Bigelf – Cheat The Gallows

Bigelf – Cheat The Gallows
Powerage Records / Soulfood Music (2009)
(10 Stücke, 56:48 Minuten Spielzeit)

Der Pressetext zum neuen Album von Bigelf verkündet vollmundig: „Sie sind ‚progressiv’, weil sie den Hard Rock in die Zukunft transportieren und dabei die reiche Vergangenheit des Genres umarmen. Sie interpretieren die Rockgeschichte mit einem neuen Dreh, auf den das neue Jahrtausend lange warten musste: ‚Strawberry Fields’ mit einem Spritzer Acid, ‚The Wizard’ mit schwerer Paranoia, ‚Dream Police’ mit getunten Streifenwagen und ein noch göttlicheres ‚Karn Evil No. 9’“


Was der obige Pressetext über die Band aus Los Angeles, bestehend aus Damon Fox (Gesang, Keyboards), Ace Mark (Gitarren), Duffy Snowhill (Bass) und Froth (Schlagzeug), da beschreibt, trifft allerdings den Kern des Albums „Cheat The Gallows“. Nach dem ersten Hördurchgang hatte ich bereits das Gefühl, als sei die komplette Rockgeschichte an meinem Ohr vorbeigezogen, weil so viele Verweise auf bekannte Acts durch meinen Kopf schwirrten. Und diese Ansätze haben die Amerikaner so gelungen zusammengefügt, dass es den Hörer fasziniert vor den Boxen hält.

Fast wie auf der Kirmes geht es im Eröffnungstrack „Gravest Show On Earth“ zu Beginn zu, einem Stück das eine „cineastische Klangexplosion“ offenbart. In diesem ersten Track wird schon deutlich, was für eine faszinierende Mischung den Hörer erwartet. Da klingen neben den Beatles; Queen, Glamrock, Hardrock und was es sonst noch alles in der Rockgeschichte gab und vermischen das mit dem Charme einer „Rocky Horror Picture Show“ zu etwas komplett neuem. Wer sich nicht gleich von diesem Sound gefangen nehmen lässt, dem ist eigentlich nicht zu helfen.

Und in diesem Stil geht es Schlag auf Schlag weiter. Mal hört man Black Sabbath, dann Kiss und im nächsten Moment Slade oder wie in „No Parachute“ und „Race With Time“ gar Pink Floyd heraus, dann schälen sich wieder Passagen aus den Stücken hervor, die nach Led Zeppelin oder Uriah Heep klingen. Und im zweiten Teil des Stückes „Blackball“ wird mal eben kurz ein Bluesrock mit Jon Lord-artigem Orgelsound und zappaeskem Gesang eingewoben. Eine solche Stilvielfalt ist mir bisher noch nicht unter die Ohren gekommen. Und doch zeigen Bigelf eine eigene Handschrift, die durch die effektive Vermischung der oben genannten Stile eine unglaubliche Faszination ausübt. Aus diesem Grunde kann man auch ein einzelnes Stück nicht aus dem Album hervorheben.

Obwohl Bigelf für mich bisher unbekannt waren, schlichen sie sich doch schon mit dem ersten Hördurchgang nachhaltig in mein Gehirn ein. Vorsicht, bei „Cheat The Gallows“ handelt es sich um ein Album, das süchtig macht.

Stephan Schelle, September 2009

   

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