Albert Collins & The Icebreakers – Live At Rockpalast 1980
MIG made in germany music / Indigo (2015)

(CD: 13 Stücke, 90:42 Minuten Spielzeit 
DVD: 13 Stücke, 95
Minuten Spielzeit)

Am 26.11.1980 trat der bis dahin in Deutschland recht unbekannte Bluesgitarrist Albert Collins mit seiner Band The Icebreakers im Rahmen des Rockpalastes in der Dortmunder Westfalenhalle 2 auf. Am 29.01.2016 erscheint bei MIG ein Package bestehend aus zwei CDs und einer DVD, die den Auftritt dokumentieren. CDs und DVD beinhalten das komplette Konzert.


Dass Albert Collins & Band in Deutschland noch nicht wirklich in Erscheinung getreten sind, zeigt sich an der zurückhaltenden Reaktion des Dortmunder Publikums zu Beginn des Konzertes. Sowohl Collins wie auch die Band benötigten aber nicht lange, um das Publikum auf ihre Seite zu holen. Schon beim Opener, dem Bluesklassiker „Sweet Home Chicago“, bei dem Collins noch nicht auf der Bühne ist und das von Schlagzeuger Casey Jones in seiner ganz eigenen Version gesungen wird, bemerkt das Publikum die Klasse der Musiker und die Stimmung wird merklich besser.

Auch das folgende „She’s Fine“ von Saxophonist A.C. Reed, der hier auch seinen Song selbst singt, kommt gut an. Sobald dann aber Albert Collins (er wird von seinem Schlagzeuger als „Master Of The Telecaster“ angekündigt) in seinem knallroten Dress und der über eine Schulter gehängten Gitarre die Bühne betritt und in dem Instrumental „Listen Here!“ Blues und Funk kombiniert, geht die Post ab. Und auch Collins geht richtig mit und verschmilzt mit seinem Instrument und der Musik.

Collins (er ist bereits 1993 an den Folgen von Leberkrebs gestorben) wirkt auf mich dabei wie ein James Brown des Blues. Während er mit seinen langen, schlacksigen Fingern die Saiten seines Instrumentes bespielt (er besaß eine unglaubliche Spieltechnik) spiegelt sich auch in seinem Gesichtsausdruck mit teils verschmitzten Grimassen die Musik. Und auch stimmlich hat er eine leichte Ähnlichkeit zu James Brown.

Nach diesem fulminanten mehr als siebenminütigen Instrumentalstück geht es dann in „Cold Cold Feeling“ gleich wieder in Richtung Blues. In „Cold Cuts“ geht es dann wieder richtig funkig zu, wobei auch der Rock nicht zu kurz kommt. Das ist absolut faszinierend, vor allem mit welcher traumwandlerischen Art Collins seine Gitarre spielt. Im Stück „Frosty“ zeigt Collins dann das er die Nähe zum Publikum sucht und sich auch nicht vom Gitarrenkabel abhalten lässt um direkt zu den Zuschauern in der ersten Reihe zu gehen. Die rocken mittlerweile richtig ab. Das führt dazu, dass das zu Beginn noch zurückhaltend agierende Publikum die Band nicht ohne Zugabe von der Bühne lässt.

Die Bildqualität auf der DVD ist leider - wie in den 70’er und 80’er Jahren üblich - mit leichten Überstrahlungen (farbigen Strahlen vor allem in den dunklen Passagen) versehen. Das tut dem guten Gesamteindruck aber keinen Abbruch. Die Silberlinge kommen in einem achtseitigen Digipack mit achtseitigem Booklet heraus.

Albert Collins & The Icebreakers „Live At Rockpalast - Dortmund 1980“ ist eine Blues-/Bluesrockperle die Gott sei dank gehoben wurde. Ein tolles Livedokument eines grandiosen Musikers und einer sehr gut eingespielten und aufgelegten Band. Diese Veröffentlichung sollte man unbedingt haben.

Stephan Schelle, Dezember 2015

   

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