Uwe Reckzeh - Voyage Der deutsche Elektronikmusiker Uwe Reckzeh scheint sich auf einen dreijährigen Rhythmus zur Veröffentlichung seiner Alben eingeschossen zu haben, denn das letzte Album „Surreal Dreams“ erschein im Herbst 2018. Im Mai 2021 folgt nun sein mittlerweile 13. Album unter dem Titel „Voyage“. Wie auf den bisherigen Alben, so zeigen auch die Stücke auf „Voyage“ einen Hang zur „Berliner Schule“, allerdings hat Uwe Reckzeh diesen Stil nur aufgesogen und in seiner ganz eigenen Handschrift verfeinert. |
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Den
Start macht das 12:40minütige „Dragawhaa“. Harmonien und ungewöhnliche
Rhythmusmuster und Effekte eröffnen diesen ersten Track recht abrupt. Die
ersten vier Minuten bestehen aus atmosphärischen Sounds, in die sich dann
ein Rhythmus einbringt und nach weiteren Momenten ein Sequenzer
hinzugesellt. Das ist fesselnd gemacht, obwohl noch keine Melodielinie zu hören
ist. Erst nach etwas mehr als fünf Minuten startet der Track dann richtig
durch in dem Rhythmus, Flächen und Melodielinien eine Einheit bilden. Nun
ist man in dem absolut faszinierenden Musikkosmos von Uwe Reckzeh
angekommen. Repetitiv schraubt sich dieses Stück stoisch nach vorn und
entwickelt sich nur langsam um am Ende in eine traumhafte Melodiepassage
einzutauchen. Dem
folgt das 7:20minütige „Transalpen“. Erhabene Sounds starten in dieses
Stück, das nach einer Minute einen schnellen Sequenzer- und einen
Schlagzeugrhythmus aufkommen lässt, was wie eine Mischung aus Tangerine
Dream und Klaus Schulze klingt und doch Uwe’s Handschrift trägt. Ein
toller Track für Freunde der „Berliner Schule“. Mit 17:58 Minuten
Spielzeit kommt dann „Later As Soon“, der längste Track des Albums, an
die Reihe. Langsam und harmonisch startet Uwe in diesen Track, der zunächst
einige Klangfarben von Tangeine Dream enthält, sich aber weiter entwickelt.
Uwe sorgt durch einen sehr langsamen Rhythmus und die herrlichen Flächen
zunächst für eine tolle Stimmung. Nach etwas mehr als fünf Minuten
bekommt das Stück aber mehr Drive durch den schnelleren Sequenzerpart. Das
ist perfekt gemacht. Perlende
Klänge und elektronisches Rauschen eröffnen das 8:45minütige
„Tonescrapes“. Das klingt zunächst wie ein Zug, der in eine Station fährt.
Auch einige Geräusche, die an einen über Schienenschwellen fahrenden Zug
erinnern, sind kurz auszumachen. Das wirkt am Anfang noch etwas surreal,
wandelt sich aber nach ca. drei Minuten in einen sehr schönen, Sequenzer
orientierten Track. Düster beginnt zunächst das folgende 8:15minütige
„Particles“. Nach wenigen Momenten wechselt Uwe in einen recht
industriellen Klangmodus, der sich nach etwas mehr als zwei Minuten auflöst
und in einen sehr rockigen und fast tanzbaren Part übergeht. Uwe hat hier
einen tollen Rhythmus mit einer sehr eingängigen Melodie gepaart. Für mich
das Highlight des Albums. Das
6:20minütigen „Later As Possible“ verbindet den Tangerine Dream-Sound
der frühen 80’er mit Uwe’s eigenem Stil. Das ist sehr rhythmisch und
harmonisch angelegt und mit einer sehr schönen Melodielinie versehen. Den
Abschluss bildet dann das 7:43mniütige „Voyniich“, in dem eine Spur
Klaus Schulze hervorlugt. Uwe hat aber einen tollen Track erstellt, der von
ungewöhnlichen Rhythmusklangfarben und herrlichen Harmonien durchzogen ist. Man
muss sich schon daran gewöhnen, dass es drei Jahre bis zur Veröffentlichung
eines neuen Albums von Uwe Reckzeh dauert. Wer aber auf frische Sounds aus
dem Klassenzimmer der „Berliner Schule“ steht, für den hat sich auch
dieses Mal wieder das Warten gelohnt. „Voyage“ ist wieder ein hoch
melodisches und rhythmisches Album geworden, in dem Uwe verschiedene
Stilistiken der Elektronikmusik verbindet und daraus seinen ganz eigenen
Sound macht. Stephan Schelle, Mai 2021 |
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