Stefan C. Schenkel - Phantasmagoria
 

Stefan C. Schenkel - Phantasmagoria
Eigenvertrieb (2019)
(
14 Stücke, 66:43 Minuten Spielzeit)

Im Frühjahr 2018 ist mir zum ersten Mal der Name Stefan C. Schenkel begegnet, als ich zur Rezension sein Album „Dominium Terrae“ bekam. Das Album, das eine Mixtur aus symphonischen Soundtrack, rhythmische Elektronikmusik mit Prog- und Spacerock-Elementen darstellte, hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Jetzt ist sein Nachfolger erschienen, der den Titel „Phantasmagoria“ trägt. Das Album, das auch als Download erhältlich ist (www.schenkel-music.de), wird wieder von einer schönen Computergrafik geziert, die Stefan selbst erstellt hat.

 

 


Bei dem Album geht es dieses Mal um unheimliche Dinge. Stefan schreibt dazu: „Ende des 18. Jahrhunderts lehrten Horror-Shows und Geistertheater – sogenannte Fantasmagorien – den Menschen auf Jahrmärkten das Fürchten. Für die damalige Zeit bediente man sich ausgefeilten Tricktechniken und Projektoren, Laternen und künstlichem Nebel, um allerhand Geisterwesen in den Raum zu projizieren und die Zuschauer zu erschrecken.“

Auf seinem neuen Album greift er diesen Gedanken auf und möchte den Hörer durch seine Musik in einen verwunschenen Jahrmarkt, auf dem allerhand dunkel Gestalten ihr Unwesen treiben, entführen. Wir treffen auf Magier, die ihre finalen Tricks mit dem Leben bezahlten, unglaubliche Kreaturen, die indische Tigerfrau Sushila Sundari bei ihrem letzten Tanz mit den Bestien, verrückte Alchemisten und tödliche Attraktionen. Musikalisch hat er dies mit einer Vielzahl von Einflüssen umgesetzt, um seine skurrilen Figuren und Geschichten zum Leben zu erwecken.

Stefan C. Schenkel die Thematik durch unterschiedliche Stilelemente umgesetzt, was die Einordnung in ein musikalisches Genre fast unmöglich macht. Obwohl er seine Musik mit elektronischem Instrumentarium erstellt hat, bewegt er sich neben symphonischem Soundtrack und Elektronik dieses Mal sogar im Industrial-, Gothic- und Metalbereich. Das macht das Album und seine Musik unglaublich spannend, birgt aber auch die Gefahr, dass er sich zu sehr zwischen den verschiedenen Genres verliert und somit die Puristen der jeweiligen Genres nicht erreicht. Das wäre aus meiner Sicht aber zu kurz gedacht, denn die Musik auf seinem neuesten Werk ist wieder hervorragend.

Mit „A Night At The Hounted Carnival“ beginnt die CD zunächst mit sehr mysteriösen und unheimlichen Klängen, die auf das Thema gut einstimmen. Nach etwas mehr als einer Minute transformiert der Track aber in einen rhythmischen Part, der sowohl Hardrock, Industrial, Electro und symphonische Melodien miteinander verbindet. Das ist hochgradig spannend und melodiös aufgebaut. Auch 70’er Jahre Rock-Feeling mit E-Gitarrensolo kommt an einigen Stellen auf. Ein sehr abwechslungsreicher Opener, der für das ganze Album steht. Treibendes Schlagzeug und härtere Gitarrenriffs finden sich auch in „Fear The Clown“. Elektronisch mit einer Spur Industrial wirkt „The Magnifying Transmitter“. „It’s Lurking In The Shadow“, klingt wie eine instrumentale Nummer der deutschen Band Rammstein (Rhythmus und Keyboardsound), passt sich aber sehr homogen in das Album ein.

Gemächlicher geht es dann im Stück „Beyond The Evil“ zu, das durch eine sehr schöne, einschmeichelnde, symphonisch angelegte Melodie besticht. Hier kommt klar der Soundtrackcharakter zum Vorschein. Streckenweise wirken die Stücke, als wären sie nicht von einem Solokünstler, sondern von einer Band eingespielt worden. Die Synthies in „Zosimos Of Panapolis“ weisen streckenweise einen Sound sowie einen treibenden Beat auf, der mich u. a. an die Ozric Tentacles erinnert, ohne sich aber in diesen Stil zu verlieren. Vielmehr nutzt Stefan hier einige Sounds wobei der Track alles andere als nach den Ozrics klingt, denn es kommen gar Songstrukturen auf. Auch die restlichen Stücke dieses Albums weisen tolle Melodien und Rhythmen auf.

Auch wenn Stefan C. Schenkel in seinen Stücken die unterschiedlichen musikalischen Elemente miteinander verknüpft, so sind die mystischen Sounds, die immer wieder eingestreut werden, das verbindende Element, das den Weg in das Horror-, Mystery- und Geisterthema leitet. Diese Mixtur hebt das Album aus der Masse heraus.

Stefan C. Schenkel hat das Thema „Phantasmagoria“ auf seinem so betitelten Album hervorragend umgesetzt. Einige Passagen sind mysteriös angelegt und werden durch die unterschiedlichsten Stilelemente zu einem sehr wohlschmeckenden Oeuvre zusammengefügt, das nicht wirklich in eine musikalische Schublade passen will. Wie schon sein letztes Werk, so hat mich auch der neueste Output „Phantasmagoria“ schnell gepackt.

Stephan Schelle, September 2019

 
   

CD-Kritiken-Menue