Anyone’s Daughter – Anyone’s Daughter
Tempus Fugit / SPV (1980 / 2015)
(9 Stücke, 39:11 Minuten Spielzeit)

Die süddeutsche Arterockband Anyone’s Daughter veröffentlichte nach ihrem Debütalbum „Adonis“ im Jahr 1980 ihr zweites, selbstbetiteltes Werk. Eine ungewöhnliche Maßnahme (bezogen auf die Titelwahl) zumal auch das Debüt recht erfolgreich war. Das damalige LineUp bestand aus Harald Bareth (Gesang, Bass, Glockenspiel), Uwe Karpa (Gitarren), Kono Konopik (Schlagzeug) und Mattias Ulmer (Keyboards, Piano, Gesang). Am 20.03.2015 erscheint das Album bei Tempus Fugit auf Vinyl.


Waren auf ihrem Debütalbum die Stücke noch länger und wurde bei Livekonzerten auch schon die kompakte musikalische Umsetzung von Hermann Hesse‘s „Piktors Verwandlungen“ aufgeführt (davon veröffentlichte die Band einen Livemitschnitt im Jahr 1981), widmeten sich Anyone’s Daughter auf ihrem zweiten Album - mit Ausnahme des achtminütigen „Another Day Like Superman“ - kürzeren Stücken.

Erfolgreich und über die Grenzen ihres Bundeslandes bekannt wurden Anyone’s Daughter mit dem Stück „Moria“, das nicht nur im Süddeutschen Rundfunk sondern auch im WDR zu häufigen Einsätzen kam. Der sehr eingängige Song besticht durch seinen Synthierhythmus, kombiniert mit Bareth’s Bassspiel. Auch Drummer Konopik sorgte für einen druckvollen Rhythmus. Ein Song, der von J.R.R. Tolkiens Roman „Herr der Ringe“ inspiriert ist (die Minen von Moria, sind dort ein zentraler Ort im ersten Band) und der auch heute noch gut ins Ohr geht.

Den Beginn des Albums macht aber „Swedish Nights“, das mit einer verträumten Melodie wie die Blaupause für den Sound von Anyone’s Daughter in den frühen 80’ern stand. Der Opener schmeichelt sich schon in die Gehörgänge ein. Nachdem etwas rockigeren „Thursday“ kommt mit „Sundance Of The Haute Provence“ wohl die schönste Ballade, die die Band jemals geschrieben hat. Die Keyboardmelodie schiebt sich unweigerlich unter die Haut und macht Platz für Bareth’s sanften Gesang. Auch heute ist das noch eine Gänsehautnummer.

Das Progressive Rock-Stück „Superman“ erinnert an Bands wie Genesis, während das anschließende „Another Day Like Superman“ mit herrlich atmosphärischen Sounds beginnt, um dann in einen Akustikteil überzugehen, der nach einigen Minuten in einen Rocksong wechselt. Hier hat die Band alle Zutaten eines guten Longtracks in sich vereint.

In der kurzen Progressiverock-Nummer „Azimuth“ sind auch jazzige Elemente enthalten, deren Klänge heute zum Beispiel auch bei Steven Wilson zu hören sind. Dies geht dann nahtlos in den letzten Song „Between The Rooms“ über, der wieder typische Sounds der Band aufweist.

Während die Original-LP bei Intercord als einfache LP mit einem Einlegeblatt (mit Songtexten und Bandfotos) erschien, kommt die Vinylausgabe bei Tempus Fugit im herrlichen Klappcover (Gatefold) und 180 schwerem Vinyl heraus. Das Beiblatt wurde etwas professioneller gestaltet und im Innenteil des Klappcovers sind weitere Fotos und Linernotes enthalten. Das Album erscheint in einer limitierten Auflage von 500 Stück, bei denen die Hälfte jeweils in schwarzem und in gelbem Vinyl gepresst wurde.

Das selbst betitelte zweite Album von Anyone’s Daughter ist ein grandioses Werk in der Deutschrockgeschichte. Nach den CD-Veröffentlichungen kommen nun auch die Freunde der „schwarzen Rille“ in den Genuss dieses Meisterwerks.

Stephan Schelle, März 2015

   

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