Affector - Harmagedon

Affector - Harmagedon
Insideout music (2012)
(8 Stücke, 64:33 Minuten Spielzeit)

Nach vier Jahren intensiven Schreibens und Aufnehmens sind die Prog-Metal-Newcomer Affector nun endlich bereit, ihr Konzeptalbum „Harmagedon“ über InsideOutMusic zu veröffentlichen. Der Samen dieses Debüts wurde bereits im Jahr 2006 mit dem ersten Aufeinandertreffen des holländischen Drummers Collin Leijenaar und des deutschen Gitarristen Daniel Fries gesät. Als Tour-Drummer von Neal Morse (Transatlantic, Flying Colors, Ex-Spock’s Beard) begegnete Leijenaar unterwegs des Öfteren Fans, die ihn nach seiner Meinung zu ihrer eigenen Musik fragten.


Eine Routine, die nicht immer etwas Interessantes zutage förderte, doch wie es das Schicksal so wollte, hatte Fries etwas Inspirierendes im Angebot: Seine Musik war stark genug, eine Freundschaft mit Leijenaar zu begründen; die beiden blieben in Kontakt und tauschten jahrelang Ideen aus, die jedoch erst jetzt, im Jahre 2012, in Form von „Harmagedon“ Früchte tragen.

Aus dieser Freundschaft entstand die Band Affector, die sich mittlerweile aus dem Gitarristen Daniel Fries, dem Schlagzeuger Collin Leijenaar, dem von Symphony X stammenden Bassisten Mike LePond sowie Sänger Ted Leonard (Enchant, Spock’s Beard, Thought Chamber) zusammensetzt. Daneben finden sich an den Keyboards noch so bekannte Namen als Gastmusiker wie Neal Morse, Alex Argento, Derek Sherinian (Black Country Communion, Planet X, Ex-Dream Theater) und Jordan Rudess (Dream Theater). Wenn das mal keine ordentlichen LineUp ist.

Da „Harmagedon“ in 2012 veröffentlicht wird, entschied sich die Band dafür, sich auf die (auf dem Ende des Mayakalenders und den Schriften Nostradamus basierenden) Weissagungen zu konzentrieren, dass die Welt in diesem Jahr untergehen wird, und dachte sich, dass es interessant wäre, etwas mit dem ‚Das Ende der Welt’-Motiv anzufangen. Also griffen Fries und Leijenaar Teile eines der ältesten Bücher der Welt (der Bibel) auf, um die Geschichte vom Ende der Welt in biblischen Versen zu erzählen. Es gibt keine Reime oder Takte bei den Vocals, die Texte wurden nicht mit einem persönlichen Touch ausgeschmückt, und die Musik wurde um die Verse herum geschrieben. Das ist im wahrsten Sinne experimentelle Kunst. Leijenaar ergänzt: „Wir wollten herausfinden, ob es möglich ist, so etwas zu machen, und irgendwie hat es funktioniert. Das war eine ziemliche Herausforderung, den ganzen Text singbar zu machen – Ted hat da wirklich einen fantastischen Job gemacht.“ Einzige Ausnahme dieses Konzepts ist „Cry Song“, ein Stück, das sich mit dem Tod von Daniels Vater befasst und auf eine gewisse Weise dennoch perfekt in die Geschichte hineinpasst.

Für den Beginn, der von den beiden 1:49 und 5:35 Minuten langen Stücken „Overture pt.1: Introduction“ und „Overture pt.2: Prologue“ haben Affector aber zunächst mit dem Sinfonietta Consonus aus Polen ein lupenreines Symphonieorchester engagiert, das vor allem in Part 1 sehr orchestral die CD einleitet. Im zweiten Part agieren die Rockmusiker aber zusammen mit dem Orchester und zeigen schon eine sehr Progmetal-lastige Form, die auch den Rest des Albums bestimmen wird.

Affector reihen sich mit ihrer Musik nahtlos in die Richtung von Dream Theater & Co. ein. Und auch zur Band Enchant sind nicht nur durch Sänger Ted Leonard Ähnlichkeiten zu finden. Der erste richtige Song ist dann „Salvation“, das mit sehr atmosphärischer Gitarre beginnt und in den sich Ted’s Gesangsstimme perfekt einfügt. Nach wenigen Momenten wehen aber schon die Stakkatoartigen Schlagzeugrhythmen und härtere Riffs durch den Raum. Auch Klänge á la Rush blicken durch. Insgesamt aber schon ein sehr guter fast neunminütiger Progmetalsong, der mit zahlreichen Breaks gespickt ist.

Das 14minütige „The Rapture“ ist wieder so ein Progmetal-Kracher, während sich die Band in „Cry Song“ von der etwas weicheren Seite zeigt. In diesem Stück sind Ähnlichkeiten zu Bands der Marke Spock’s Beard auszumachen. Sehr eingängig geht es hier zu und die Rhythmik sowie die Gitarrenläufe sind jenseits von Metal angesiedelt. Aber schon im nächsten Track „Falling Away & Rise Of The Beast“ sind sie wieder auf den Spuren von Dream Theater & Co. In den beiden weiteren Stücken wird auch mal ordentlich gefrickelt, das wechselt sich aber mit tollen Harmonielinien ab.

„Harmagedon“ ist keine Welt-Untergangsplatte im musikalischen Sinne, vielmehr zeigt es perfekten Progmetal, der sich nahtlos in die Musik von Größen wie Dream Theater einreihen kann. Wer also auf derartige Musik steht, bekommt hier die richtige Ladung frischen Stoffs.

Stephan Schelle, August 2012

   

CD-Kritiken-Menue