VoLt - Circuits
 

VoLt - Circuits
Groove Unlimited (2012)
(3 Stücke, 61:25 Minuten Spielzeit)

Ganze vier Jahre sind seit der letzten CD des britischen Elektronikprojektes VoLt, bestehend aus Michael Shipway und Steve Smith, vergangen. Nach dem 2008’er Album „HjVi“ erschien im April 2012 mit „Circuits“ das bereits sechste Album dieser Kollaboration. Bestand die letzte Veröffentlichung noch aus live mitgeschnittenem Material, so haben Shipway und Smith auf der aktuellen Scheibe wieder einige Stücke im Studio eingespielt. Die CD enthält drei Tracks die jeweils um die 20 Minuten Spielzeit liegen.

 


Gestartet wird mit dem etwas mehr als 20minütigen Titelstück. Wie elektronische Entladungen mit Echoeffekten versehen, so beginnt der Titeltrack recht unterkühlt und technologisch. Diese surreale Stimmung legt sich aber schon nach wenigen Momenten und nach gut einer Minute scheint der Sound (auch hier hört es sich nach Oszillatoren an) organischer zu werden. Nach etwas mehr als vier Minuten ändert sich dann die Stimmung, in dem weite Flächen durch den Raum ziehen und so langsam Harmonien die Oberhand gewinnen. Ab jetzt befindet sich der Hörer im harmonisch/melodischen Soundkosmos von VoLt. Ein wenig erinnert mich dieses Stück an die Thematik der Antimaterieentwicklung, wie sie beispielsweise im CERN erfolgt. Diese Thematik wurde auch schon von Erik Seifert und auch von Bernd Kistenmacher aufgenommen. Allerdings erinnert mich dieses Stück mehr an Erik Seifert’s „Core“. Doch sobald dann der Sequenzer einsetzt und zusätzlich eine Melodielinie gespielt wird, sind wir eindeutig bei VoLt angekommen. Nun wird der Hörer von herrlichen, unter die Haut gehenden Harmonien eingewickelt. Musik zum Wohlfühlen, die sich langsam entwickelt und zum Ende hin immer rhythmischer wird.

Auch im nächsten Stück „Ohms Law“ rauscht es zunächst aus den Boxen. Dazu kommen Synthieflächen, die sehr theatralisch und soundtrackartig klingen. Mir kommen bei diesem Sound Bilder von Klassikern der Filmgeschichte wie zum Beispiel „2001 - Odyssee im Weltraum“ in den Sinn. Auch dieser mehr als 19minütige Track entwickelt sich langsam. Während zu Beginn die Klänge noch schwebend im Raum liegen, kristallisiert sich mit laufender Spieldauer ein rhythmischer Part heraus, der in seiner Art sofort für Gänsehaut sorgt. Das hat was von John Carpenter-Soundtrack und doch hört sich die Musik von VoLt ganz anders an. Die Melodie, die nach nicht ganz sechs Minuten einsetzt wickelt einen sofort um den Finger und man kann nicht anders als sich ihr ergeben. Ein wirklich toller Sound, den die beiden zusammen erstellt haben.

Das fast 22minütige Stück „Firewire“ vervollständigt dann die CD. Hier gilt das gleiche wie bei den ersten beiden Tracks. Zunächst bauen die beiden eine gewisse Spannung durch Geräusche auf, die wie Soundcollagen wirken. Dann, nach gut zwei Minuten kommen warmen Synthieklänge hinzu, ohne diese bedrohlich wirkende Stimmung großartig zu verändern. Nach etwas mehr als fünf Minuten schweben dann herrliche, harmonische Flächen durch den Raum. Das würde auch gut zu einer Weltraumszenerie passen (wie so vieles andere auch). Nach sieben Minuten kommt dann eine melodische Synthiestimme hinzu, die ab jetzt den Ton angibt. Dann ca. ab Minute zehn wird es rhythmisch und wieder fesseln die Sounds durch ihre hypnotische Wirkung.

Es hat lange gedauert, bis ein Lebenszeichen von VoLt das Licht der Laser erblickt. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn „Circuits“ ist ein wunderbares Elektronikalbum, ganz im Stile der Vorgänger. Herrliche Harmonie- und Melodielinien durchziehen die drei Stücke. Man kann schon mal gespannt sein, welche Tracks Michael Shipway und Steve Smith bei ihrem ersten Deutschlandgig beim diesjährigen electronic circus-Festival präsentieren. Ein tolles Album, das ich jedem Elektronikfreund empfehlen kann und das ebenfalls in der Kategorie „bester internationales Album“ beim Schallwelle-Preis weit oben zu finden sein wird.

Stephan Schelle, Mai 2012

 
   

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