die Düsseldorfer Fraktion um Michael Rother in den Sinn. Das Ganze wird aber um eine recht rockige Gitarre ergänzt.

Atmosphärische Flächen, die einen gewissen spacigen Touch besitzen, finden sich dann im 3:56minüzigen „Rán“. Mit Wellenrauschen beginnt dann das 7:42minütige „Hraznŏ“. Das ist ein Track, der wiederum in Richtung „Berliner Schule“ weist. Sehr schöne atmosphärische Mellotron-Sounds sorgen hier für eine wohlige Stimmung, die von einem ruhigen Sequenzerrhythmus unterlegt wird. In der zweiten Hälfte zieht die Band dann den Rhythmus eine Spur an und die Harmonien werden nun von einer Gitarre erzeugt, bei der sich eine Gänsehaut einstellt.

Ein weiterer Track, der knapp die Sieben-Minuten-Marke knackt, ist „Himinglæva_Kolga“. Auch dieses Stück beginnt zunächst mit Wellenrauschen und wechselt nach wenigen Momenten in einen sehr schönen, harmonischen Part, der wiederum durch Flächen und einen leichten Rhythmus erzeugt wird. Dann setzt die Gitarre ein und eine Art John Carpenter-Atmo macht sich zunächst breit. Das wechselt dann aber nach etwas mehr als zwei Minuten in einen Part, der von Mellotron-Sounds und herrlichen Flächen bestimmt wird. Daraus entwickelt sich dann erneut ein rhythmischer Part, der aber eine gewisse sphärische Dichte aufweist.

Mit dem abschließenden, 4:33minütigen „Orka II“ endet das Album dann. In diesem Stück sind wieder Sounds, die mich an die Düsseldorfer Szene und Bands erinnern, auszumachen. Das Stück ist aber sehr melodisch und rhythmisch angelegt und geht sofort ins Ohr. Ein klasse Abschluss dieses sehr schönen Albums.

Das am 11.02.2022 erscheinende Album „Alduorka“ der norwegischen Band Breidablik ist ein sehr elektronisches geworden. Die einzelnen Songs zeigen deutlich die Nähe zu deutschen Elektronik-Legenden. Ein sehr schönes Werk, das nicht nur den Freunden elektronischer Musik gefallen dürfte.

Stephan Schelle, Januar 2022

   

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