Amon Düül II - Vortex
revisitedrec Inside Out (1981)

Als letzte CD in diesem Reigen erscheint „Vortex“, das seine Erstveröffentlichung drei Jahre nach „Only Human“ im Jahr 1981 feierte. Für dieses Album fanden sich u. a. Renate Aschauer-Knaup, Chris Karrer und Falk U. Rogner aus den Anfangstagen wieder zusammen. Auch John Weinzierl und Hans Peter Leipold (beide aus der Urformation) sind als Gastmusiker vertreten. Mit diesem Album beschwören sie streckenweise wieder den Geist der Anfangszeit.

 
 

Aufgenommen wurden die Songs laut Chris Karrer „in einem grässlich, absolut versifften Kellerstudio in München-Schwabing“. Abgemischt wurden sie dann allerdings sehr professionell im Studio vom bekannten Schlager- und Grand-Prix-Komponisten Ralph Siegel. Die Klangqualität lässt wirklich nichts zu wünschen übrig und so ist auch Chris Karrer der Meinung dass “die wieder gewonnene alte Magie alle Widrigkeiten und sogar den Irrsinn, dass wir ein Album wie Vortex bei einem Schlagerproduzenten fertig stellten damals überlagerte.“ Auf „Vortex“ liefern Amon Düül die ganze Bandbreite ihres Schaffens ab. Pompös, elektronisch und rhythmisch startet es mit dem eingängigen instrumentalen Titeltrack. „Holy West“ geht sofort ins Ohr mit seinem stampfenden Beat im Westcoastgewand. Der Song ist mein absoluter Anspieltipp. „Mona“ ist ein Popsong mit Reggae, der Renates Stimme in den Vordergrund hebt. Auch „We Are The Machine“ mit seinem Gitarrensound hebt sich wohltuend aus dem Album hervor, während das ungewöhnliche „Das Gestern ist das Heute von morgen“ einen ganz eigenen Charme versprüht.

Als Bonus gibt es wiederum zwei bisher unveröffentlichte Tracks. Zum einen „Whatever“, das nach einer Session klingt, die aus dem Probenraum stammen könnte und krautige Liveatmosphäre versprüht. Ungewöhnlich ist der letzte Titel „(Ras)Putin in der Badewanne“. Renate spricht wie kurz vor dem Wahnsinn angekommen einen deutschen Text über diesen wüsten Track. Die Worte „Ra Ra Rasputin“ und „Dschingis Kahn“ weisen eventuell auf das Studio von Ralph Siegel hin. Zumindest könnte dies ein Kontrapunkt zum deutschen Schlager sein, den die Band setzt. Ein Hinweis könnte sich in Chris Karrer’s Zitat im Booklet finden „Wir waren allerdings damals derart verklärt und auf uns selbst fixiert, dass uns nicht einmal Dilettanten wie Dschingis Kahn, die dauernd in unserem Studio herumspionierten, aus dem Takt bringen konnten.“

Klanglich sind die Alben hervorragend bearbeitet worden. Der Klang kommt glasklar aber trotzdem sehr warm aus den Boxen. Revisitedrec hat hier wieder ganze Arbeit geleistet und hebt mit dieser Reihe einige Schätze, die sonst vielleicht in Vergessenheit geraten würden.

Stephan Schelle, Mai 2005

 
   

CD-Kritiken-Menue