Agitation Free – River Of Return

Agitation Free – River Of Return
revisitedrec / spv (1999 / 2009)
(10 Stücke, 72:04 Minuten Spielzeit)

Neben dem Album „Fragments” (s. auch Rezension an anderer Stelle) erscheint Mitte April 2009 auch das Album „River Of Return” der deutschen Krautrocklegende Agitation Free. Während „Fragments“ in das Jahr 1974 zurückging, wurde diese CD im Jahr 1999 aufgenommen. Es stellte eine Reunion der Band nach gut 25 Jahren Abstinenz mit einigen Originalmitgliedern dar.


Schon die ersten Töne lassen deutlich werden, dass zwar noch der Krautrockstil vorhanden, die Musik und die Produktion aber um Lichtjahre vorangeschritten ist, was sich in der sehr ausgereiften Produktion widerspiegelt. Wie schon auf den frühen Alben, so bietet das hier agierende Quartett, bestehend aus Gustl Lütjens, Michael Günther, Lutz Ulbrich und Burghard Rausch eine Mixtur aus verschiedenen Stilrichtungen. Dieses Mal besteht das Gemisch aus Rock, Blues, Jazz und meditativen Sounds. Produziert wurde das Album übrigens von „Potsch“ Potschka, der mit der Nina Hagen Band und Spliff als Musiker sehr bekannt war.

Mit dem sehr melodiösen Titelstück eröffnet das Album. Dieser Track ist sehr strukturiert und nicht von Improvisationen, wie in den frühen 70’ern geprägt. Das Stück gefällt mir durch seine schöne Melodieführung und das Saxophon sehr gut. Die vier unterbrechen die Harmonie dieses Stückes ein ums andere Mal durch einen eingestreuten Rhythmuswechsel oder zum Beispiel ein Didgeridoo, was den Track sehr spannend macht.

„2 Part 2“ ist zunächst ein recht elektronischer Track, der ebenfalls durch eine sehr schöne Melodie besticht und gut ins Ohr geht. Und auch bei diesem Stück wechseln Rhythmus und Struktur, so dass der Track sich im Mittelteil schon fast zu einer Santana-Nummer entwickelt. Tolles Teil.

Sehr abwechslungsreich geht es weiter. Der Blues wird im Gitarrenbetonten „Fame’s Mood“ angesetzt, experimentelle elektronische Soundscapes sind der Hauptbestandteil von „Susie Sells Seashells At The Seashore“ und „177 Spectacular Sunrises“, mit Bläsern versetzter anspruchsvoller, sanfter Rock bietet „The Obscure Carousel“, durch ethnische Perkussion/Schlagzeug garnierter jazziger Rock findet sich in „Nomads“ und dann ist da noch das verspielte Akustikstück „Das kleine Uhrwerk“.

Neben den acht Tracks des Originalalbums hat man der Wiederveröffentlichung noch mit „Keep On“ und „First Communication“ 14 Minuten an Bonusmaterial spendiert. „Keep On“ ist eine straighte Rocknummer, während „First Communication“ ein live im Jahr 1972 mitgeschnitten wurde. Der Aufnahme merkt man allerdings ihr Alter an, fällt sie doch gegenüber den anderen Stücken des Albums klanglich erheblich ab.

Auch „River Of Return” ist eine ausgezeichnete Wiederveröffentlichung der Krautrocklegende, die aber wesentlich besser ins Ohr geht, als die frühen Alben der Band. Wieder ist das Label mit viel Liebe zum Detail an die Sache herangegangen, so dass ich diese remasterte Version ebenfalls vorbehaltlos empfehlen kann.

Stephan Schelle, April 2009

   

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