Wolfgang Bock - Cycles
 

Wolfgang Bock - Cycles
MiG Music (1981 / 2022)

(
6 Stück, 40:58 Minuten Spielzeit)

Am 25.03.2022 ist das 1980’er Debütalbum von Wolfgang Bock in remasterter Form und erstmals auf CD und digital erschienen. Bock, mit richtigem Namen Wolfgang von Pappritz, legte mit seinem Debütalbum „Cycles“ im Jahr 1980 ein beachtliches Werk vor, dessen Musik sich im Umfeld des leider im April 2022 zu früh verstorbenen Elektronikpioniers Klaus Schulze bewegt. Aber nicht nur ließ sich Bock von Schulze inspirieren, sondern konnte ihn damals auch als Produzenten gewinnen.

 

 


In den Jahren 1995 und 1997 veröffentlichte er mit „Biscaya Sunset“ und „Mettle Water“ zwei weitere Alben, die zwar jeweils den ersten Platz in der vom WDR jährlich durchgeführten Schwingungenwahl zum besten Album des Jahres einheimsen konnten, aber nicht die Klasse seines Debütalbums erreichten.

Das Album beginnt mit dem 18:51inütigen Titelstück, das ganz in der Tradition der „Berliner Schule“ steht und stilistische Merkmale von Klaus Schulzes und Robert Schroeders Musik aufweist. Wolfgang Bock imitiert aber nicht einfach den Schulze Stil, sondern bringt reichlich eigenes Flair in die Musik. Während Wolfgang Bock alle elektronischen Instrumente eingespielt hat, sorgt beim Titelstück Brad Howel am Schlagzeug für den nötigen Drive. Allein dieses Titelstück, das neben treibenden Rhythmen eine hypnotische Melodieführung, zirpende und zischende Synthies und Sequenzerrhythmen in sich vereint, ist die Anschaffung des Albums wert. Für Schulze-Fans eh ein „must have“.

Die vier weiteren Stücke des Originalalbums, füllten seinerzeit die zweite LP-Seite. Bei diesen Tracks saß dann Henk Hobb am Schlagzeug. Der erste dieser Tracks ist das 2:26minütige  „Robsai Part 1“. Sakrale Orgelklänge starten in diesen Track, der nach wenigen Momenten Sounds aufweist, die an Vangelis zur „Albedo 0.39“- und „Spiral“-Zeit erinnern. Einziger Wermutstropfen, das Stück ist leider etwas kurz geraten und hätte für meinen Geschmack etwas länger sein dürfen. Das 2:42minütige „Robsai Part 2“ beginnt mit jubilierenden, an barocke Sounds erinnernde Klänge mit sehr perkussiven Schlagzeugrhythmen, die in diesem Track sehr dominant sind und ihn auch als Solo beenden.

Dem folgt das 2:03minütige „Changes“. Das Stück besteht zunächst aus schwebenden Klängen, aus denen sich dann nach etwas mehr als einer Minuten ein Sequenzerrhythmus herauskristallisiert. Wolfgang Bock hat in das Stück mehrere Unterbrechungen eingebaut, was sehr spannend und ungewöhnlich klingt. Leider endet auch dieses Stück sehr früh und abrupt.

Das 10:45minütige „Stop The World“ bewegt sich dann wieder im Klaus Schulze-Umfeld mit treibenden Rhythmen, auf die Bock dann seine Harmonien und Sequenzerläufe platziert. Mit Kirchenglockenklängen, die immer langsamer und elektronischer werden, endet dann dieser wunderbare Longtrack.

Als Bonustrack bietet die Wiederveröffentlichung das 4:11minütige Stück „Wir fliegen ins All“, das Wolfgang unter dem Pseudonym Helicopter als EP 1981 veröffentlichte. Hier sitzt kein geringerer als Harald Großkopf an den Trommelfellen. Conrad Seltmann steuerte darüber hinaus einen Sprechgesang bei und Hans Hardt verfeinerte den Track mit einem herrlichen E-Gitarrenlauf. Das Ganze wirkt elektronisch und rockig zugleich. Eine tolle Zugabe zu diesem besonderen Album.

Mit dem 1980’er Album „Cycles“ von Wolfgang Bock hat das MiG Label einen wahren Schatz der elektronischen Musik ausgegraben und macht das Werk endlich wieder verfügbar. Es gehört in jede gute Elektronikmusiksammlung. Das Albumcover stammt übrigens vom Schweizer Künstler Urs Amann, der unter anderem die Cover zu den Schulze-Alben „Timewind“ und „Picture Music“ anfertigte.

Stephan Schelle, Mai 2022

 
   

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