ZINKL – Der Radiolator „Der Radiolator“ ist das mittlerweile 15. Album des Musikers Anton Zinkl und erzählt in musikalischen Bildern eine phantastische Geschichte, so wie es bereits bei seinem letzten Album „Rebirth“ der Fall war. „Rebirth“ ist ein surrealer Psychotrip, gesungen von Robert Gozon. Den neuen Liederzyklus „Der Radiolator“ kann man als eine Kombination aus Science Fiction-Hörspiel und elektronisch erzeugter progressiver Rockmusik betrachten. Diesmal singt/erzählt Anton Zinkl die Geschichte selbst in seiner Muttersprache deutsch und teilweise mit bayerischem Dialekt. |
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Die
Verbindung der auf Deutsch erzählten Geschichte einer Zeitreise mit
progressiver Rockmusik – angereichert mit einer großen Portion schwarzen
Humors – ist eine neue ungewöhnliche Herausforderung für den Münchner
Zinkl gewesen. Natürlich hat seine Erzählung einen sehr ernsten
Hintergrund, wenn man sich die aktuelle Lage der Welt vor Augen führt, bezüglich
der Auswirkungen der Klimaveränderungen und der politischen Entwicklungen
... Sieben
Stücke mit Laufzeiten von fünf bis knapp acht Minuten Länge bietet das
Album. Durch die gesungenen bzw. gesprochenen Texte zu teils surrealen
Klanggemälden entsteht eine fesselnde Geschichte, die wie eine Mischung aus
Drama und Komödie in einem Theaterstück wirkt. Der Text dieser Parabel
steht eindeutig im Vordergrund und wird von der Musik bzw. den
Klangmalereien unterstützt. Hier geht Zinkl noch weiter, als er es schon
auf seinem Album „Tanzmusik für Roboter“ gemacht hat. Im
eröffnenden „Der Genius“ erzählt Zinkl – wie auch in den anderen Stücken
- in der Ichform des Erfinders des „Zeitmaschinentelefons“ über seine
Erfindung und drückt den Finger in die Wunden, die derzeit in der Umwelt-
und Politiksituation (u.a. anhand des Ukraniekrieges) bestehen sowie der
damit verbundenen Notwendigkeit etwas dagegen zu tun. Aktueller könnte ein
derartiges Projekt nicht sein. „Die
Misere“ beginnt wie der Soundtrack zu einem alten Science Fiction-Film und
mutiert zu einem elektronischen Progrock-Track, in den Nachrichtenschnipsel
aus aller Welt eingebunden wurden. Dann wird die Geschichte des Radiolators
fortgesetzt, indem er das Gerät beschreibt und angibt, dass er ein sehr
teures Element für das Gerät benötigt und somit einen Milliardär als
Sponsor benötigt. „Der
Krösus“ beginnt mit klimpernden Münzen in einem Glas und auf einer
Tischplatte, was so ein bisschen die Assoziation zu Pink Floyds „Money“
aufkommen lässt. Der Track geht aber in eine andere Richtung. Jetzt
intoniert Zinkl den Text in bayrischem Dialekt, was den Milliardär
darstellen soll. Dazu wechseln sich einige sanfte Melodiemuster, die unter
anderem an Kraftwerk oder Soundtracks erinnern, mit druckvollen,
rhythmischen Passagen ab. Eine
leicht folkige Akustikgitarre leitet in das Stück „Des Pudels Kern“
ein, um nach wenigen Momenten in einen recht elektronischen Part zu
wechseln. Dies zeigt die Vielfalt der von Zinkl komponierten Klänge. Im
5:54minütigen Stück „Das Radium“ kommt Zinkl’s Protagonist zu dem
Schluss, das Radium das „pure Gift“ ist, dass alles zerstören kann und
fleht Marie Curie an, nicht weiter danach zu forschen. Untermalt werden eingängige
Melodien mit Sounds die nach einem Knistern eines Strahlengerätes klingen.
Das Album endet dann mit dem Stück „Der Messias“ ohne Happy End, denn
Jesus hat von der Menschheit genug, die den Planeten Erde zerstört hat und
beschließt das „Jüngste Gericht“. „Der
Radiolator“ von Anton Zinkl ist ein intelligentes Werk, das die Probleme
der Menschheit auf den Punkt bringt und mit einer fiktiven Geschichte
verbindet. Das Ganze hat Zinkl sehr humorvoll aufgearbeitet und mit
progressiven Sounds untermalt. Ein Werk, das fesselt. Stephan Schelle, September 2022 |
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