Baku Llama - Eris

Baku Llama - Eris
57 Records / Just For Kicks Music (2008)
(13 Stücke, 61:00 Minuten Spielzeit)

Baku Llama ist der ungewöhnliche Name eines Prog-Rock Trios aus den USA. Ann Bernath (Schlagzeug, Keyboards und Gesang), David Bernath (Gitarren und Bass) und Rick Whitehurst (Keyboards) sind die Protagonisten aus dem kalifornischen Duarte, die auf ihrem Album „Eris“ eine Mixtur aus Progressive Rock, Spacerock, Jazz und Krautrock brauen. Dabei bewegen sie sich u. a. auch im Umfeld psychedelischer Soundstrukturen von Hawkwind.


Das Mitte Mai erschienene Werk „Eris“ ist das Debütalbum des amerikanischen Trios. 13 Stücke mit Laufzeiten zwischen 1:12 und 9:08 Minuten bietet die CD. Los geht es mit dem 1:32minütigen Stück, „Discord“, das quasi eine Art Intro darstellt. Keyboardharmonien und Gitarren bieten eine erste Klangmalerei, die noch recht verspielt klingt und wenig Melodie aufweist, aber schon den Weg aufzeigt, auf den sich Baku Llama auf dem Album macht.

Mit dem Instrumental „Hamatsa“ kommt dann der erste „richtige“ Track des Albums, der wie ein Zug voranmarschiert. Der Rhythmus hat etwas von einer Zugfahrt und man spürt quasi die Schwellen, über die das riesige Gefährt dahindonnert. Über diese Rhythmusgrundlage werden perlend gespielte Keyboardkaskaden gelegt, was dem Ganzen einen gewissen psychedelischen Anstrich verleiht. Später gesellt sich Etappenweise noch die E-Gitarre dazu. Hier sind die Grenzen zwischen Prog / Psychedelic / Spacerock und Jazz fließend.

„Betrayed“, das erste von vier Nummern, in denen Ann ihre Stimme einsetzt, vereint Progrock mit jazzigen Elementen. Vor allem die Keyboards bieten jazzige Atmosphäre. Eingängig und doch hypnotisch bohrt sich das Stück ins Hirn. Auch im folgenden „Punch It“ vervollständigt Ann mit ihrer Stimme den Song, allerdings ohne Text zu singen, stattdessen bringt sie die Stimme als Instrument mit ein. Es enthält durch die Akustikgitarre und die Clapping Hands einen gewissen Groove, überzeugt mich aber durch das, für meinen Geschmack, etwas belanglose Pianospiel nicht ganz.

Im Titelstück kommt wieder Ann stimmlich zum Einsatz. Ein Grundrhythmus, auf dem sich monoton die Melodiestruktur ausbreitet und aus dem Hintergrund Ann’s Stimme zunächst wieder nur durch Harmoniegesang, der ohne Text auskommt, hervortritt. Im weiteren Verlauf werden Texte gesprochen und gesungen. Wieder so ein ungewöhnlicher Mix aus den unterschiedlichen Stilen, der aus irgendeinem Grund eine faszinierende Ausstrahlung hat.

„Six To Midnight“ bietet sanfte Pianoklänge, die durch sägende Gitarrenriffs durchschnitten werden, „This Time“ ist wieder ein Song, dessen Melodie schnell ins Ohr geht, während „The Rite“ eine gewisse Monotonie ausstrahlt, die auch Elemente des Krautrock zeigt. Neben recht ruhigen Passagen wird es vor allem am Ende durch den bratzigen Bass recht heftig. Wie mit afrikanischen Rhythmen durchflutet, so mutet „Torrential“ an. Das Piano klingt dabei wie gespielte Morsezeichen.

Der Longtrack „Side Two“ hat psychedelische Elemente zu bieten, die streckenweise an den Komponisten Angelo Badelamenti erinnern, zu dessen bekanntesten Werken wohl die Musik zu der amerikanischen Mysterie-Serie „Twin Peaks“ zählt. Atmosphärisch verspielt leitet den Hörer dann das Stück "Tragic Mask" aus dem Album.

„Eris“ ist eine außergewöhnliche Mixtur aus den oben beschriebenen Elementen, aus denen die einzelnen Songs ihre Kraft ziehen. Eine Scheibe abseits der gewohnten Hörstrukturen, der man sich intensiv widmen muss, dann aber ihre ganzes Spektrum entfaltet.

Stephan Schelle, Juni 2008

   

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