Blues Control – Childhood Fantasy
Eigenvertrieb (2022)

(12 Stücke, 45:03 Minuten Spielzeit)

Blues Control nennt sich ein Rocktrio aus Niederbayern, das sich 2001 um Frontmann Christian Meidinger gründete. Bisher sind fünf Alben erschienen. Nach 2015 kam 2022 ihr sechstes Album heraus, das den Titel „Childhood Fantasy“ trägt. Neben Frontmann Meidinger, der Gitarre spielt und singt, gehören noch Bassist Günter Tille und Schlagzeuger Andi Gmeinwieser zum LineUp.


Vor allem live bringt das Trio mächtig Power auf die Bühne, was dazu führte, dass sie bereits bei so international namhaften Bluesgrößen wie Greg Koch (USA), Vdelli (Australien), Henrik Freischlader, Tony Vega Band (Texas), Kamchatka (Schweden) Eric Steckel (USA), Boogaloo Kings und B.B. Blue zum Support eingeladen wurden.

Am 15.11.2022 ist das neue Album auf allen gängigen Plattformen verfügbar zum Download erschienen. Wer eine CD haben möchte, der kann sich direkt an die Band wenden. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor, die in einem Jewelcase mit vierseitigem Booklet ausgestattet ist. Das Covermotiv ist recht schlicht gehalten, wurde aber liebevoll von Meidingers junger Tochter erstellt, daher auch der Titel des Albums. Es enthält ein Dutzend Stücke, mit Laufzeiten von 2:53 bis 5:40 Minuten Spielzeit.

Live ist die Band eine Wucht, wie man am Livebericht von Wolfgang Oertel hier lesen kann. Während bei den Konzerten auch einige Coverversionen im Programm sind, finden sich auf „Childhood Fantasy“ nur Eigenkompositionen. Musikalisch kann das Trio auf dem Album voll überzeugen. Für meinen Geschmack hat der Gesang aber an der ein oder anderen Stelle noch Luft nach oben.

Mit dem druckvollen Titelsong geht die Band gleich in Richtung Bluesrock. Das kommt richtig gut rüber, hier ist aber der Gesang für meinen Geschmack nicht kraftvoll genug bzw. wirkt etwas kantig. Dass Christian Meidinger ein Könner an der E-Gitarre ist, das zeigt er auch durch sein Solo. Eine funkige Gitarre bringt dann in „Guarantor Blues“ eine weitere Note ins Spiel. Jetzt ist Christians Stimme auch besser an den Song angepasst. Auch in diesen Song - wie in anderen auch - platziert Christian Meidinger ein sehr schönes Solo.

Wie aus dem tiefsten Süden Amerikas zeigt sich der sanfte Blues „SOS“. Ein Stück für Puristen des traditionellen Blues bestens geeignet. Ein wenig rockiger wird es dann wieder im nächsten Song „Too Late“, bei dem Blues Control nach Walter Traut & Co. klingen. Wenn man die Musik von Blues Control hört, dann merkt man, das die Bandmitglieder schon viel Blues/Bluesrock gehört und auch gespielt haben, denn es kommen immer mal wieder Ähnlichkeiten zu Musikergrößen wie Trout, Bonamassa aber auch Jimi Hendrix auf. Diese Mischung der vorgenannten Musiker kommt dann in „I’m Worried“ besonders zur Geltung. In diesem Song kommt dann im Gitarrensolo und an einigen Stellen sogar noch ein wenig Gilmour-Feeling auf. Gesanglich ist in diesem Stück Meidinger in Topform, da ihm diese Tonlage am besten zu stehen scheint. Für mich ist der Song eines der Highlights des Albums.

Dem schließt sich dann ein funkiger Blues mit dem Titel „No Pain No Gain“ an, der richtig Spaß macht. Richtiges Hendrix-Fieber kommt dann im Song „Empty Glass Of Beer“ auf, in dem nicht nur die Gitarre nach dem großen Musiker klingt, sondern auch Meidinger in einer ähnlichen Art singt.

Das die Band auch Rock’N’Roll kann, das zeigen sie dann in „I Don’t Care“. Atmosphärisch und sanft zeigt sich dann die Rocknummer „Little Darling“. „The Wave“ ist eine klasse instrumentale Bluesrocknummer und „Things“ besticht durch einen hervorragenden Schlagzeugrhythmus, der von Günter Tille am Bass unterstützt wird. Ein schwerer Blues mit viel Esprit. Mit „Fat Pig Blues“ das die Hörer in die tiefsten Sümpfe Amerikas entführt, endet dann das Album.

Blues Control erfinden auf „Childhood Fantasy“ zwar den Blues bzw. Bluesrock nicht neu, präsentieren in ihren Stücken aber eine gelungene Mischung aus Stilen von Jimi Hendrix, Joe Bonamassa, Walter Trout & Co. Dazu gibt es noch sehr traditionell klingende Bluesstücke. Musikalisch ist das sehr gut umgesetzt und jedem Bluesfreund zu empfehlen.

Stephan Schelle, Dezember 2022

   

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