Abarax – Blue Room

Abarax – Blue Room
Cyclops / Just For Kicks Music (2010)
(8 Stücke, 58:30 Minuten Spielzeit)

Die aus Bielefeld stammende Band Abarax, hatte im Jahr 2005 ihren Erstling mit dem Titel „Crying Of The Whales“ herausgebracht. Auf ohrem Debüt bewegten sie sich vom Sound her im Umfeld von Pink Floyd und Eloy. Schon damals (die Band bestand aus vier Stammmusikern und weiteren Gästen), hätte man meinen können, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt, denn mit zwei Stammmusikern sowie zwei Gästen hatte die Familie Grasekamp die Nase vorn. Und daran hat sich auch im Jahr 2010 nichts geändert.


Das aktuelle Lineup besteht aus André Blaeute (Gesang, Gitarren, E-Bow), André Grasekamp (Bass), Dennis Grasekamp (Lead-Gitarre), Michael Grasekamp (Schlagzeug), Udo Grasekamp (Keyboard) und Howard Hanks (Gitarren). Mit dieser Mannschaft umfasst die Band Musiker aus zwei Generationen, was dem Sound sichtlich gut tut.

Ins Album startet der Hörer mit dem kurzen, aber recht eindrucksvollen „Cry Out For Me“. Durch die Klangeffekte hab ich das Gefühl als würden Wassertropfen in einer Höhle von der Decke platschen, dazu singt André Blaeute wesentlich gereifter und klarer, als er es auf dem Debüt gezeigt hat. Der Beginn ist somit schon recht viel versprechend. Und auch „Autumn Storm“ zeigt, das dieser sehr gute Anfang sich fortsetzt. Insgesamt scheinen Abarax musikalisch gewachsen zu sein, da Melodie und Instrumentierung stimmiger als auf „Crying Of The Whales“ rüber kommen. Auch hat sich die Band vom Engen Korsett des Pink Floyd-Sounds gelöst und präsentiert eingängigen Melodic-Rock (in „Autumn Storm“ klingt meiner Meinung nach auch eine Spur Uriah Heep durch) mit Neo-Progressive- und Krautrock-Einflüssen.

Waren auf dem Debütalbum die weiblichen Gesangsstimmen noch eine nette Beigabe, so wirken Abarax anno 2010 wesentlich straighter und rockiger, was mir persönlich sehr gefällt. Auch sind die Longtracks (bis auf drei Stücke bringen es alle auf mehr als sieben Minuten Spielzeit) mit sehr schönen, gut strukturierten Instrumental- bzw. Solopassagen ausgestattet. Bei den Stücken kommt immer mal wieder ein gewisses Retro-Feeling auf, das bei mir ein wohlig bekanntes Gefühl hinterlässt („Life“ ist auch wieder so eine Nummer die mich an die 70’er Uriah Heep erinnert). Damit haben sich Abarax vom zu deutlichen Pink Floyd-Sound abgewandt und kommen für mich nun eher in die Nähe von Bands wie beispielsweise Jane, was sich vor allem auch durch André’s Gesang andeutet.

Highlight des Albums ist für meinen Geschmack der mit fast elf Minuten längste Track des Albums „Howard’s End“, mit dem „Blue Room“ endet. Ein hypnotischer Songs, der wie ein Zwiegespräch anmutet (André´s Stimme ist abwechselnd normal und verfremdet zu hören). Der Song wird mit zudem von traumhaften Passagen (beispielsweise durch die von Udo Grasekamp eingestreuten herrlichen Flächen) untermauert.

Von derartigen Songs, wie sie Abarax auf ihrem aktuellen Album versammelt haben, lasse ich mich gern in den Blue Room entführen. Wer Melodic-Rock mit nostalgischen Anklängen, Neo-Progressive-Rock oder melodischen Krautrock (wie zum Beispiel der aktuellen Phase von Jane) mag, der wird sich auch mit „Blue Room“ von Abarax wohl fühlen. Aus meiner Sicht hat das Bielefelder Rocksextett einen deutlichen Qualitätssprung gemacht.

Stephan Schelle, März 2010

   

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