Beardfish – Destined Solitaire

Beardfish – Destined Solitaire
InsideOut Music / SPV (2009)
(9 Stücke, 76:44 Minuten Spielzeit)

Aufgrund von Empfehlungen aus dem Freundeskreis und der wirklich guten Kritiken in der Fachpresse hatte ich mir vor längerer Zeit das 2005’er Werk „The Sane Day“ der schwedischen Formation Beardfish zugelegt. Doch schon nach wenigen Hördurchläufen wanderte die CD in mein Archiv, war mir die Musik der skandinavischen Gruppe doch zu sperrig und ich fand keinen rechten Eingang dazu. Nun flattert mir das neueste Werk, „Destined Solitaire“ ins Haus und ich lege die Scheibe mit doch recht gemischten Gefühlen in den Player.


Schon nach wenigen Momenten ist die Überraschung groß, denn was hier schon beim ersten Hördurchgang des schwedischen Quartettes, bestehend aus Rikard Sjöblom (Gesang, Keyboards), Robert Hansen (Bass), Magnus Östgren (Schlagzeug) und David Zackrisson (Gitarren) auf mich einströmt, ist grandios. In der Welt der kulinarischen Genüsse spricht man bei Gaumenfreuden, die mehrere Geschmacksnerven ansprechen von einer Geschmacksexplosion, dieses trifft auf „Destined Solitaire“ im musikalischen Sinne zu, so dass ich den Begriff mal in Soundexplosion umwandeln möchte.

Die Schweden schaffen es, die unterschiedlichen Stilrichtungen bzw. Sounds bekannter Prog-Größen aufzunehmen, mit Funk, Jazz, Blues, Klassikrock und weiteren Stilelementen zu vermischen und daraus ein ungewöhnliches und faszinierendes Ergebnis zu kreieren. Natürlich hört man an einigen Stellen Zitate heraus, aber durch die kreative Vielfalt, die das Quartett an den Tag legt und ihre Songs mit neuen Klängen, aufregenden, teils vertrackten Soli und sehr schönen Melodien versetzt, sind Beardfish einzigartig. Die einzelnen Songs wirken trotz ihrer doch vertrackten Strukturen und der vielen Elemente, die sich in ihnen finden immer noch recht leicht, locker und verspielt.

Das klingt unwahrscheinlich Retro aber doch modern und frisch. Ein Beispiel ist dafür die Methode den Gesangspart melodisch so durch das Keyboard zu unterstützen, so dass beide die gleiche Melodie erzeugen und Quasi ein Duett aus Keyboard und Gesang entsteht. Diese Technik ist wahrlich nicht mehr oft zu hören. Ein einzelnes Stück aus dem Album hervorzuheben fällt wahrlich schwer, denn das komplette Werk entwickelt eine eigentümliche, kompakte und faszinierende Stimmung, der man sich im Ganzen hingeben muss.

Hatte mich das Werk „The Sane Day“ noch abgeschreckt, so muss ich gestehen, dass mich „Destined Solitaire“ schnell eingefangen hat. Ich hab das Gefühl, als ob die Band den Spirit der 70’er eingefangen und alles, was ich damals so gehört habe, auf diesem Album zusammenfasst und ins neue Jahrtausend hinübertransportiert hat. Progfreunde, die die Band kennen, werden das Album verschlingen. All diejenigen, die sich bisher mit der Band noch nicht beschäftigt haben, sollten unbedingt Probehören und sich nicht von der vertrackten Vielfalt abschrecken lassen. Für mich ist „Destined Solitaire“ eine der positivsten Überraschungen des Jahres.

Stephan Schelle, Juli 2009

   

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