Alabama 3 - Step 13
Submarine Cat Records / Rough Trade (2021)
(13 Stücke, 52:47 Minuten Spielzeit)

Alabama 3 ist eine Londoner Band, die sich bereits in den 90’er Jahren gründete. Köpfe der Band waren Rob Spragg (aka Larry Love) und Jake Black (aka The Very Reverend D. Wayne Love). Sie selbst bezeichneten ihre Musik als „Sweet Pretty Muthafuckin’ Country Acid House Music“. 


Ihre sehr britische Interpretation der Americana Music traf vor allem im Vereinigten Königreich, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt auf große Begeisterung, denn keine andere Band verstand es so gut wie Alabama 3, an gesellschaftlichen und musikalischen Normen zu rütteln, indem sie Blues, Jazz und Country mit Techno-Rhythmen durchsetzten, von Suchtproblemen der Unterschicht sangen und satirische Texte in Form von sozial-politischen Statements auf Stammtisch-Niveau zu tanzbaren Songs verarbeiteten.

Nach dem Erfolg ihres schlicht „Blues“ betitelten Albums von 2016 und ausgedehntem Touring durch mehrere Länder, konnte sich niemand vorstellen, dass das Schicksal am 21. Mai 2019 erbarmungslos zuschlagen und die Band unsanft vom Gipfel des Erfolges holen würde. Jack Black, der schon länger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, starb an einer Lungenentzündung. Doch schon wenige Monate später ging die Gruppe wieder auf Tournee; als ihre Art der Trauerbewältigung war ihr verstorbener Freund und Mitmusiker Jake als lebensgroße Puppe - im Abraham Lincoln Kostüm bzw. per Video-Einspieler als Heiliger im Stil von Spitting Image - ein Teil ihrer Bühnenshow. „Es ist wichtig, dass man auch in dunklen Zeiten seinen Humor behält“, sagt Rob Spragg dazu.

„Step 13“ ist, wie man vermuten kann, das 13. Album von Alabama 3. Gleichzeitig enthält das Album auch 13 Stücke. Die Laufzeiten der Songs bewegen sich zwischen 3:19 und 5:15 Minuten Spielzeit.

Rob Spragg hat das neue Album genutzt, „um sich die Trauer um seinen verstorbenen Freund von der Seele zu schreiben.“ Das die Songs auf dem Album dennoch nicht alle todtraurige Balladen sind, ist laut Spragg dem Umstand geschuldet, dass „niemand irgendeinen jammernden Deppen hören will, der um seinen toten Kumpel trauert und humorlose, düstere Scheiße raushaut - wir haben alle schon jemanden verloren. Als Künstler musst du dir darüber im Klaren sein, dass du weder dich selbst, noch das Publikum runterziehen darfst.“

Eingespielt haben die Songs Rob Spragg aka Larry Love (Gesang), Orlando Harrison aka The Spirit (Keyboards), Mark Sams aka Rock Freebase (Gitarre), Steve Finnerty aka Lovepipe (Gitarre) und Nick Reynolds aka Harpo Strangelove (Harmonica).

Das Album beginnt mit der ersten Singleauskopplung „Whacked“. Der Song besitzt einen treibenden Groove mit pumpenden Beats, der sich sofort in die Synapsen einbrennt. Besonders der markante Gesang von Rob gibt dem Song noch mehr Flair. In dem Song geht es darum Stoned zu sein und es geil zu finden. Auch „Yolanda“ zeigt sich von einer sehr elektronisch/rockigen Seite, die ebenfalls schnell ins Ohr geht. Und diese außergewöhnliche Mischung findet sich auch auf den weiteren Songs. Immer treffen treibende Beats auf eingängige Melodien und Elemente aus Rock, Pop, Blues, Jazz und Country und ergeben so eine neue Soundform. Das ist faszinierend und fesselnd.

Besonders ist noch der Song „Night Tripper In The Traphouse“ herauszustellen, der, wenn man die Hintergründe des Songs kennt, unter die Haut geht. Am Ende des Stückes ist das Piepen der lebenserhaltenden Maschinen zu hören, an die Jake Blake angeschlossen war. Aufgenommen wurde das von Rob Spragg, der bis zum Ende seines besten Freundes an dessen Krankenbett gesessen hatte.

Der britischen Band Alabama 3 ist mit ihrem mittlerweile 13. Werk, „Step 13“ ein fesselndes Album gelungen, in dem sie die unterschiedlichsten Musikstile mit treibenden und teils technoartigen Beats unterlegen. Die Musik geht gut ins Ohr und macht einfach nur Spaß.

Stephan Schelle, November 2021

   

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