Thorsten Quaeschning - AMA Thorsten Quaeschning (Tangerine Dream, Picture Palace Music) veröffentlicht unter seinem Namen am 23.07.2021 ein neues Soloalbum. Es trägt den Titel „AMA“ und wurde von Thorsten für die zeitgenössische Tanztheaterproduktion „AMA“, die von Yoriko Maeno choreografiert wird, komponiert. Bei den Kompositionen ist Thorsten so experimentierfreudig wie lange nicht mehr vorgegangen. Dabei scheint ihn auch die Zusammenarbeit mit anderen Musikern während der „Behind Closed Door“-Sessions, inspiriert zu haben. |
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Auf
den sieben Tracks, von denen bis auf „Den ganzen Tag: Schönwetterwolken“
(er ist in Zusammenarbeit mit Yoriko Maeno entstanden) alles aus Thorstens
Feder stammt, bietet er eine Mischung aus „Berliner Schule“ im Stile von
Tangerine Dream, Picture Palace Music, Ambient und experimenteller Musik.
Mal hat er wieder hinreißende Melodien geschaffen, dann treten wiederum
musikalische Stimmungsbilder in den Vordergrund. Die
CD, die im vierseitigen Papersleeve daherkommt, startet mit dem 14:21minütigen
Stück „Der Leuchtturm in der schwarzen Strömung“. Dieser beginnt mit
bedrohlich klingenden Soundscapes. Das klingt sehr mysteriös und zeichnet
in dieser Phase Stimmungsbilder. Nach gut zweieinhalb Minuten kommt ein
Schlagzeugrhythmus, gefolgt von Sequenzerläufen, die sich zunächst in
diese Wall Of Sounds einfügen, auf. Ab ca. Minute Vier erlöschen die
bedrohlichen Klänge und es entwickelt sich nun ein herrlicher, treibender
Track, der einen hohen Spannungsbogen aufweist. Dahinein webt Thorsten
einige Harmonien. Thorsten spielt auch mit der Dynamik und lässt so ab dem
Mittelteil eine wahre Rhythmuskaskade auf die Hörer los. Ein druckvoller
Track, bei dem Thorsten neue Wege beschreitet. Nahtlos
geht es dann in den nächsten Track, das 5:26minütige „Blauer Horizont,
blaues Meer“ über. Hier kommen anfangs repetitive Klangformen auf, die
ein bisschen an Ash Ra erinnern. Dann transformiert sich dieser Track nach
wenigen Momenten aber in einen verträumten Part, der die Hörer in eine
Sonnendurchflutete Strandidylle beamt. Einfach wundervoll. „Jetzt
und Hier“ bringt es auf 8:28 Minuten Spielzeit und bietet zu Beginn einige
asiatisch anmutende, rhythmische Klänge. Dazu treffen perlende Klangmotive
auf Synthflächen. Der Track schwebt dahin während Thorsten einige
Dissonanzen eingebaut hat, die vom Abheben abhalten. Eingewoben sind sehr
schöne Harmonien, die einige Male an Picture Palace Music denken lassen. Ein
weiterer Longtrack mit dem Titel „Nieselregentropfen“ folgt mit 11:47
Minuten Spielzeit. Ambiente Soundstrukturen starten in diesen Track, der
nach einer Minute dann einige außergewöhnliche rhythmische Elemente und
Effekte bekommt. Daraus entwickelt sich nach etwa vier Minuten eine sehr schöne
Passage, die aus flächigen Sounds und tollen Rhythmusmustern besteht. Damit
hat sich Thorsten erneut aus seiner Komfortzone gewagt und entdeckt einen
neuen Soundkosmos. Zum Ende hin wird der Track dann immer dynamischer. „Den
ganzen Tag: Schönwetterwolken“, den Thorsten mit Jürgen Maeno komponiert
hat, zeigt sich von einer recht rockigen Variante, in der Thorsten wieder
dem Stil seines Projektes Picture Palace Music sehr nahe kommt. Ein klasse
Track. Mit
15:08 Minuten Spielzeit ist „Nachttauchgang am ‘Verheirateten
Felsen’“ der längste Titel des Albums. Das Stück wirkt streckenweise
sehr hymnisch und zeigt sich von einer abwechslungsreichen Form, da Thorsten
hier Struktur-, Rhythmus- und Dynamikwechsel eingebaut hat. Auch kommen
einige Memotronpassagen auf, die an Tangerine Dream erinnern. Den Abschluss
bildet dann das 14:34minütige „Aus der Stille in das Licht“. Dieser
Track schwebt förmlich durch Raum und Zeit. Thorsten geht hier sehr ambient
ans Werk und lässt Gänsehaut artige Klangformationen und herrliche
Melodiebögen durch den Raum ziehen. Da kommt Gänsehaut auf. Was für ein
Abschluss! „AMA“
ist ein Album von Thorsten Quaeschning, das ich in dieser Form nicht von ihm
erwartet hätte. Er verlässt ein ums andere Mal seine Komfortzone und
experimentiert mit neuen Klängen und unbekannten Strukturen und vermischt
sie mit seiner eigenen Handschrift. Das ist beeindruckend und fesselnd. Stephan Schelle, Juli 2021 |
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