Thorsten Quaeschning meets Paul Frick – The Seaside Stage Session
 

Thorsten Quaeschning meets Paul Frick – The Seaside Stage Session
Protanopia (2019)

(1 Stück, 44:44 Minuten Spielzeit)

Am 28.09.2019 traten Thorsten Quaeschning und Paul Frick beim 12. Electronic Circus Festival in der Stadthalle Detmold auf. Im Gepäck hatten die Beiden ihre taufrische CD „The Seaside Session“. Aufgenommen wurde die Musik bei Superbooth in Berlin, einer Messe für Elektronik und Musik. Die Veröffentlichung ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass Thorsten alles, was er spielt, mitschneidet. Ist das Ergebnis dann aus seiner Sicht veröffentlichungsreif, wird es von ihm herausgebracht. Ich hier schon mal vorwegnehmen dass es sich um ein herausragendes Album handelt. 

 

 


Die 44:44minütige Session ist in acht Parts unterteilt, die man direkt ansteuern kann. Allerdings empfehle ich die Session in einem Durchgang zu hören, denn nur so entfaltet sich die ganze Strahlkraft dieser Veröffentlichung. Die Musik enthält – ähnlich der „The Munich Session“ – Stilistiken, die man von den letzten Tangerine Dream-Sessions her kennt.

Während Quaeschning und Frick in Detmold mit einem mehrminütigen ambienten Vorspiel loslegten und erst nach einer Weile die Rhythmusmaschinen starteten, geht es auf „The Seaside Stage Session“ sofort magisch los. Herrliche Flächen ziehen zunächst durch den Raum, unterlegt von flirrenden Klängen und sanften Rhythmuskaskaden. Damit ziehen sie den Hörer sofort in ihren Bann. Sehr gut gefallen mir auch die Pianoklänge, die Paul Frick beisteuert. Das hat Atmosphäre und erinnert mich eine Spur an die Einlassmusiken von Schiller, trägt aber eine deutliche Handschrift der beiden Musiker.

Ab Minute Vier kommen dann Sequenzerrhythmen auf, die zunächst noch im Hintergrund agieren, aber schnell nach vorne kommen, verschwinden um dann erneut wieder hervorzutreten. Leichte TD-Klangfarben kommen dann im zweiten Part auf. Jetzt haben die beiden aber einen tollen Groove gefunden und versetzen diesen mit Effekten und wunderbaren Harmonielinien. Nur langsam verändern sich die Klänge, Strukturen und Rhythmen, was eine hypnotische Wirkung erzeugt. Ein weiters verstärkendes Element ist der Einsatz des Memotrons, das analog wirkende Sounds erzeugt und ein Gänsehauttreibendes Retrofeeling hervorruft. Genau die Mischung der Klänge sowie das perfekte Zusammenspiel von Quaeschning und Frick sind es, die die Faszination dieser Session erzeugt.

Part 3 bietet pulsierende Rhythmusstrukturen. Im vierten Part sind es aufeinandergeschichtete Rhythmen, die Triebfeder dieses Abschnittes sind. In Part 5 wird der Rhythmus wieder zurückgefahren und die Sequenzer akzentuiert eingesetzt. Über die volle Länge entwickelt sich die Improvisation, die nicht von dieser Welt ist. Man verliert sich förmlich in den Klangformationen der beiden Musiker und fragt sich am Ende nur, wie sie das hinbekommen haben.

„The Seaside Stage Session“ von Thorsten Quaeschning und Paul Frick ist ein grandioses Stück elektronischer Musik. Wer die unter Führung von Thorsten Quaeschning eingespielten Sessions von Tangerine Dream mag, der kommt auch hier voll auf seine Kosten. Auch diejenigen, denen der ambiente Anfangspart in Detmold zu lang war, werden ihre Freude an dieser CD haben, denn die beiden kommen schnell zur Sache und lassen den Hörer erst nach dem letzten Ton wieder los. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, Oktober 2019

 
   

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