Seifert & Steinbüchel – Reverse Engineering
 

Seifert & Steinbüchel – Reverse Engineering
Pleasure Sound (2017)
(
9 Stücke, 80:12 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2014 ging der Tontechniker, Sounddesigner und Musiker Erik Seifert mit Josef Steinbüchel eine Kollaboration ein. Das Ergebnis fand sich auf dem Album „Solftlock“, das als USB-Stick-Version und Download unter dem Projektnamen Seifert & Steinbüchel auf den Markt kam. Mittlerweile ist auch eine CDR des Albums erschienen. Im Sommer 2017 legen die beiden mit dem neuen Album „Reverse Engineering“ nach. Dabei bleiben sie ihrer Veröffentlichungspraktik treu und stellen es ebenfalls als USB-Stick sowie als Download zur Verfügung.

 

 


Neun Stücke mit einer Gesamtlaufzeit von 80 Minuten (Anmerkung: wenn man alle Stücke auf eine CDR brennen will, dann geht das nur, wenn man Überbrennen einstellt) finden sich auf dem USB-Stick, der mir zur Besprechung vorlag. Auf dem Stick liegen die Stücke in unterschiedlichen Formaten, darunter auch im wav.-Format vor.

Die Beiden haben wieder neue Sounds entwickelt, was schon im ersten Stück, dem Titeltrack des Albums, deutlich wird. Tolle sanfte Rhythmen und Sounds eröffnen dieses Stück. Nach wenigen Momenten kommen dann herrliche, pumpende, von Sequenzern bestimmte Rhythmusbögen auf, die übereinandergeschichtet werden und ein außergewöhnliches Klangerlebnis ergeben, dass man auch so schon vom Vorgänger sowie den Soloveröffentlichungen von Erik Seifert her kennt. Erik ist in der Lage außergewöhnliche und fesselnde Sounds mit eingängigen Harmonien zu verbinden. In Josef Steinbüchel hat er einen adäquaten Mitstreiter gefunden, der in die gleiche Kerbe schlägt. So entstehen auf dem Album wieder wunderbar melodiöse Stücke die von tollen Rhythmusstrukturen und Soundeffekten getragen werden. Dem Titelstück werden im Verlauf weitere Sounds spendiert, so dass es äußerst spannend bleibt. Das ist auch zugleich die Blaupause für das komplette Album. Eigentlich handelt es sich um einen Longtrack, der in neun Parts unterteilt ist, da die einzelnen Stücke nahtlos ineinander übergehen und wie eine kompakte Einheit klingen.

Leicht spacige Sounds und Flächen, die zu Beginn mit Sprachfetzen versetzt sind, die mich ein wenig an Kraftwerk erinnern, starten in den zweiten Track „Intellectual Property“. Dazu kommen Sounds, die ein wenig nach Vangelis oder Enigma klingen, aber doch ganz die Handschrift von Seifert & Steinbüchel tragen. Sanft zieht dieses Stück durch den Raum, bis dann ab Minute Drei ein knackiger Rhythmus aufkommt und sich die Stimmung nun ändert. Harmonien und Rhythmik bilden einen hypnotischen Klangraum, in den sich dann eine hymnische Melodie webt.

Leicht technologisch wirkt der Anfang von „The Beauty Of Detail“. Zunächst kommen klackernde Geräusche auf, die mit Flächen unterlegt werden. Hier kann sich der Hörer sein ganz eigenes Bild zur Musik machen. Ich habe das Gefühl mich auf einem Segelschiff zu befinden. „Source Code“ kommt dagegen mit sanft pulsierenden Rhythmen daher, die mit futuristischen Sounds und atmosphärischen Harmonien verknüpft werden und ein leichtes „Bladerunner“-Flair verströmen. Insgesamt ein eher ambienter Track. Spacige Sounds, die sich sanft entwickeln und eine ähnliche Atmosphäre verbreiten, kommen in „Legacy System“ auf. Im weiteren Verlauf spendieren die beiden dem Track einen unwiderstehlichen Rhythmus, den sie mit einer eingängigen Harmonie belegen. Besonders in diesen Momenten spielen die Beiden ihre Stärken aus.

Langsam entwickelt sich auch „Competitor Analysis“. Noch leicht mit technischen Sounds und Effekten beginnend, führen die beiden den Track in eine ruhige, melodische Passage, die im weiteren Verlauf an Dynamik zunimmt. Das intensive, melodiöse, fesselnde und rhythmische „In The Deepest Corner“, das verträumt/hypnotische „Disassembler“ und dass durch einen mitreißenden pumpenden Beat unterlegte „Integrated Circuit“ beschließen dann das Album.

Erik Seifert und Josef Steinbüchel haben auch auf ihrem zweiten gemeinsamen Werk wieder außergewöhnliche Klangformationen und Sounds miteinander kombiniert. Das klingt frisch und neu. Ein Klangerlebnis der ganz besonderen Art.

Stephan Schelle, Juni 2017

 
   

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