Bill Bruford -
Making A Song and Dance: A Complete-Career Collection Der Brite Bill Bruford ist einer der vielseitigsten Schlagzeuger weltweit. Von seinen Anfängen bei der Progressive Rock-Legende YES über ein Vierteljahrhundert bei King Crimson bis hin zur bahnbrechenden Jazz-Fusion, die er mit seinen eigenen Projekten Bruford und Earthworks realisierte, wollte Bill Bruford stets die Grenzen der von ihm gewählten Disziplin voll ausloten - und weiter ausreizen. Dieser Wunsch, Konventionen in Frage zu stellen, ermöglichte einige atemberaubende Momente. Bruford avancierte zu einem der gefragtesten Schlagzeuger für die Zusammenarbeit mit Top-Musikern auf der ganzen Welt. |
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Bruford,
der für seine klingende Metalltrommel, knackige Beckensounds und das Gespür
für komplexe Taktarten bekannt war, suchte nach neuen Herausforderungen.
Die sich ständig verändernden musikalischen Horizonte von King Crimson
boten ihm die Möglichkeit, in den folgenden 25 Jahren zu forschen und zu
experimentieren. Bruford vervollständigte seinen Hattrick bei den
Prog-Giganten, indem er sich 1976 Genesis anschloss, für deren erste
Tournee mit Phil Collins als damals neuen Sänger. Neben seiner Arbeit mit
King Crimson tourte er mit National Health, war Mitglied der All Star Band
UK und leitete seine Jazz-Fusion-Band Bruford. 1986
gründete er Bill Bruford’s Earthworks, um seine Liebe zum Jazz weiter
zu vertiefen, ein Projekt, das bis zu Brufords Rückzug aus der Musik im
Jahr 2009 andauern sollte. Nebenbei gründete Bruford die beiden
Plattenfirmen Winterfold Records und Summerfold Records. Er war ein
gefragter Partner von Künstlern wie Patrick Moraz und Michiel Borstlap,
wirkte aber auch an Werken von Roy Harper, Al Di Meola, David Torn, Kazumi
Watanabe und vielen weiteren Musikern mit. Während dieser Zeit gab er
weiterhin weltweit Workshops, unterstützt von Tama Drums und Paiste
Cymbals. „Mein
Interesse galt dem breiteren Diskurs über das Schlagzeug und das
Schlagzeugspielen und nicht irgendwelchen Vorstellungen von Erfolg oder
Ruhm“, sagt Bruford. „Auf letzteres konnte ich wenig Einfluss nehmen,
aber in den 1960er Jahren war der Diskurs weit offen und ein sinnvoller
Beitrag schien überall möglich. Der Kontext, in dem der erste Song des
Boxsets entstanden ist (Anmerkung:
hier ist der Yes-Song „I’ve Seen all Good People“ gemeint),
hat fast nichts mit dem Kontext zu tun, in dem der letzte Titel (Bruford-Borstlap
– „Kinship“) vier Jahrzehnte
später entstanden ist.“ Bruford
erklärt weiter: „Es wurde sehr viel Wert auf den Begriff des
Unterschieds gelegt. Ich wollte anders klingen als Zeitgenossen wie Carl
Palmer (ELP), Brian ‘Blinky’ Davison (Nice) oder John Bonham (Led
Zeppelin). Ich dachte mir, wenn ich es vorher noch nicht gehört hatte,
dann hatten es die anderen Jungs in der Band wahrscheinlich auch nicht.
Meine Existenzberechtigung war es, mir interessante Dinge für das
Schlagzeug auszudenken. Ich dachte auch, dass sie mich dafür bezahlen würden.
Es war mir ziemlich egal, was die Kritiker, Kommentatoren oder
Musikwissenschaftler dachten, und das sollte für viele Jahre mein
Grundstein, mein Modus Operandi bleiben.“ BMG/Warner
hat am 29.04.2022 eine sechs CDs umfassende Retrospektive dieses
Ausnahmemusikers unter dem Titel „Making A Song And Dance: A
Complete-Career Collection” veröffentlicht. Die sechs CDs sind in einer
Hardcoverbox verpackt, die neben den Silberlingen, die in drei
vierseitigen Papersleeves verpackt wurden, auch noch ein Poster des Covers
sowie ein 52seitiges Hardcoverbook, in dem sich eine von Bill Bruford
verfasste Biografie mit seltenen Fotos befinden, enthält. Für
die neue Anthologie hat Bruford Songs aus seiner gesamten Karriere ausgewählt,
die Werke von 23 verschiedenen Künstlern und Bands aus einem Zeitraum von
40 Jahren umfassen. „Ich habe es bewusst vermieden, sie in
Branchenkategorien wie ‘Progressive Rock’, ‘Fusion’ oder
‘Jazz’ einzuordnen“, fügt Bruford hinzu, „weil die meiste Musik,
mit der ich in Verbindung gebracht wurde, nur sehr schlecht in solche
Schubladen passt - ich denke da an runde Löcher und eckige Stifte.“ Die
ersten beiden CDs tragen den Untertitel „The Collaborator“ und
enthalten Stücke von den Bands Yes, King Crimson, UK und Anderson,
Bruford, Wakeman , Howe, an denen er beteiligt war. Die CDs Nummer 3 und 4
wurden „The Composing Leader“ betitelt und enthalten Stücke von
seinen Soloalben und seinen Projekten wie zum Beispiel Bill Bruford’s
Earthworks und Earthworks Underground Orchestra. CD Nummer 5 hat den
Untertitel „The Special Guest“ und bietet unter anderem Stücke von
Roy Harper, Chris Squire, Al di Meola und Steve Howe. Der letzte
Silberling trägt dann „The Improviser“ im Untertitel. Sie bietet
unter anderem Stücke von Moraz-Bruford, David Torn oder Bruford-Borstlap. Ob
im Progressive Rock- Jazz- oder Fusion-Bereich, Bill Bruford zeigte in
allen Spielarten eine hohe Qualität. Nicht umsonst wurden seine
Leistungen unter anderem durch die Aufnahme in die Top-20-Liste der
„Greatest Drummers of All Time“ des Magazins Rolling Stone gewürdigt.
Von seinen Qualitäten kann man sich nun in der sehr gut gemachten
Retrospektive „Making A Song And Dance: A Complete-Career Collection”
überzeugen. Stephan Schelle, Mai 2022 |
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