Rudolf Heimann – Polychronos
 

Rudolf Heimann – Polychronos
SynGate (2016)

(
8 Stücke, 55:52 Minuten Spielzeit)

Der aus der Nähe von Iserlohn stammende Elektronikmusiker Rudolf Heimann gehört schon seit vielen Jahren zur Elektronikszene. Dabei hat er immer Produktionen abgeliefert, die sich von denen der „Berliner Schule“ unterscheiden. Immer melodisch und mit einer Mixtur aus Elektronik und atmosphärischer Rockmusik, so stellen sich seine Veröffentlichungen dar. Grund genug für den Labelinhaber von SynGate (Kilian Schloemp) ein neues Unterlabel mit dem Namen Wave aufzubauen, das sich mit elektronischer Musik außerhalb von „Berliner Schule“ und experimenteller Ambientmusik beschäftigt.

 

 


Rudolfs neues Album trägt den Titel „Polychronos“ auf dem er den Hörer auf eine Reise quer durch die unterschiedlichen Stile der Elektronikmusik führt. Los geht es mit „Polychronos I“, das mit Piano und einem leichten Mike Oldfield-Touch beginnt. Dieser Track zeigt sich von einer symphonischen Seite mit leichter Rocknote, die vor allem durch die sehr organischen Schlagzeugrhythmen hervorgerufen werden. Piano und Flötensound sorgen für diesen symphonischen Part während sanfte Gitarrenklänge und das Schlagzeug wirken, als wäre hier eine Band am Werk. Das ist klasse gemacht.

Nahtlos geht es dann in „Polychronos II“ über. Das Stück wird bestimmt von Klängen die recht spacig und auch durchaus bedrohlich anmuten. Dieser Track besteht nur aus düsteren Flächen, die sich nur langsam entwickeln. Zum Ende hin wird es dann wieder heller und es geht nahtlos in „Polychronos III“ über. Ein pulsierender Rhythmus, der im Hintergrund durch Harmonien verziert ist, leitet in diesen Teil ein. Das klingt für mich nach Musik der Marke David Wright & Co. Dann kommt eine Melodie auf, die sich ins Ohr einschmeichelt. Jetzt habe ich das Gefühl Andy Pickford herauszuhören und doch ist es klar Rudolf Heimann, der hier am Werk ist. Immer mehr wird der Hörer in diese Musik gezogen, die jetzt auch wieder leichte Rockelemente aufweist und sich immer mehr steigert. Toll sind auch die Perkussionrhythmen die in der zweiten Hälfte aufkommen. Der Track endet im Stile von Progressive Rock. Zusammen bringen es die drei Teile des Titelstückes auf mehr als 17 Minuten Spielzeit.

„Triangulum“ besticht durch Sounds, die an Orgel erinnern und beschwört so ein bisschen den Progressive Rock der 70’er Jahre herauf, ohne den elektronischen Stil zu vernachlässigen. Aber der Einsatz von Schlagzeug und Gitarre sowie Flöte verstärkt diese rockige Note. Das mehr als neunminütige „Teratorn“ hat verschiedene Passagen die sowohl elektronische Musik wie atmosphärischen Artrock und einen fetten Basslauf mit Schlagzeug und Gitarre zu bieten haben. Eine tolle Mischung. „Cursus“ klingt mit seiner Hammondorgel, dem fetten Bass und dem, Schlagzeug wie von Uriah Heep oder Deep Purple aus den 70’ern entnommen. Und doch ist es elektronische Musik par Excellanze. Im fast zehnminütigen „Epitaphium“ kommen lang gezogene Synthiemotive auf, die an selige Pink Floyd Zeiten zur „Wish You Where Here“-Zeit erinnern. Man wartet förmlich jeden Moment darauf, dass die E-Gitarre von David Gilmour einsetzt und „Shine On You Crazy Diamond“ beginnt. Rudolf Heimann hat diese Stimmung auf seine ganz eigene Art sehr gut eingefangen. Ab der Hälfte setzt dann ein markantes Rhythmusmuster ein und das Stück bekommt eine neue Richtung. Dabei schält sich eine sehr schöne Melodie heraus. Den Abschluss bildet dann das rhythmische „Polychronos (Radio Mix)“, das in der Tat - unter anderem durch seine stellenweise Nähe zu Schiller & Co. - Radiotauglichkeit besitzt.

Mit „Polychronos“ ist Rudolf Heimann ein wirklich tolles Album gelungen, das noch viele Runden in meinem Player drehen wird. Tolle Melodien und atmosphärische Sounds vermischen sich mit rockigen Rhythmen und durchbrechen so die Grenzen der unterschiedlichen Genres. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, März 2017

 
   

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