Blanko
 

Uwe Cremer Thomas Rydell – Sirius Singularity
Eigenvertrieb (2011)
(3 Stücke, 50:15 Minuten Spielzeit)

Der Deutsche Uwe Cremer ist den meisten Elektronikfreunden besser bekannt als Level Pi. Nach einigen Soloalben ist er eine Kollaboration mit dem schwedischen Musiker Thomas Rydell eingegangen. Als Uwe Cremer Thomas Rydell haben die beiden ihr erstes gemeinsames Album bereits im Jahr 2011 unter dem Titel „Sirius Singularity“ veröffentlicht. Beide haben ein Faible für den Krautrock der 70’er Jahre und das ist auch an der ein oder anderen Stelle auf diesem Album zu hören, obwohl der Fokus schon auf der elektronischen bzw. klassischen Variante der Musik liegt, auch wenn akustische Instrumente genutzt werden.

 


Nur drei Stücke befinden sich auf der CD, die es aber allesamt je auf mehr als 15 Minuten bringen. Uwe Cremer spielt elektrische Gitarre, Schlagzeug, Synthesizer und Soundeffekte, während Thomas Rydell für die Orchesterarrangements, Akustikgitarren und die E-Bow-Guitar verantwortlich zeichnet. Moment mal, Orchesterarrangements? Hatte ich nicht oben beschrieben, dass der Fokus auf elektronischer Musik liegt? Ja, das stimmt und doch sind zahlreiche Parts der Musik sehr orchestral gehalten, was vor allem an Thomas Rydell liegt.

Die Stücke weisen unterschiedliche Qualitäten auf. Den Beginn macht das fast 18minütige Titelstück, das für mich auch gleich das Highlight der CD ist und allein den Kauf dieser CD rechtfertigt. Sehr orchestral beginnt dieses Stück und wirkt dabei äußerst organisch, denn man hat das Gefühl tatsächlich einem Orchester zuzuhören. Und doch wurden die Sounds elektronisch erzeugt. Da hört man einzelne Instrumente wie Streicher oder Oboen, Harfe etc. Nach gut fünf Minuten fängt dieser Track an seine ganze Faszination auszubreiten, wenn im Hintergrund langsam die E-Gitarre von Uwe ihren Dienst aufnimmt. Hier vermischen sich orchestrale Sounds mit Elektronik-, Krautrock- und Progressiverock in einer wirklich faszinierenden Form. Die Akustikgitarre übernimmt in diesem Zusammenspiel den verträumt/romantischen Part. Im zweiten Teil wird die E-Gitarre dann auch noch eine Spur rockiger, was den Elektronikfreund aber nicht irritieren sollte, da alles sehr moderat und harmonisch abläuft. Ein klasse Stück.

Leider bauen Uwe und Thomas für meinen Geschmack im zweiten Track des Albums „Revisiting The Art Museum“ etwas ab. Zu Beginn erklingen noch hoch interessante Geräusche wie marschierende Schritte und eine klirrende Scheibe, dann aber wird es recht mysteriös, esoterisch und sphärisch. Die Stimmung des Titelstückes ist total dahin und es schweben nur noch sich wenig verändernde Klangwolken durch den Raum. Das ist mir nach dem tollen Opener leider zu langatmig geraten. Erst nach neun Minuten kommt der Sequenzer zum Einsatz und so langsam macht sich das Leben in der Musik breit. Aber nach nur fünf weiteren Minuten verfallen die beiden wieder in diesen esoterischen Klangkörper zurück, was ich sehr schade finde.

Das letzte Stück nennt sich „Gizeh Intelligence“. In diesem Stück geht es zunächst wieder sehr orchestral zu. Dann wechseln sich experimentelle Klänge mit voluminösen Orchestersounds ab, die aber ungemein spannend sind. Oftmals wechseln die Stimmungen, Melodien und Rhythmen in diesem Stück. Im letzten Drittel geht dann bei den beiden der Punk ab, denn jetzt wird es druckvoll, ekstatisch und rockig zugleich. Das ist besser als im zweiten Track gemacht, kann aber die Faszination des ersten Stückes nicht mehr aufholen.

„Sirius Singularity“ ist ein Album, das vor allem durch den ersten und letzten Track besticht. Hier haben Cremer und Rydell es wirklich geschafft die unterschiedlichsten Stilelemente sehr ansprechend zu verbinden. Leider ist für mich das Mittelstück ein doch etwas schwacher Track geworden. Klangtechnisch ist die CD aber von Steve Baltes sehr gut aufbereitet worden. Wer auf orchestrale Instrumentalmusik steht, sollte unbedingt antesten, zumal es das Titelstück schon allein wert ist, die CD zu erwerben.

Stephan Schelle, August 2012

 
   

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