Stephan Whitlan & Ron Boots – Seven Days
 

Stephan Whitlan & Ron Boots – Seven Days
Groove Unlimited (2017)
(
5 Stücke, 63:35 Minuten Spielzeit)

Der Ire Stephan Whitlan (Solokünstler und eine Hälfte von Narcosis) und der niederländische Elektronikmusiker Ron Boots (u. a. Labelinhaber von Groove Unlimited) sind in 2016 eine Kollaboration eingegangen und haben mit „Seven Days“, das im April 2017 auf den Markt kam, ihr erstes gemeinsames Album veröffentlicht. Whitlan, der von Beruf Kirchenorganist ist und Ron Boots, der den Stil der „Eindhovener Schule“ kreiert hat, ergänzen sich auf dem Album in bester Manier. Beide sind zusammen bei der Groove New Years-Party in Oirschot am 14.1.2017 aufgetreten.

 

 


Ich war zwar nicht im Januar 2017 in Oirschot bei dem gemeinsamen Konzert, gehe aber davon aus, dass die Musik auf der CD im Rahmen des Livekonzertes entstanden ist und somit darauf aufbaut. Die fünf Stücke der CD, die in einem vierseitigen Papersleeve daherkommt, sind zwischen 6:57 und 20:16 Minuten lang.

Eröffnet wird gleich mit dem 20minütigen Longtrack „In Traffic“. Sanfte Gongschläge und zischende Synthiesounds starten in dieses Stück. Dann kommen Mellotron artige Sounds auf, die den Hörer mit wohligen Klängen umschmeicheln. Darauf setzen die beiden harmonische Klangtupfer und Klangfolgen und es entwickelt sich ein Stück, das in die musikalische Richtung von Ron Boots weist. Nach drei Minuten bauen sie unwiderstehliche rhythmische Melodiebögen ein und lassen den Track durch immer mehr Klangmuster und Klangfarben erstrahlen. Nach gut acht Minuten sorgt dann ein Schlagzeugrhythmus für mehr Drive. Da sich die beiden im Inlay bei Harold van der Heijden bedanken und das Schlagwerk sehr organisch wirkt, gehe ich davon aus, dass er dem Stück diese Dynamik verpasst hat, was diesem sehr gut zu Gesicht steht. Ein klasse Track.

Als zweites ist dann das fast neunminütuge „Morning Flight“ an der Reihe. Hier kommen zunächst geschichtete Rhythmusmuster aus dem Synthie auf, die mit Flächen unterlegt werden. Dann setzt nach einigen Momenten eine Melodielinie ein und führt in einen betörenden Part, in dem Sound und Melodie an John Dyson erinnern. Damit liegt dieser Track in der Nähe von Whitlan’s 2009’er Soloalbum „Triangulation“. Auch dieses Stück wird durch akzentuierte Schlagzeugarbeit unterstrichen.

9:33 Minuten ist „Walking Marley“ lang, das mit Rumbarhythmen aus dem Drumcomputer beginnt und dann mit Harmonien, Synthieeffekten und Flächen ergänzt wird. Dieser Track mit seiner simplen Harmoniefolge kommt für meinen Geschmack etwas überladen daher, hier wäre weniger mehr gewesen. Rauschende Synthies sind dann in „Last Day“ zu hören. Dazu gibt es dann recht melancholisch angelegte Harmonien, so dass der Track eine gewisse trostlose Ausstrahlung aufweist, was bei dem Titel wohl auch genau so gemeint ist.

Den Abschluss bildet dann das fast 18minütige „Slab“. In den ersten anderthalb Minuten beherrschen rauschende, mystische Synthieklänge das Bild. Dann kommen rhythmische Klangmuster auf und sorgen für einen hell leuchtenden Track, bei dem sehr schöne Harmonien und Melodien eingewoben werden. Das Schlagwerk wird hier ebenfalls wie schon in den vorangegangenen Stücken sehr passend eingebunden. Das ist wieder so ein Track wie man ihn auch von Ron Boots & Friends her kennt.

Mit „Seven Days“ haben Stephan Whitlan und Ron Boots ein Album eingespielt, das die Musik der beiden in bester Form kombiniert. Bis auf „Walking Marley“ und „Last Day“, die für meinen Geschmack abfallen, haben die beiden wirklich klasse Tracks eingespielt. Ein Tipp für die Freunde der Musik der beiden.

Stephan Schelle, Mai 2017

 
   

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