Abel Ganz – Shooting Albatross

Abel Ganz – Shooting Albatross
Abel Music – Vertrieb: Just For Kicks Music (2008)
(4 Stücke, 66:05 Minuten Spielzeit)

Vor einigen Tagen flatterte mir eine CD von einem Abel Ganz ins Haus und ich dachte mir, „Nie gehört von dem Typen“. Das Cover war ebenfalls recht ungewöhnlich und ich vermutete im ersten Moment schon eine Art von Folk oder Shanty dahinter. Doch mit dieser Vorahnung lag ich völlig falsch, denn bei näherem hinsehen/hinhören entpuppte sich die Musik auf der CD als Neoprog einer schottischen Band, die sich bereits im Jahr 1980 formierte.


Und wenn man in der Vita der Band nachliest, dann taucht dort der Name Alan Reed auf. Den kennen wir doch, genau, es handelt sich um den Sänger der Progband Pallas. Alan gehörte Anfang der 80’er zur Band, bevor er zu Pallas wechselte. Und auf dem neuen Album hat er bei dem Longtrack „So Far“, das es auf über 23 Minuten bringt, ein Gastspiel. Er übernimmt bei dem Stück den Leadgesang, was den Titel aufgrund seiner markanten Stimme sofort in die Pallas-Ecke bringt (wahrscheinlich sehen das die Fans der ersten Stunde von Abel Ganz aber anders). Neben Alan wirkt auch noch Chris Frey von der Band Magenta als Gast auf dem Album mit.

Seit den Neunzigern mussten die Fans der Band auf ein neues Album warten und am 11.04.2008 erschien dann das fünfte Werk des schottischen Sextetts. Das aktuelle Line-Up besteht aus Hugh Carter (Akustikgitarre, Flöte, Keyboards, Perkussion, Backgroundgesang), Stevie Donnelly (Bass), Stuart “Mick” MacFarlane (Gesang, Akustik- und E-Gitarre), Davie Mitchell (Gitarren), Hew Montgomery (Keyboards) und Denis Smith (Schlagzeug und Backgroundgesang).

Oben hatte ich schon einen Longtrack angedeutet, aber was schreibe ich da? Das ganze Album besteht aus Longtracks, denn die anderen drei Stücke bringen es auch auf Spielzeiten zwischen 12:55 und 15:06 Minuten.

Mit „Looking For A Platform“ startet der Silberling dem Album-Titel entsprechend mit Wellenrauschen, das einen Küstenflair entwickelt. Die Flöte zu Beginn bringt auch noch einen Hauch keltischer Folklore mit in die Musik. Die Arbeit an der Akustikgitarre erinnert darüber hinaus in diesem Stück an Anthony Phillips und Genesis. Und der Sänger Stuart “Mick” MacFarlane hat eine Stimmlage, die phasenweise an den schottischen Sänger Fish erinnert, ohne jedoch dessen Charisma zu erreichen. Die Keyboards, die klingen wie die analogen Tasteninstrumente der 70’er (z. B. nach Mellotron) sowie die E-Gitarre lässt darüber hinaus eine Nähe zu Yes erahnen. Insgesamt ein Titel der viele Zutaten des 70’er Neoprog in sich vereint. Lange Soli sowie Melodie- und Rhythmuswechsel finden sich natürlich ebenfalls in diesem Eröffnungstrack.

Gleiches gilt auch für die beiden folgenden Tracks. Allerdings ist die Stimme von Alan Reed bei „So Far“ doch sehr prägnant, da sie eindeutig erkennbar ist. Somit liegt dieser Song im Fahrwasser modernerer Neoprogvertreter wie zum Beispiel Pallas, IQ oder Marillion.

Das abschließende „Ventura“ klingt als träfen Anthony Phillips an der Akustikgitarre, Tony Banks an den Keyboards und Ian Anderson an der Flöte aufeinander. Die Mischung erweckt bei diesem Track etwas bekanntes, das sofort durch die Gehörgänge wandert.

Mit „Shooting Albatross“ liefern die schottischen Neoprogger ein gelungenes Comeback ab, das den Freunden langer, ausufernder Progstücke im Stile der 70’er gut munden wird. Mir jedenfalls hat das Album gut gefallen.

Stephan Schelle, April 2008

   

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