Stan Dart - Pictures At An Exhubition Stan Dart - The Neon City Chronicles
 

Stan Dart - Pictures At An Exhubition
Stan Dart - The Neon City Chronicles
Eigenvertrieb (2014)

(
11 Stücke, 78:56 Minuten Spielzeit
8 Stücke, 75:39 Minuten Spielzeit)

Stan Dart nennt sich ein aus dem Österreichischen Graz stammender Elektronikmusiker, der mit bürgerlichem Namen Richard Hasiba heißt. Seit 2009 macht der Musiker aus unserem Nachbarland elektronische Musik im Bereich Ambient und Chillout, die er mit Soundtrackelementen vermischt. Neben den Eigenkompositionen, die er als Stan Dart veröffentlicht erstellt Richard aber auch Remixe, darunter unter anderem für die österreichische Band Opus und auch weitere Künstler aus der ganzen Welt (z. B. MikeWhitePresents aus London oder Jill Cohn aus den USA).

In 2014 bin ich auf den Musiker aufmerksam geworden, der in diesem Jahr zwei Alben auf den Markt gebracht hat, die sowohl als CD wie auch als Download bei allen großen Stores bezogen werden können.

Seine Arbeit mit internationalen Musikern brachte ihm einen Kontakt zu dem deutschen Grafikkünstler Andreas Schwietzke. Schwietzke‘s Bilder haben Richard seither immer wieder zu Stücken inspiriert. Dies führte dann schließlich dazu, dass Richard und Andreas ein Projekt ins Leben riefen, bei dem Richard 17 Bilder von Andreas vertont hat. Diese Tracks sind auf den beiden Alben „Pictures At An Exhibition“ und „The Neon City Chronicles“ enthalten. Andreas Schwietzke stellte wiederum diese Bilder für die Covergestaltung, die er auch persönlich übernahm, und die beigefügten Booklets zur Verfügung.

 

 


Die CD „Pictures At An Exhibition“ lässt zwar vom Titel Assoziationen zu Modest Mussorgskis Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ oder der musikalischen Interpretation von Emerson, Lake & Palmer zu, hat musikalisch aber nichts mit diesen beiden Werken zu tun.

11 Stücke (das CD-Cover weist allerdings nur 10 Stücke aus) mit Laufzeiten zwischen vier und zehn Minuten beinhaltet „Pictures At An Exhibition“, das mit „The Cathedral Of Rock“ recht hymnisch und symphonisch beginnt. Eine Mixtur aus „Eindhovener Schule“ und Soundtrackmusik mit herrlich tranceartigen Beats zeigt diese erste Bilderschau. Ab der Hälfte kommen durch den Schlagzeugrhythmus auch rockige Klänge hinzu, ohne dass der Titel seine Faszination verliert.

Sanft und verträumt geht es dann zunächst im nächsten Stück „Coastline“ zu (nicht ganz so düster wie in dem Bild von Schwietzke), während „Organic Life“ (das Stück ist auf „The Neon City Chronicles“ in einer alternativen Version enthalten) nach einem verhaltenen Beginn nach gut zwei Minuten mit einem stampfenden Beat und herrlicher Melodielinie aufwartet, die auch gut für einen Soundtrack geeignet sind. Tolle Nummer.

Etwas melancholisch schwebt „The Temple Of Life“, bei dem Richard die Melodielinie streckenweise im Pianosound spielt. Zum Ende hin wird es dann wieder symphonisch. Die beiden Parts von „Underworld“ weisen in Teilen den gleichen stampfenden Rhythmus auf, der an eine stoisch dahinfahrende Dampflok erinnert. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Stücke aber durch Klangbild und Melodieführung. „The Halls Of Wisdom“ baut auf Stimmungen und einer zarten Pianomelodie auf, die von weiten Flächen begleitet wird.

Den Abschluss bildet dass nicht auf dem Cover abgedruckte zehnminütige Stück „Die dunkle Materie (Teil 1)“, das auf „The Neon City Chronicles“ im zweiten Teil fortgeführt wird. Dieses Stück ist ebenfalls sehr hymnisch angelegt und baut einen hohen Spannungsbogen auf. Hier stelle ich mir auch einen Soundtrack vor, der die Spannung des Filmes in die Höhe treibt.

„The Neon City Chronicles“ bietet acht Stücke (auch hier ist das letzte Stück „Die dunkle Materie (Teil 2)“ nicht im Booklet angegeben) mit Laufzeiten zwischen 5:55 und 14:48 Minuten. Die CD bietet stilistisch den gleichen Stoff wie „Pictures At An Exhibition“, so dass beide CDs sozusagen Zwillingslaben darstellen.

Los geht es mit dem sehr schönen fast 15minütigen „A Simple Day“, das zunächst durch seine Rhythmik und die Melodie- bzw. Harmoniefolge besticht. Im weiteren Verlauf kommen dann gar sakrale Klänge auf, die sich von der Klangfarbe in Richtung Orgel verschieben. Stan Dart schickt so sanfte zwischendurch  immer wieder Klangschwaden durch den Raum. Zum Ende hin wird der anfängliche Rhythmus dann aber wieder aufgenommen. Ein tolles Stück.

„The Nature Of Progress: Cars“ heißt der zweite Titel und wirkt wie eine temporeiche Fahrt auf der Autobahn oder durch die Neon geschwängerte Atmosphäre einer Großstadt. Passend dazu hat Richard Klänge von startenden Autos etc. in den Titel eingebaut. Teil zwei von „The Nature Of Progress“ lautet „Trains“. Auch hier hat Richard die Thematik musikalisch gut umgesetzt, denn man wähnt sich in einem fahrenden D-Zug. Man hat das Gefühl die Geschwindigkeit und die Bewegung zu spüren, was auch durch die eingestreuten Effekte hervorgerufen wird. Auch wenn die Musik nicht wirklich der von Kraftwerk nahe kommt, so erinnern doch einige Elemente an die Düsseldorfer Legende.

Ein klasse Track ist auch „Circuits“, das durch seine Rhythmik, Melodie und Sounds besticht. „Highnoon At Midnight“ stellt sich durch die verfremdete Stimme und die Sounds zunächst recht unterkühlt dar. Dann kristallisiert sich aber eine tolle Melodie mit ansprechendem Rhythmus heraus. Schwebender und spaciger hat Richard die alternative Version von „Organic Life“ auf dieser CD angelegt. Das ist hypnotisierend. Den Abschluss bildet dann „Die dunkle Materie (Teil 2)“, das hier wie ein Soundtrack zu einer Filmdokumentation einer Industrieanlage wirkt.

Richard schreibt auf seiner Homepage, dass für ihn das Schreiben von Songs wie das erzählen einer Geschichte ist und er hofft, das dem Hörer seine Geschichten gefallen. Mit den beiden Veröffentlichungen reißt er bei mir jedenfalls offene Türen ein. Die Musik auf den beiden Alben ist mitreißend und geht gut ins Ohr. Er schafft es dabei bekannte Muster mit frischen neuen Elementen zu verknüpfen. Zwei tolle Werke, die ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, Dezember 2014

 
   

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