Blind Ego - Preaching To The Choir
Gentle Art Of Music / Soulfood (2020)

(9 Stücke, 48:31 Minuten Spielzeit)

Das Musikprojekt Blind Ego von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner hat sich nach drei Studioalben und einem Livealbum zu einer festen Größe in der Rockszene entwickelt. Das liegt vor allem auch daran, dass Kalle mittlerweile eine feste Mannschaft um sich geschart hat, die durch die Liveauftritte fest zusammengewachsen ist. Das macht sich auch auf dem am 14.02.2020 erscheinenden neuen Album mit dem Titel „Preaching To The Choir“ stark bemerkbar.


Und das Blind Ego, bestehend aus Kalle Wallner (Gitarren, Bass, Keyboards, Programmierung), Scott Balaban (Gesang), Michael Christoph (Schlagzeug), Sebastian Harnack (Bass) und Julian Kellner (Gitarren) gut funktionieren, macht auch die Aussage von Kalle deutlich, der sagt: „Für mich ist diese Band pure Energie“. Und die überträgt sich dann auch auf den Hörer des Albums.

Der Titel des Albums hat auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Bedeutungen. Bezogen auf die Band sagt Kalle Wallner: „Es geht um blindes Verständnis. Wenn die richtigen Leute an Bord sind, braucht man keine langen Erklärungen, man drückt einfach die Aufnahmetaste. Und wenn man dann den richtigen Musikern das richtige Song-Material gibt, können sie dieses auf eine höhere Stufe bringen.“ Und genau das spürt man auch in jeder Phase der Songs des neuen Albums. Zwar hat Kalle alle Songs geschrieben, die Bandmitglieder haben aber, wie schon oben erwähnt, den Stücken eigene Elemente hinzugefügt, so dass ein kompaktes, mitreißendes Bandalbum entstanden ist.

Bezogen auf das Songwriting hat „Preaching To The Choir“ eine weitere Bedeutung: „Viele Bands bleiben in ihrer Komfortzone und geben ihren Fans genau das, was sie erwarten. Der Titel des Albums ist eine Erinnerung daran, meine eigene Entwicklung zu hinterfragen und keine Angst davor zu haben, etwas Neues zu versuchen.“

Mit dem harten „Massive“ hauen Kalle & Co. dann auch gleich mal ein ordentliches Pfund raus. Vor allem Michael Christoph sorgt hinter der Schießbude für ordentlich Druck, der von Sebastian am Bass bestens unterstützt wird. Allerdings hat der Song nicht nur Härte zu bieten, sondern besticht auch durch eine eingängige Melodieführung. Ein klasse Öffner für das neue Album. Dem folgt der Titeltrack, der durch seine mitreißende Hookline ebenfalls für Druck sorgt. Hier treten dann aber auch leicht proggige Sounds auf, vor allem sobald Scott ans Mikro kommt. Toll sind hier die Riffs an E-Gitarre und Bass.

Der mitreißende Song „Burning Alive“ verbindet Hardrock mit AOR und Prog auf beste Weise. Die Harmonien gehen sofort ins Ohr und der Refrain lädt förmlich zum Mitsingen ein. Das wird ein richtiger Livekracher. Kein Wunder, dass dieser Titel von Blind Ego gleich als erste Single ausgekoppelt wurde. Hoffentlich hören das genug Leute, denn der Song hat einfach Klasse. Dem folgt dann mit „Line In The Sand“ ein Stück, das sehr modern klingt. Sebastian spielt in diesem Song wieder einen sehr akzentuierten Bass. Im Refrain wird dann Scott’s Stimme verfremdet, was dem Song eine gewisse Härte verleiht. Kalle geht hiermit einen Schritt weiter, als er das bisher getan hat.

Nach soviel Härte steht dann mit „Dark Paradise“ eine sehr schöne Ballade mit eingestreuten, traumhaften Gitarrenlicks an, die aber auch ihre druckvollen Momente hat. Im Song „In Exile“ verbinden Blind Ergo dann erneut Hardrock mit AOR und ergänzen dies um einige Metalelemente. Auch dieser Song geht schnell ins Ohr und hat Radioqualitäten.

Atmosphärischer geht es dann im Stück „Heading For The Stars“ zu. Nach einem elektronischen Beginn und sehr schönem Gitarrenpart kommt eine eingängige Melodie auf. Am Ende des Stückes lässt Kalle dann noch mal in einem Solo seine ganzen Fertigkeiten erstrahlen. Ein druckvolles, mit fetten Riffs versehnes „Broken Land“ und ein mitreißendes 8:40minütiges „The Pulse“ mit einem eingestreuten leichten Hauch von Brian May-Gitarrensound und spacigen/psychedelischen Passagen beenden dann das Album.

Man spürt die Energie, die bei den Aufnahmen zu „Preaching To The Choir“ zwischen den Musiker geflossen ist in jeder Note. Das führt dazu, dass der vierte Streich von Blind Ego der bisher Beste ist. Man darf sich schon mal auf die Liveumsetzung freuen, die ab Ende Februar 2020 beginnt.

Stephan Schelle, Januar 2020

   

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