WiesenBerg - Eremit
 

WiesenBerg - Eremit
Eigenvertrieb (2018)

(
12 Stücke, 66:00 Minuten Spielzeit)

WiesenBerg ist ein Pseudonym, das von dem aus Idar-Oberstein ansässigen Jens-H. Kruhl benutzt wird. Unter diesem Namen präsentiert er seit 2014 seine elektronische Musik. Nach seinem Debütalbum „Neverending“ aus dem Jahr 2015 folgt im Dezember 2018 nun der Nachfolger, der den Titel „Eremit“ trägt. Das Album setzt sich aus neun Kapiteln des Stückes „Eremit“ (unterteilt in die beiden Parts „Eremits Life“ und „Eremits Diary“) sowie drei Bonustracks zusammen. Die einzelnen Parts sind allerdings nicht miteinander verbunden, sondern stehen für sich als eigener Track.

 

 


Jens-H. hat bei den neun Kapiteln sowie einem Bonustrack alle Instrumente (Synthesizer, Cello und E-Gitarre) selbst eingespielt. Zwei der Bonustracks sind in Kooperation mit zwei weiteren Musikern entstanden.

Nachdem Jens-H. bei seinem Debütalbum Bilder des Malers Fred Fahrenberg vertonte, wechselte die Kooperation bei der Produktion „Eremit“. Die Coverbilder entstanden erst nachdem Jens-H. seine Musik bereits komponiert und eingespielt hatte.

Jens-H. erklärt über sein neues Werk: Ähnlich wie bei „Neverending“ handelt es sich bei „Eremit“ um eine themenbezogene Retrospektive, die dieses Mal eine Schaffensperiode von gut 13 Jahren umfasst.

Und im Booklet ist zu lesen: Der Eremit. Alles was wir benötigen, ist in unserem Inneren verborgen. Richte dein Augenmerk auf deine göttliche Natur, um die Schatten des Schmerzes, der Enttäuschung und des Verlustes zu durchdringen. Ist das Licht in uns sichtbar, bringt es Heilung, Freude und Versöhnung. Wohltuende Abgeschiedenheit ist nicht Einsamkeit. In ihr findest du zu deinem wahren Selbst, deinem inneren Licht. Einige Menschen finden die Abgeschiedenheit und zu sich selbst, indem sie beispielsweise den Jakobsweg beschreiten, andere wiederum können dies durch die Konzentration auf Musik erreichen. Und genau das erreicht WiesenBerg mit seinem neuen Album, das herrliche Melodien und ambiente Passagen enthält. Immer ist die Musik von WiesenBerg aber positiv ausgerichtet.

Waren auf dem Debütalbum noch zahlreiche Hommagen an bekannte Namen der Szene zu finden, so zeigt sich „Eremit“ eigenständiger. Hoch melodisch beginnt das Album mit dem wunderbaren Titel „The Anchorites Dance“. Flächige Melodielinien legen sich auf eine schöne – fast schon fernöstliche – Rhythmusstruktur. Das geht sofort runter wie Öl und ist Balsam für die Seele, gleichzeitig macht es durch seinen Rhythmus richtig Spaß. Durch Glockenschläge und dem leicht Pianoartigen Sound wirkt „The Call“ recht sakral und bietet ein erleuchtendes Stück Musik. Man hat das Gefühl in einer Kirche zu verweilen und das Licht durch die bunten Fenster brechen zu sehen. Nach gut zwei Minuten kommt dann aber eine hinreißende Melodie auf, die von den Synthieflächen umschmeichelt wird und bei dem der Rhythmus den sanften aber steten Druck vorgibt. Das ist einfach betörend. Im weiteren Verlauf verändert WiesenBerg die Struktur und Melodielinien.

Ambienter und ruhiger zeigt sich zunächst das zehneinhalb minütige „The Retrun To Shakujawa Lake“. Auf einem leicht trabenden Grundrhythmus, der perkussiv klingt, legt WiesenBerg eine sehr einschmeichelnde Melodielinie, die direkt unter die Haut geht. Im Verlauf weiten sich die Flächen immer weiter aus und Erinnerungen an Wavestar/John Dyson werden wach. Durch die Klangfarben wirkt auch dieses Stück eine Spur fernöstlich. Perlende Synthieklänge und eine wunderbare Basslinie erklingen in „Afterglow And Salvation“. Das Stück „Last Dance With The Sylvan Spirits“ wird dann durch den Einsatz des Cellos besonders hervorgehoben. Es sorgt hier für schwebende Momente.

„Eremits Diary“ beginnt mit dem Stück „A Brave And Loving Heart“, das anfangs recht verträumt seine Bahnen durch den Raum zieht. Die E-Gitarre erinnert mich dabei an einigen Stellen an sanfte Grobschnitt-Passagen und auch an Stücke von Nautilus. Oldfieldsche Klaviereinlagen eröffnen dann „Clouds, Wind And Darkness (Inner Storm)“ und gehen dann in Gitarrenparts á la Nautilus und Ansätze von Akkorden á la Pink Floyd („Wish You Where Here“) über.

Das verträumte „New Day, New Hope“ ist von Piano- und perlenden Klängen bestimmt, während „Memories Of The Future“ mit seinem Piano- und Synthiesound an Musik von John Kerr erinnert.

Als Bonus hat WiesenBerg neben einer alternativen Version von „Memories Of The Future“, das vom Piano noch mehr bestimmt wird und hier mit Orgelklängen versehen ist, noch eine Version von „New Day, New Hope“, bei der die Deutsch-Australierin Heidi-Marie Arapa (Strings, Flute, Synth Sounds) beisteuerte und „The Light Belongs To You“, bei dem WolfProject aka Wolfgang Roth Synthesizer und WiesenBerg Cello spielen, ans Ende des Albums gesetzt. Der abschließende Track „The Light Belongs To You“ besitzt ein sehr meditatives Flair und erinnert ein wenig an Musik von Klaus Schulze.

„Eremit“ ist ein wunderbares Album um die Seele baumeln, den Gedanken freien zu lassen und zu sich selbst zu finden. Die Musik hat eine sehr positive Ausstrahlung

Stephan Schelle, Dezember 2018

 
   

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