Tunto - Lempi
 

Tunto - Lempi
Eigenvertrieb / cdbaby / itunes / amazon (2009)
(11 Stücke, 53:47 Minuten Spielzeit)

Tunto ist ein Trio aus Finnland, das sich mit elektronischer, jazziger Musik beschäftigt und in ihren Tracks darüber hinaus Wolrdmusic und Ambient einflechtet. „Lempi“ nennen sie nach „Tunto“ und „Kevyt“ ihr mittlerweile drittes Album, für mich der erste Kontakt zu dem finnischen Projekt. Das Projekt besteht aus Petri Heimonen (Saxophon, Flöten, Klarinette), Matti Wallenius (Gitarre, Banjo, Baglamas, Keyboards) und Jyri Terämaa (Bass, Keyboards, Programmierung). Tunto bedeutet so viel wie Gefühl und das Wort „Lempi“ ist gleichzusetzen mit Liebe oder Neigung.

 


Als erstes fällt das einfarbig in grün gehaltene Digipack auf, das auf der Vorderseite lediglich einen Aufkleber in Blindenschrift aufweist. Dieses Outfit ist Markenzeichen des Trios, sind die beiden ersten Alben doch in grau und gelb gehalten, ebenfalls nur mit Blindenschrift versehen. Aber was hat das Trio nun musikalisch zu bieten?

Eine Art Morsezeichen eröffnet das erste Stück „Fancy-Man-Music“. Hier zeigt sich schon zum einen an der ungewöhnlichen Instrumentierung und den auffälligen Sounds / Melodien, dass keine reine Elektronik geboten wird, sondern Tunto im Zwielicht von Elektronik und Jazz wandeln. Auf rhythmischen Perkussionen und Keyboardflächen breitet sich in diesem ersten Stück das Saxophon aus, das die Hauptmelodie spielt. Dann werden auch noch etwas schräge, jazzige E-Gitarren-Licks ins Spiel geworfen. Das klingt recht ungewöhnlich aber nicht schräg.

Eine langsame Jazznummer ist „Eyelash Music“. Hier geht es fast in Zeitlupentempo zu. Das hat eine Spur Retro, ich hab das Gefühl als wäre ich zur Zeit von Al Capone unterwegs. Der Track ist auf Dauer aber etwas einschläfernd. In „Yearning Music“ sorgt ein gleich bleibender, rhythmischer Takt (klingt wie ein Hubschrauber in der Ferne) für den Grundstock auf dem eine Art Geige eine Melodie, die für mich nicht ganz harmonisch ist, spielt. Nach ca. zwei Minuten kommt ein weiterer Rhythmus hinzu und ein Sequenzer folgt ihm nach wenigen Momenten. Nun wird der Track interessanter, denn er steigert sich fortlaufend. Doch gerade wenn man so richtig eingestiegen ist und sich eine hypnotische Wirkung einstellt, wird er abrupt beendet. Für mich gehört gerade dieser zweite Part des Stückes zum Besten der CD. In „Caressing Music“ wird es dann etwas schräg denn eine Stimme scheint sich jodelnd zu melden. Dazu kommen ein rhythmischer Takt sowie Bass und Banjo. Das ist schon eine recht schräge Mischung.

„Humping Music“ macht auf mich einen Eindruck wie eine Mischung aus Haindling und Yellow Magic Orchestra, denn Klarinette trifft auf elektronische, technologische Rhythmen und Sounds. „Lust Music“ ist eine Klangcollage aus elektronischen Sounds, Banjo und Rhythmuselementen und „Love Music“ eine jazzige Downtemponummer. In diesem Stil geht es auf dem ganzen Album weiter. Meist werden harmonische Passagen durch schräge Klänge ins gegenteil gewandelt und es entsteht eine seltsame Klangkomposition, die aber trotzdem reizvoll ist, obwohl ich nicht sagen kann, warum das so ist.

„Lempi“ ist eine CD, die mal wieder jenseits der normalen Hörgewohnheiten angesiedelt ist und dem Hörer alles abverlangt. Teils hypnotische Momente wechseln sich mit schrägen, jazzigen Passagen ab, wobei die letzteren klar in der Überzahl sind. Das ist zwar etwas schwer verdaulich, hat aber seinen ganz besonderen Reiz. Soundbeispiele können auf der Internetseite www.myspace.com/tuntomusic angetestet werden.

Stephan Schelle, September 2009

 
   

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