Stephen Parsick - Cambrium - Music For Protozoa
 

Stephen Parsick - Cambrium - Music For Protozoa
doombient.music (2009)
(10 Stücke, 67:49 Minuten Spielzeit)

Zwei Jahre sind ins Land gegangen, seit Stephen Parsick, der auch als [’ramp] Musik macht, in Erscheinung getreten ist. Musikalisch stellt Stephen mit seiner Musik eher die dunkle, düstere Variante der elektronischen Musik dar, die man wohl als Doomambient bezeichnen könnte, so wie auch sein eigenes Label benannt ist. Sein letztes Album hieß „Traces Of The Past Redux“ und kam im Jahr 2007 heraus.

Das neue Werk heißt „Cambrium – Music For Protozoa“ und erschien zeitgleich mit seinem neuen [’ramp]-Werk „Debris“ Anfang Oktober 2009. Damit holt Stephen im Herbst 2009 gleich zu einem Doppelschlag aus.

 


„Das musikalische Konzept zu diesem Album entstand bereits im September 2007, als Stephen Parsick mit der Idee zu spielen begann, mittels nur einiger weniger Instrumente aus der Frühzeit der elektronischen Musik zu den Wurzeln dieser Musikform zurückzukehren.“ Auf dem Album „Electric Trick“ von Cosmic Hoffmann hatte er bereits 2005 ebenfalls den Weg in die Frühphase der elektronischen Musik zusammen mit Klaus Hoffmann-Hoock gewagt. „Inspiriert von der Erdzeituhr im Botanischen Garten Bielefeld begann Parsick die Frühzeit unseres Planeten musikalisch und klanglich zu illustrieren.“

Das Ergebnis ist das Werk „Cambrium“ das bereits sein Livedebüt im Dezember 2008 im Bochumer Planetarium hatte, bei dem die Musik vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Unterteilt ist das Werk in zehn Stücke, die eine Einheit bilden. Los geht es mit „Proterozoikum“, das zunächst sehr leise beginnt. Ich glaubte zu Beginn der Scheibe, ich hätte sie gar nicht gestartet, da ich in den ersten Sekunden keinen Ton hörte. Doch dann schiebt sich eine Synthieatmo aus dem Hintergrund nach vorne und erzeugt eine spaceartige Stimmung. Da ziehen Klänge vorbei, es rauscht, es zirpt und die Tonlagen ändern sich nur spärlich. Das sind Ambientdrones der etwas düsteren Form, die im Kopf eine Reise durchs All suggerieren.

Erst im zweiten Stück kommen so langsam Strukturen auf, die rhythmisch und auch harmonisch, aber immer noch sehr technologisch oder sphärisch klingen. Von Melodielinien ist aber weit und breit nicht zu hören. Und so geht es auf dem Album auch strikt weiter. Melodien findet man nicht, dafür aber recht umfangreiche Stimmungs- und Klangbilder, die sich nur langsam verändern und entwickeln. Da perlt es mal, dann rauscht es nur vor sich hin. Ambientfreunde, die den Fokus auf reine Klangskulpturen legen, werden hier bestens bedient.

Erst im fünften Stück „Trilobite“ kommen erstmals Sequenzerrhythmen auf, die zunächst noch sehr verhalten im Hintergrund bleiben, im Laufe der Zeit aber mehr an Dynamik gewinnen. Und im siebten Track, dem Titelstück kommen dann ansatzweise Rhythmen heraus, die man so auch von Ian Boddy kennt. Das ist dann absolut hypnotisch, wenn auch nicht so druckvoll wie bei Boddy. Und weitere zwei Stücke später („Urge To Live“) gibt es dann wieder rhythmisches zu berichten, das eine gewisse Faszination auf mich hat. Dazwischen finden sich aber immer wieder diese lang gezogenen, minimalistischen Ambientparts, die sich nur langsam entwickeln.

Mit „Cambrium“ hat Stephen Parsick wieder ein Doomambient-Werk geschaffen, das hauptsächlich auf Klangskulpturen aufbaut und gelegentlich mit rhythmischen Elementen versehen wurde. Wer auf diese Art der elektronischen Musik steht, der bekommt wieder reichlich Stoff für sein Kopfkino. Für meinen Geschmack ist diese Art der Musik aber etwas zu minimalistisch.

Stephan Schelle, Dezember 2009

 
   

CD-Kritiken-Menue