WiesenBerg - Neverending
 

WiesenBerg - Neverending
Eigenvertrieb (2015)

(
9 Stücke, 78:56 Minuten Spielzeit)

WiesenBerg ist das Pseudonym des Musikers Jens-H. Kruhl. Benannt nach dem Mädchennamen seiner Mutter (sie ist klassische Sängerin) bedeutet dieser Name Wohlklang und Erbe des von ihr mitbekommenen musikalischen Erbes zugleich. Der gelernte Cellist und Klavierspieler wuchs im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück auf und spielte dort in seinen ersten Rockbands. Er selbst schildert seine Musik wie folgt: „Meine instrumentale Musik, die sich zwischen Ambient und Progressive Electronic bewegt (wie ich sie selbst gerne in Anspielung auf meine Vorliebe für Progressive Rock nenne), thematisiert immer wieder die Suche nach innerer und äußerer Freiheit, nach Heimat, Geborgenheit und Trost in einer von Gewalt und Ungerechtigkeit erschütterten Welt.“

 

 


Dass Jens-H. Kruhl überhaupt Anfang der 90er Jahre begonnen hat sich intensiver mit den Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung zu beschäftigen, verdankt er nach eigenen Aussagen nicht zuletzt Winfried Trenkler und seiner Radiosendung „Schwingungen“ im WDR, welche immer wieder ein Quell seiner Inspiration war.

Bisher waren Stücke von ihm nur auf Samplern zu finden oder standen über die Internetplattform soundcloud zum Download bereit. Bereits zwei Mal trat WiesenBerg live in der EM-Szene auf (2014 bei der Schallwende-Grillparty im Grugapark Essen und 2015 beim Schallwende-EM-Breakfast im Kolpinghaus Wattenscheid-Höntrop). Ende 2015 erschien dann sein Debütalbum.

Den Grundstein für sein Debütalbum, das den Titel „Neverending“ trägt, legte Kruhl bereits Mitte der 90’er Jahre. In dieser Zeit lernte er den Maler Fred Fahrenberg kennen, dessen facettenreiche Bilder ihm so gut gefielen, dass er einige davon vertont hat. Nach gut 20 Jahren hat er die musikalische Umsetzung dieser Bilder zu Ende gebracht und sie auf der CD „Neverending“ versammelt. Sowohl das Cover wie auch das zwölfseitige Booklet zeigen die entsprechenden Bilder von Fred Fahrenberg, die zu den jeweiligen Kompositionen geführt haben.

Drei der Tracks „Pulse Of Steel“, „Surfing Siddhartha“ und „The Soul Of The Whale And The Burning Heart“ wurden Ende der 90 Jahre unter Verwendung von Cubase sowie dem Kawai K1 und dem Korg T3 eingespielt. Die restlichen Stücke sind in den letzten zwei Jahren entstanden und wurden quasi live im Studio eingespielt. Hierbei kamen ausschließlich der Roland Juno-G und das Korg SP-250 Stage Piano zum Einsatz.

Los geht es aber mit dem elfminütigen Titelstück. Dem Bild auf dem Frontcover entsprechend, stellt sich dieser erste Track recht melancholisch dar und verbreitet zunächst ein gewisses Fernweh. Nach einem etwas verhaltenen Beginn startet der Track dann aber sehr rhythmisch durch. Hier werden Elemente von Vangelis und Jarre mit technoiden Beats unterlegt. Das mehr als fünfminütige „Pulse Of Steel“ ist ein sehr rhythmischer Track, den die unterschiedlichen Rhythmusstrukturen, die auch nach 90’er Jahre klingen, bestimmen. Dahinein legt Jens einige zaghafte Harmonien und Melodiefolgen sowie Sounds, die eine Spur an Tangerine Dream erinnern.

Das folgende „Surfing Siddhartha“ ist dann wieder ein sehr melodischer, aber auch rhythmischer Track. Der Track versprüht einen Hauch Fernost. Soundmäßig liegt er in einigen Teilen in der Nähe von Andy Pickford. Dann ändern sich aber Melodieführung und Struktur.

Glockenspielartige Sounds werden in „The Soul Of The Whale And The Burning Heart“ mit denen von Akustikgitarre vermischt und zu einer sehr eingängigen Melodie verquickt. Hier ist das Alter nicht wirklich erkennbar. Stilistisch bewegt sich die Musik – wenn ein Vergleich herhalten soll – zunächst in der Nähe von Brainwork. Der Sound entwickelt sich dann aber weiter zu einem ganz eigenen Gebilde, in dem dann auch mal ein leichter TD- und gar Robert Schroeder-Einschlag aufblitzen. Anhand dieser vielfältigen Stile ist schon zu erkennen, dass er die Musik, die er in der Sendung Schwingungen aufgenommen hat, in seine eigenen Werken eingebunden hat.

Erwähnenswert ist auch der Abschlusstitel „She – Wolfs Dream“ bei dem Matzumi den Gesangspart übernommen hat. Sanfte und teils hymnische Melodien/Harmonien treffen auf eine verträumte Pianolinie und die wunderbare Stimme von Matzumi, die teils einen Text spricht und im weiteren Verlauf dann auch in ihrem typischen Stil zur Musik singt.

Neben den Bildern, die er vertont hat, sind diese auch noch mit Texten aus seiner und der Feder von Fred Fahrenberg ergänzt worden. „Neverending“ ist ein schönes Debütalbum des Elektronikmusikers Jens-H. Kruhl, der als WiesenBerg firmiert. Darauf finden sich die unterschiedlichsten Hommagen an verschiedene Größen der Szene, die er dann in sein eigenes Format übertragen hat.

Stephan Schelle, Januar 2016

 
   

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