Stockman – Experiment 545
 

Stockman – Experiment 545
SynGate / Luna (2012)
(6 Stücke, 57:50 Minuten Spielzeit)

Der aus dem belgischen Heusden stammende Elektronikmusiker Godfried Stockmans veröffentlicht unter dem Namen Stockman seine Werke. Seit nunmehr gut 30 Jahren macht Stockmans schon Musik im eigenen Studio oder auch in Bands. Ende 2012 erscheint auf dem SynGate-Unterlabel Luna sein neuestes Werk, das den Namen „Experiment 545“ trägt. Worauf sich nun der Titel bezieht, kann dem vierseitigen Booklet allerdings nicht entnommen werden.

 


Sechs Stücke finden sich auf der CDR, deren Spielzeit alle über der Siebeneinhalb-Minuten-Marke liegen. Die CDR startet mit dem mehr als elfminütigen Titelstück. Dieses beginnt zunächst auch recht experimentell, denn Godfried Stockmans ist in den ersten Momenten darauf bedacht durch Flächen und Sounds eine Grundstimmung zu erzeugen. Ganz langsam entwickeln sich aus den anfänglichen Klangcollagen harmonische Strukturen und nach etwa drei Minuten setzt ein Rhythmus ein, um den sich die Synthieklänge harmonisch schlängeln. Das ist ab jetzt alles andere als experimentell. Ab ca. Minute 5 geht es dann aber wieder etwas chaotischer und experimenteller zu, denn Stockmans schiebt Klangcollagen, die wie aufeinander getürmt wirken, in den Vordergrund. Um die Minute 8 kommen dann aber wieder der Rhythmus und die Harmonien zum Vorschein.

Auf fast elf Minuten bringt es der zweite Track mit dem Titel „Contamination“, das recht ambient und monoton beginnt. Zunächst ist nur ein Grundton zu hören, in dessen Hintergrund sich nur ganz langsam Veränderungen zeigen. Nach etwa anderthalb Minuten kommen dann dynamischere Soundtupfer hinzu, ohne aber die experimentelle Struktur zu durchbrechen. Das geht gute sechs Minuten so weiter, bis plötzlich ein Elektronikrhythmus und harmonische Synthiebögen das Bild verändern. Mit einem Schlag ist gar so etwas wie eine Melodie auszumachen. Diese hält Stockmans dann bis zum Ende des Tracks durch.

Nicht so experimentell wie seine Vorgänger zeigt sich „Toxic Atmo“ das gleich mal mit einem loungigen Rhythmus und harmonischen Klängen startet. Im Mittelteil hat Stockmans dann den Fokus auf die rhythmischen Elemente gelegt. Das klingt ungewöhnlich, geht aber sehr gut ins Ohr. Im letzten Drittel kommen gar ethnisch/mediterrane Elemente hinzu, da sich einige Klänge wie Gitarre oder Hackbrett anhören. Das garniert Stockmans mit herrlichen Flächen. Für mich gehört „Toxic Atmo“ zu den Highlights des Albums.

Sanfte Flächen sind zu Beginn von „Genetic Code“, dem vierten, mehr als zehnminütigen Track zu vernehmen. Stockmans breitet hier zunächst eine sehr wohltuende, ambiente Stimmung aus. Nach zwei Minuten ist im Hintergrund noch ganz sanft ein Rhythmus zu hören, der sich langsam und gemächlich nach vorne arbeitet. Nach gut viereinhalb Minuten hat man das Gefühl nun ein organisches Schlagzeug als Unterstützung der elektronischen Harmonien zu hören. Tolle Sounds hat Stockmans im letzten Drittel dieses Tracks zu bieten. Dieses Stück gehört ebenfalls zu den Highlights des Albums.

Das zunächst sphärisch, psychedelische und im weiteren Verlauf durch Pianotupfer garnierte „The Last Of Its Kind“, das dann in der zweiten Hälfte doch sehr melodisch wird und das fast neunminütige „Strange Reflections“, das im ersten Teil recht düster und im zweiten Teil dann voluminös und klingt, runden das gelungene Album „Experiment 545“ ab.

„Experiment 545“ von Stockmans ist ein Album, das neben experimentellen und ambienten Passagen eine Menge an eingängigen Sounds und Rhythmen bereithält. Es ist nicht so experimentell wie die anfangs auf dem Unterlabel Luna veröffentlichten Alben. Wer mal eine etwas andere und doch eingängige Elektronikvariante erleben möchte, der wird hier einige neue Dinge erleben. Ein schönes Werk des belgischen Elektronikmusikers Godfried Stockmans.

Stephan Schelle, Dezember 2012

 
   

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