Stefan Erbe – Club Genetica
 

Stefan Erbe – Club Genetica
Download über www.erbemusic.com (2008)
(10 Stücke, 55:28 Minuten Spielzeit)

„Club Genetica“ ist nach „Speed Of light“ das nächste Album des Hagener Elektronikers Stefan Erbe. Recht kurz nach Erscheinen von „Speed Of Light“ hat er die zehn Stücke seines neuen Werkes zum kostenlosen Download auf seine Internetseite www.erbemusic.com eingestellt. Seit einigen Wochen erst Online, wurde das Album bereits 2.500 Mal herunter geladen.

Ursprünglich sollte das Material im Zusammenhang mit einem Comic von Matt Howarth erscheinen, doch es kam anders und so entschied sich Stefan, nicht lange mit einem Release zu warten und stellte es ins Netz.

 


Bereits mit anderen Projekten wie zum Beispiel „Querbeat de luxe“ oder „Synasthetique“, die beide weit über 12.000 Downloads aufzuweisen haben, hat er dieses schon erfolgreich praktiziert. Stefan sagt dazu „Die Free-CDs sind grundsätzlich immer anders produziert als die regulären Studio-Alben. Entweder Remixarbeiten oder unveröffentlichte Konzepte.“ So können sich Musikfreunde, die bisher noch nicht mit seiner Musik vertraut sind ein kostenloses Bild von seinen Werken machen.

Kommen wir nun aber erst einmal zu den Stücken. Insgesamt zehn Tracks umfasst das Downloadalbum, das mit einem Cover zur Verfügung gestellt wird. Natürlich findet sich auf dem Album auch Stefans typisch rhythmischer Stil wieder, aber auch ruhige Passagen kann man hier genießen. Den Anfang macht das Titelstück, in dem es Stefan noch recht gemächlich angeht und er stilistisch am Denkmal der Düsseldorfer Kraftwerk rüttelt, denn der Track hat einige Ähnlichkeiten zu den Elektronikveteranen aufzuweisen.

Im nächsten Track, „Wunderwerk“ geben Sequenzer den Takt vor. Darauf bettet Stefan eine einfache Melodielinie, die durch herrliche Flächen und Perkussionprogrammierung ergänzt wird. Gerade im späteren Verlauf blüht dieses Stück so richtig auf. Ein hypnotischer, aber doch recht sanfter  Beat stellt die Grundlage für „völlig konzentriert“ dar. Das ist eine Midtemponummer, die es absolut in sich hat. Hier stimmt Instrumentierung und Rhythmus, die etwas minimalistisches haben und doch genug Struktur aufweisen und durch eine langsame Entwicklung vorangetrieben wird. Der Track ist eine Droge für Ohr und Hirn.

Zunächst erklingen in „Alpha Relativum“ Klänge die an Windrauschen erinnern, die werden dann von einem eigenartig Rhythmus, der sowohl steril, wie auch homogen wirkt, begleitet. Dann entwickelt sich das Stück mit eingehenden Melodiebögen und anziehendem Rhythmus zu einem typischen Elektroniktitel der auch von der holländischen Fraktion stammen könnte. In „biotronisch“ kommen wieder Stefan’s typische Rhythmusfrequenzen zum Einsatz, die einen unterkühlten und clubartigen Stil haben. Ein Schuss Kraftwerk mag da auch wieder in der Luft liegen. Aber neben all den Vergleichen, die ich hier angebe, darf nicht vergessen werden, dass Stefan seinen eigenen Stil hat, der in jedem einzelnen Stück die Oberhand behält. Die Vergleiche sollen hauptsächlich denen dienen, die bisher noch keinen Kontakt zu seiner Musik hatten.

„Reagent“ plätschert in den ersten zwei Minuten etwas langsam vor sich hin und bereitet in Ruhe das Feld für den weiteren Verlauf. Es folgt eine Melodie, die sich auf diese, zunächst recht monotone Einleitung legt. Nach einer weiteren Minute kommen dann Strukturen in den Track, die einen wieder gefangen nehmen. Sehr schönes Stück, auch wenn es recht gemächlich abläuft.

Im „Flächenbrand“ kommt wieder ein Clubrhythmus zum Einsatz und Stefan lässt den Synthie dazu tanzen. Da schwellen die Sounds zunächst an und wieder ab und dann geht der Track kraftvoll los, so dass man am liebsten die Tanzbeine schwingen würde. Nach diesem beschwingten Stück wird es bei „Blau“ dann erst einmal wieder etwas ruhiger, allerdings ohne den Rhythmus zu vernachlässigen. Eine einfache Pianomelodie steht im weiteren Verlauf im Vordergrund. Ein Stück, dass in eine Neon beschienene Großstadtszenerie passt.

Der „Zahlensalat“ mutet wie eine Bahnfahrt an. Dieser Umstand wird meines Erachtens durch den Rhythmus hervorgerufen. Mit „Ajuwee (Club Genetica Mix)“ endet das Album wieder recht rhythmisch mit einem stampfenden Beat, der die Füße wieder in Bewegung setzen will. Klasse  Teil.

Eine tolle Idee von Stefan Erbe, ein ganzes Album zum kostenlosen Download ins Netz zu stellen. Und auch wenn er oben sagt, dass die Free-CDs anders produziert sind, so sind sie doch weder klanglich, noch von der musikalischen Seite qualitativ schlechter als die regulären Alben. Dem geneigten Elektronikfreund kann ich dieses Album nur wärmstens ans Herz legen. Also www.erbemusic.com aufrufen, downloaden, Musik genießen und weitere Titel von Stefan bestellen.

Stephan Schelle, August 2008

 
   

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