Sampler – E-Live 2010
 

Sampler – E-Live 2010
Groove Unlimited (2010)
(7 Stücke, 58:51 Minuten Spielzeit)

Zum diesjährigen E-Live (09.10.2010) im niederländischen Oirschot, das alljährlich vom niederländischen Elektroniklabel Groove Unlimited veranstaltet wird, gab es – wie schon in den Vorjahren und auch wie zum Frühjahrsfestival E-Day - einen Sampler mit Stücken der auftretenden Künstler. Dieser Sampler, der in einer limitierten Auflage erscheint, wird in einer Papphülle präsentiert. Die Tracks sind laut Angabe auf dem Cover bisher alle unveröffentlicht. Auf dem Sampler befinden sich sieben Stücke von vier verschiedenen Künstlern aus drei Ländern.

 


Sowohl den Eröffnungstrack, wie auch den Schlusstitel liefert der aus Dänemark stammende Elektronikmusiker Bjørn Jeppesen, der als Nattefrost firmiert. Sein Opener trägt den Titel „Near UFO“ und lässt Vergleiche zum großen französischen Elektroniker Jean Michel Jarre zu. Ein kurzer sphärisch, futuristischer Mittelteil trennt den ersten vom zweiten Teil dieses mehr als achtminütigen Stückes. Wobei beide Tracks aber einen gewissen Jarre-Touch durch die Klangfarbe des Synthies erhalten.

Das abschließende „In A Forgotten Time (Dezeptive Remix)“ klingt durch seinen technologischen Rhythmus eine Spur nach Kraftwerk. Somit zeigt Nattefrost hier zwei unterschiedliche Gesichter, die allerdings Anleihen an große Elektroniker aufweisen und trotzdem sehr gut gemacht sind.

Zweiter im Bunde ist das Musikprojekt des deutschen Thorsten Quaeschning (Mitglied von Tangeine Dream), der mit seinem PicturePalace Music eine teils ehr Energie geladene und Bandmäßige Form der Elektronik bietet. Live tritt er mit bis zu fünf weiteren Musikern auf, was seinen Werken einen gehörigen Druck verleiht. Das zeigt er auch gleich auf dem Stück „Help Murder Help 2010“, bei dem es sich um eine aktuelle Version des Stückes aus dem Jahr 2007 von dem Album „Somnambulistic Tunes“ (Vertonung des Robert Wiene-Films „Das Cabinet des Dr. Caligari“) handelt. Es klingt hier in einer wesentlich raueren und dreckigeren Form als auf dem Studioalbum. Das zweite Stücke (an vierter Stelle) ist „Midsummer’s Morning“ vom aktuellen Album „Midsummer“. Das Stück ist gut 20 Sekunden kürzer als die Albumversion, große Unterschiede lassen sich aber nicht erkennen.

Der letzte Track von PicturePalace Music ist an Stelle Nummer sechs „Array Of Fading Flowers“, das sich ursprünglich auf dem 2008’er Album „Symphony For Vampires“ befindet. Auch bei diesem Stück kann ich keine Unterschiede (es ist lediglich zwei Sekunden länger) ausmachen. Bei den Tracks von PicturePalace Music lassen sich die Einflüsse, die zwangsläufig durch die Zusammenarbeit mit Tangerine Dream hervorgerufen werden, nicht verleugnen.

Der mehr als achtminütige Track „The Ceremony Of Innocence“ von dem aus London stammenden Mark Jenkins präsentiert eine Mixtur aus Elektronik und Gesang (Mischung aus sakralem, Weltmusik- und Operngesang), die mich ein wenig an den klassischen Klaus Schulze erinnert.

Ebenfalls aus Großbritannien kommen Airsculpture, die mit „Exploration Drive“ den mit fast 20 Minuten längsten Titel des Samplers stellen. Die Briten bieten typischen Sequenzer orientierten, einen von der „Berliner Schule“ geprägten Sound, der sich langsam entwickelt und der mit Fortlauf der Spieldauer an hypnotischer Wirkung zunimmt.

Auch wenn zwei Stücke von PicturePalace Music keine wirklich gravierenden Neuigkeiten bieten, so ist dieser Sampler doch all denen zu empfehlen die gute Elektronikmusik lieben. Mir gefällt diese Zusammenstellung gut, auch wenn hier in jedem Stück Bezug zu großen Elektronikern genommen wird. Und Sammlerstücke sind diese Sampler allemal.

Stephan Schelle, Dezember 2010

 
   

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