Ally The Fiddle - Up
Gentle Art Of Music / Soulfood (2018)

(10 Stücke, 63:26 Minuten Spielzeit)

Ally The Fiddle ist das Projekt der aus Deutschland stammenden Geigerin Almut „Ally” Storch. Sie hat in ihrer bisherigen Laufbahn in unterschiedlichen Bands gespielt, darunter Schandmaul, ASP und Subway To Sally (zu dieser Band gehört sie immer noch). Ally The Fiddle ist allerdings ihr Projekt, mit dem sie seit 2008 Veröffentlichungen herausbringt. „Up” ist neben einer EP und einer Single das zweite Album, das Ally unter dem Bandnamen Ally The Fiddle am 14.09.2018 auf den Markt bringt. 


Nachdem sich Ally in unterschiedlichen Bands ihre Meriten verdient hatte, beschloss sie im Jahr 2008 sich künstlerisch weiterzuentwickeln und selbst komponierte Musik und „lieb gewonnenen Tunes in eigenen Arrangements” auf einer CD herauszubringen. Schlagzeuger Stefan „Huky“ Hukriede, mit dem Ally zuvor mehrere Jahre in verschiedenen Irish Folk Formationen gespielt hat, kam sofort mit an Bord. Robert Klawonn (Gitarre) lernt sie auf eine Empfehlung hin kennen und findet in ihm auch gleich einen Co-Autor für ihre Songs. Danach stoßen weiter Musiker zur Formation.

Neben den oben genannten sind bei der aktuellen Produktion noch als Gastmusiker Eric Langbecker (Gitarre), Rouven Haliti (Chapman Stick) und Simon Tumielewicz (Bass). Als weitere Gastmusiker wirken auf „Up” darüber hinaus am Schlagzeug Marco Minnemann (The Aristocrats, The Mute Gods, Steven Wilson), am Mikro Sebastian Baur & Alf Ator (Knorkator), am Cello Benni Cellini (Letzte Instanz), an der Gitarre Jen Majura (Evanescense), am Kontrabass Felix (Dick Brave And The Backbeats) und Rockgeiger Jerry Goodman bei einzelnen Stücken mit.

Unter der Bezeichnung Progressive Violin Rock/Metal läuft die Musik der klassisch ausgebildeten Geigerin Ally und ihrer Band. Ally Storch erklärt dazu: „Progressiv sein bedeutet für mich, Gedanken zu spinnen und Musik weiterzuentwickeln. Eigentlich mag ich mich nicht auf ein Genre festlegen, deshalb hat meine Musik viele Facetten. Neben Prog und Metal finden sich in ihr auch filmmusikalische Züge sowie Classic- und neuerdings Jazzrock”. Auf Klänge aus Keyboards oder Synthesizern verzichtet Ally dabei aber komplett.

Wenn Ally Storch Jazzrock erwähnt, schwingt stets ein Ausrufezeichen mit. Für ihn hegt sie eine spezielle Vorliebe, die sich auf „Up” vielfach niederschlägt. Zu ihren Idolen zählt der mit den Fusion-Bands The Flock und Mahavishnu Orchestra in den 1970’er-Jahren zu Ruhm gelangte amerikanische Rockgeiger Jerry Goodman. Dass sie den inzwischen 69-jährigen als Gastmusiker gewinnen konnte, betont Storch mit sichtlicher Freude, zu hören ist Goodman bei „Try To Stop Me”.

Auf „Up” verbinden Ally The Fiddle diese musikalischen Elemente um etwas gänzlich Neues zu erschaffen. So schon im Opener „Sisyphos” zu hören, in dem sie Metal mit leicht jazzigen Elementen zu einem Song zusammenstellt, der ihre Stimme in den Vordergrund stellt, während die Metalrhythmen und -riffs, die von ihrer Geige unterstützt werden, einen Kontrapunkt zu den harmonischen Gesangspassagen setzen. Daneben klingt die Passage, in der Felix Wiegand zum Contrabass greift sehr jazzig.

Durch atmosphärische Gitarrenlicks wirkt das Instrumental „Aphotic Zone” zunächst recht proggig um dann nach wenigen Momenten mit härteren Riffs in Richtung Prog-Metal zu gleiten. Das Arrangement enthält aber auch wieder einige jazzige Elemente. Die Musik ist daher nicht einfach zu konsumieren, sondern will erarbeitet werden.

Recht basslastig mit einer Art Reggae- oder Skarhythmus zeigt sich dann der instrumentale Titel „The Bass Thing”. Sehr filigran sind hier einzelnen Passagen ausgearbeitet wie zum Beispiel bei den von Ally gezupften Geigenseiten, die hier eine andere Stimmung erzeugen. In „The Path” vollführt Ally dann eine Konversation zwischen ihrer Geige und den Drums von Marco Minnemann. Beide solieren mehrfach und fügen sich dann doch zu einer spannenden Kombination wieder zusammen. Ein Stück, das sich sicherlich besonders gut für Liveauftritte eignet.

Wesentlich harmonischer und ruhiger geht es dann im Stück „Tree” weiter, bei dem die beiden Knorkator-Mitglieder Sebastian Baur & Alf Ator zunächst für einen sehr atmosphärischen Gesangspart sorgen, der aber im weiteren Verlauf an Druck gewinnt. Mit einer Geigenpassage wie beim „Hummelflug” beginnt dann das Stück „Try To Stop Me” in dem sich Ally und Jerry Goodman auf ihren Streichinstrumenten die Bälle zuspielen während zwischendurch immer wieder brachiale Metaldruckwellen diesen Track durchbrechen und schließlich in einen ekstatischen Part zusammenführen. Das hat auch wieder leicht jazzige Züge. Diese Beispiele zeigen, wie abwechslungsreich Ally auf dem neuen Album zu Werke geht.

„Up” ist eine außergewöhnliche Scheibe, die Progressive mit Metal und Jazz verbindet. Dazu spielt die Geige von Ally Storch eine tragende Rolle, die dem Sound noch eine markante und besondere Note verleiht.

Stephan Schelle, September 2018

   

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