Schönwälder & Rothe – Filter-Kaffee 101
 

Schönwälder & Rothe – Filter-Kaffee 101
SynGate (2011)
(8 Stücke, 66:10 Minuten Spielzeit)

Der Berliner Elektronikmusiker Mario Schönwälder ist eine neue Kollaboration eingegangen und macht quasi eine Kaffeepause von seinem Stammprojekt Broekhuis, Keller & Schönwälder. Auf der neuen, in 2011 beim Label SynGate erschienenen CDR hat er sich mit Frank Rothe, der bisher unter dem Namen Fratoroler in Erscheinung getreten ist, zusammen getan. Herausgekommen ist eine CDR mit dem bezeichnenden Titel „Filter-Kaffee 101“. Passend zu diesem Titel ist auf dem Cover ein Kaffee Filter 101 aus Porzellan abgebildet. Und auch die einzelnen Stücke haben entsprechende Titel wie „Cup 1“ bis „Cup 8“.

 


Der Albumtitel der im Mai 2011 erschienenen CDR lässt viele Interpretationen zu. So könnte es sich um sehr aufwühlende, durch ordentliche bpm’s unterlegte Musik handeln oder um Musik zum Einschlafen, bei der man nur durch einen Kaffee wach gehalten wird. Beides stimmt aber nicht, denn der Titel wurde vielmehr gewählt, weil beide bei der Endproduktion ordentliche Mengen des „schwarzen Goldes“ in sich hineingeschüttet haben.

Mario Schönwälder ist bekannt für herrliche Klanglandschaften und die zaubert er auch zusammen mit seinem neuen Kompagnon Frank Rothe. Die Mehrzahl der acht Tracks der CD weisen Laufzeiten jenseits der acht Minuten-Grenze auf. Sie sind aber so geschickt miteinander verbunden, dass man den Eindruck hat, einen einzigen Longtrack von mehr als einer Stunde zu hören. Aus diesem Grund rate ich auch die CD in einem durchzuhören und sich nicht einzelne Tracks herauszupicken.

Von Elfriede Jelinek stammt der Satz „Die Zeit vergeht und in der Musik hört man ihr zu, wie sie vergeht.“, der auf der Bookletrückseite abgedruckt ist. Das mag im ersten Moment negativ klingen, aber bei der Musik von Schönwälder & Rothe vergisst man die Zeit und nimmt ihren Fortschritt nicht wirklich wahr, da sie sich langsam entwickelt und man als Hörer in diese hypnotischen Stimmungsbilder gezogen wird. Erst nach über einer Stunde erwacht man aus diesen traumhaften Klanglandschaften, die mit verschiedensten analogen, digitalen und virtuellen Synthesizern erzeugt wurden. Den moderaten und sanften Takt gibt dabei der Sequenzer vor, der das Album an verschiedenen Stellen durch sein Pulsieren am Leben hält.

Mario und Frank verstehen es auf „Filter-Kaffee 101“ im Stile der „Berliner Schule“ traumhafte Klanglandschaften entstehen zu lassen, in die man sich hineinfallen lassen kann. Das ist auch nicht so weit von den frühren Werken von Schönwälder & Friends entfernt. Wer die bisherigen Veröffentlichungen von Mario Schönwälder oder die „Berliner Schule“ in einer Mixtur aus Klaus Schulze und Tangerine Dream mag, der liegt mit dem Album dieser neuen Kollaboration genau richtig.

Stephan Schelle, August 2011

 
   

CD-Kritiken-Menue